Kühle Wind blies mir entgegen. Die Kälte nahm rasch zu, obwohl die Sonne zwischen den Baumwipfeln hindurchschien und den Schnee glitzern lies. Dennoch war es bitterkalt und die Kälte stach auf meinen Wangen wie Nadeln, die mir entgegen geschleudert wurden. Die Hunde hatten ihren Spaß und schienen schneller und schneller zu laufen. Immer wieder brüllte Reece seine Befehle, wenn wir abbiegen mussten, oder die Hunde langsamer werden sollte. In der Ferne hörte man das Heulen eines Wolfes. Ein Heulen, dass von Sekunde zu Sekunde näher und näher kam. Im ersten Moment wollte ich angespannt sein und mich fürchten, doch da Reece keine Regung zeigte und entspannt war, war ich es auch.
In diesem Moment gab es für mich nun auch nichts, vor dem ich mich fürchten musste. Zumal mir klar war, dass die Wölfe uns nicht angreifen würden. Während der Fahrt sah ich oft, wie Schnee von den Bäumen rieselte. Ein Anblick, der schöner war als alles andere. Ein Anblick, den ich so schnell nicht vergessen würde. Generell war es in Alaska anders. Die Mentalität der Menschen war eine ganz andere. Hier war alles... entspant. Ruhig. Friedlich. Während es in den Städten auch schon hektischer war, aber noch immer ruhiger als in New York City. Einmal war ich dort zu Besuch gewesen und hatte meinen Ausflug bereut. Alle waren hektisch hin und her gelaufen, hatten Telefone am Ohr gehabt und hatten in ihrer kleinen Welt gelebt.
In ihrer Berufswelt, in der alles hektisch war. Hauptsache man schaffte alles in einer kurzen Zeitspanne. Meine Gedanken drohnten sich zu überschlagen, als ich ein paar Meter weiter tatsächlich einen Wolf entdeckte. Ein weißer Wolf, den man nur erkannte, weil er braune Flecken auf den Ohren hatte und seine Augen blau zu sein schienen. Wachsam glitten seine Augen über uns hinweg. Die Hunde reagierten auf ihn, sahen in seine Richtung. Reece hielt sie mit einem kurzen Befehl davon ab, in seine Richtung zu laufen. Stattdessen fuhren sie nun wieder auf dem Weg und richteten ihre Aufmerksamkeit nach vorne. Meine Aufmerksamkeit galt aber noch dem Wolf, der zwischen den Bäumen stand und uns beobachtete. Ein majestätisches Geschöpf, dass schöner nicht sein konnte.
Wie an diesen Lebewesen etwas antun konnte, wusste ich nicht. Selbst wenn sie mein Vieh reißen würden, könnte ich nicht schießen. Niemals. Sie waren zu anmutig, zu schön, zu wild. Sie waren wunderschön. Anmutige Wesen, die man nicht töten sollte. Jedenfalls nicht in meinen Augen. Der weiße Wolf stieß einen Ruf aus, dann verschwand er in den Tiefen des Waldes und lies uns allein zurück. Als eine kalte Windböe stark in mein Gesicht wehte, zog ich die Decke bis über meine Nase und kuschelte mich enger in den weichen Stoff. Hinter mir glaubte ich ein Lachen zu hören, war mir aber nicht sicher. Die Hunde liefen schneller, als Reece sie dazu antrieb. Der Schlitten schaukelte über ein paar Uneben im Schnee, die vermutlich von Wurzeln stammten. Reflexartig griff ich an den Aufbau des Schlittens, um Halt zu fassen.
Bei der Hinfahrt waren mir keine Unebenheiten aufgefallen. Vielleicht, weil Reece gestern langsamer gefahren war. Jetzt schienen wir es eiliger zu haben. »Warum fahren wir so schnell? Haben wir etwas gestohlen?!«, rief ich über den Wind hinweg, der plötzlich aufkam. Kein starker Wind, aber dennoch stark genug, um den Schnee vom Boden aufzuwirbeln. »Nein, das nicht. Aber du möchtest doch etwas lernen, nicht wahr? Die Lichtung ist noch etwas weiter weg, doch sie wird dir beim Lernen helfen. Da sind keine Bäume, gegen die du fahren könntest. Außerdem möchte ich dir keine Nachtfahrt auf dem Schlitten antun.« Diese Erklärung war ausreichend genug, änderte aber nichts daran, dass ich mich etwas unwohl fühlte, je schneller Reece wurde.
Die Hunde erblühten in ihrer großen Form. Sie alle schienen glücklich zu sein. Sie zogen den Schlitten als wären sie für nichts anderes auf der Welt. Als wollten sie nichts anderes tun außer das. Es war zu bewundern. Nein, gar zu beneiden. Denn ich konnte im Alltag nicht so eine Energie, geschweige denn so eine Motivation aufbringen. Ich bewunderte wie anmutig und graziös sie den Schlitten zogen, mit welcher Kraft sie das taten. Die Muskeln in ihren Körpern waren ausgeprägt und stark. Sie bewegten sich bei jedem Schritt im gleichen Rhythmus. Die Hunde waren eine Einheit. Sie bewegten sich im gleichen Tempo und unterstützen sich gegenseitig. In diesem Rudel gab es keinen Einzelgänger. Es gab nur diese Einheit, die das tat, was sie am besten konnte. Den Schlitten ziehen und führen. Selbst durch den dichten Wald.
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Frozen Together ✔
RomanceWinterurlaub in Alaska? Für Sky gibt es nichts Schöneres. Allerdings beginnt dieser bereits mit einem Unfall. Damit aber nicht genug, ihre Pechsträhne geht weiter. Die Hütte ist bereits besetzt. Von einem jungen Mann, der so kalt ist, wie der kältes...