14. Kapitel

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     Mit jeder Sekunde mehr schienen meine Augen zufallen zu wollen. Immer mehr und immer mehr. Es war bereits drei Uhr am Morgen und schon jetzt wollte ich einschlafen und gegen Reece' Schulter sinken. Doch der Film war noch nicht vorbei und ich wollte ihn noch zu Ende ansehen. Reece neben mir hielt sich auch noch wach, während die Hunde bereits tief und fest schliefen. Junior und Bronco schnarchten sogar leise. Allerdings störte mich das nicht. Stattdessen sah ich weiter auf den Bildschirm und hoffte, dass die Bediensteten sie endlich davon abhalten würden in den nächsten Zug zu steigen. Natürlich wusste ich, dass sie es schaffen würden.
     Dennoch... dennoch war ich bei dieser Szene immer gleich Feuer und Flamme. Reece' Blick lag plötzlich auf mir. Das konnte ich deutlich spüren. Eine Gänsehaut machte sich auf meinem Körper breit. Langsam drehte ich mich zu ihm und musterte ihn. Ein Lächeln lag auf seinen Lippen. »Du scheinst diesen Film ja zu mögen«, sagte er. Ich nickte, fand aber keine weiteren Worte dafür, sondern sah wieder zum Fernseher. Reece und ich hielten immer noch Händchen. Warum er seine Hand noch nicht aus meiner gelöst hatte war mir ein Rätsel, doch ich wollte auch nicht weiter nachfragen.
       Ich wollte es einfach nicht. Stattdessen genoss ich die Zeit lieber mit ihm. Nichts Schöneres konnte ich mir hierbei vorstellen. Reece kommentierte den Film zu meinem Glück nicht weiter. Er sah ihn sich einfach an und schien sogar etwas Spaß daran zu haben, obwohl es ein kitschiger Film, der gleichzeitig auch so schön war. An Weihnachten durfte es in meinen Augen kitschig sein. Jedenfalls störte mich das nicht großartig. Beide saßen wir da und sahen den Film an. Ein Lächeln lag auf meinen Lippen. Meine Lieblingsszene kam immer näher und näher.
       Auf der anderen Seite wusste ich, wenn diese kommen würde, dann das Film vorbei sein würde und Reece und ich langsam ins Bett gehen würde und dieser Tag somit vorbei war. Mir grauste davor, ob Reece morgen wieder keinen Ton von mir hören wollte und ob er mich wieder etwas von sich stoßen wollte. Davor grauste mir in der Tat. Denn ich wusste nicht genau, was ich dazu sagen sollte. Ich wusste nicht, wie ich handeln sollte. Ich wusste es einfach nicht. Denn, wenn er wieder so sein würde, dann würde ich... dann würde ich... Vermutlich ausrasten.

       Reece war kompliziert. Das hatte ich mittlerweile ja verstanden. Doch in meinen Augen war das einfach keine Ausrede. Es war wirklich keine Ausrede. Ich wollte einfach nur, dass wir uns verstanden. Vielleicht sogar mehr, doch das würde ich ihm nicht sagen. Denn das musste er auch nicht wissen. Mein Herz zog sich bei der Vorstellung zusammen, dass er mich morgen vielleicht wieder ignorieren konnte. Das wollte ich nicht. Das würde ich nicht durchstehen. Niemals. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals und ich schluckte. Dann lächelte ich aber wieder und versuchte für den Moment nicht weiter daran zu denken.
         Das war es nämlich nicht wert. Jedenfalls nicht in meinen Augen. Das war es einfach nicht wert. Überhaupt nicht. Deswegen sah ich mir weiter den Film an und genoss es. Es war ein Jahr her, dass ich ihn gesehen hatte. Diese Filme sah ich mir immer nur Weihnachtszeit an, um sie zu genießen. Unterm Jahr kam das einfach selten vor und würde auch so nicht mehr passieren. Niemals. Denn sonst würde man diese Filme an Weihnachten nicht mehr zu schätzen wissen. Jedenfalls war das meine Meinung. Der Film war schließlich schneller vorbei als mir lieb war und ehe ich mich versah lief der Abspann. Unruhig sah ich zu Reece, der auf den Bildschirm sah.
       Noch machte er keine Anstalten aufzustehen, doch ich hatte das Gefühl, dass sich das bald ändern würde. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals und schon wusste ich nicht mehr, was ich tun sollte. Sollte ich aufstehen und ihm eine gute Nacht wünschen? Was würde passieren, wenn er morgen wieder anderes mir gegenüber wäre? Würde ich das verkraften? Unschlüssig saß ich da und wagte es nicht mich zu rühren. Im Gegenteil. Stocksteif saß ich plötzlich auf der Couch und wusste nicht so recht, wie ich mich verhalten sollte, während Reece einfach weiter auf den Bildschirm starrte.
       Dann glitt sein Blick langsam zu mir. Ein müdes Lächeln umspielte seine Lippen. Seine Nase war wieder etwas roter. So sah es zumindest im Schein des Feuers aus. »Dann sollten wir wohl mal langsam ins Bett, nicht wahr?«, hakte Reece nach. Seine Stimme war etwas rau, sein Blick müde. Ich nickte und stand auf. Reece folgte meinem Beispiel. Im ersten Moment wollte ich seine Hand loslassen, da ich wusste, dass ich die DVDs aufräumen musste, doch irgendwie widerstrebte es mir seine Hand schon jetzt loszulassen. Auch er machte keine Anstalten seine Hand aus meiner zu lösen.
     Im Gegenteil. Sein Blick war auf mich gerichtet und er schien meine Hand noch etwas fester zu umklammern. Fragend sah ich ihn an und wartete darauf, dass er etwas sagte. Wartete, ob irgendwas von seiner Seite kommen würde. Er schluckte und sein Blick flirrte zu den Hunden, die ruhig am Boden lagen und schliefen. Junior hatte sich etwas bewegt, weil ich mich bewegt hatte, doch er schlief weiter. Reece seufzte und sah dann zu mir. »Dieses Weihnachten war anders als alle Weihnachten, die ich mit meiner Familie hatte. Es war schöner und ruhiger. Ich danke dir dafür.«

Frozen Together ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt