Kapitel 34

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Ich wollte nicht, ohne etwas zu Noah gesagt zu haben, aus dem Krankenhaus gehen. „Lass mich zu ihm, Zac. Nur wegen dir ist es so weit gekommen, also lass mich zu ihm!“, flüsterte ich ihm wütend zu. „Er will dich nicht sehen“, sagte Zac. Ich fiel nicht darauf rein. Mit meiner ganzen Kraft stoß ich Zac zur Seite und betrat Noahs Zimmer. „Chloe?“, fragte Noah verwundert. Seine Eltern drehten ihre Köpfe zu mir und es waren ganze 8 Augen auf mich gerichtet. Beschämend richtete ich meinen Blick nur auf Noah und beachtete Noahs Eltern und Zac nicht. „Mum, Dad? Könnt ihr uns kurz alleine lassen?“, fragte Noah. Mit Verständnis verließen alle das Zimmer. Noahs Eltern waren mir noch jeweils ein Lächeln zu, während Zac mit finsterem Blick die Tür schloss und ich mit Noah alleine waren. Ich überlegte, was ich tun sollte. Mir der Gedanke, ihn einfach zu küssen durch den Kopf, aber ich fand es für keine gute Idee. „Komm doch und leg dich zu mir“, sagte Noah, bevor ich über etwas anderes nachdenken konnte. Ich weigerte mich nicht, sondern ließ mich darauf ein. Ich konnte seine starken Arme um mich spüren, als ich neben ihm lag. „Es tut mir leid, Noah. Ich hätte nicht mit Zac gehen dürfen, als du mich darum gebeten hast zu bleiben. Es war ein schrecklicher Fehler und ich werde es nie wieder tun. Du bist mir so wichtig, wichtiger als alles andere auf dieser Welt. Die letzten Wochen waren grauenvoll für mich. Ich war unkontrollierbar. Ich weiß nicht, wie es so weit kommen konnte, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es daran lag, dass ich dich verloren habe.“ „Du hast mich nicht verloren“, unterbrach Noah mich und legte seine weichen Lippen auf meine. Ich hatte ihn zurück. Das Gefühl hatte ich während des Kusses. Und ich war glücklicher denn je. Ich hatte zurückgewonnen, was ich verloren hatte. „Ich liebe dich“, hauchte mir Noah ins Ohr. Wie sehr ich es doch vermisst hatte, diese Worte von ihm zu hören. „Ich liebe dich mehr“, sagte ich und er strich mir mit dem Finger über die Hand. Durch die kreisenden Bewegungen wurde mein Herzschlag immer langsamer. „Ich konnte deine Gedanken lesen“, sagte ich, „als ich dich fast getötet hatte, wusste ich, was du dachtest. Da wurde mir klar, dass die Liebe keine Kraft mehr hatte. Sowas darf nie wieder passieren.“ „Das wird es auch nicht“, versicherte Noah mir. Auf einmal wurde die Tür aufgerissen und Zac stand mit gelangweilter Miene vor uns. „Schön, wie schnell du ihr verzeihst, Bruder. Dabei habe ich noch gedacht, dass du nicht so dämlich wärst.“ Es gab immer eine Person, die alles kritisierte. In diesem Fall war es Zac. „Ich gehe jetzt lieber nach Hause“, sagte ich und wickelte mich aus der Decke. „Ich komme dich nachmittags besuchen“, sagte ich und drückte Noah einen Kuss auf die Wange. „Schönen Heimweg“, meinte Zac noch ironisch zu mir. Ich schenkte ihm noch ein falsches Lächeln und ging dann. Die Sonne war bereits aufgebrochen und strahlte auf mich. Ein Lächeln bildete sich auf meinem Gesicht. Seit Wochen habe ich nicht mehr gelächelt. Ein Mädchen, das ich schon öfters gesehen hatte, lief an mir auf dem Weg nach Hause über den Weg und begrüßte mich. „Hallo“, sagte sie. Ich blieb stehen. „Kennen wir uns vielleicht?“, fragte ich. Sie kam mir bekannt vor, oder ähnelte jemandem nur bisschen. Sie öffnete ihren Mund um etwas zu sagen, verstummte jedoch und lief davon. Vielleicht kannte sie mich ja, ich sie aber nicht. Als ich nach Hause kam, schlief meine Mutter noch. Ich zog mich also nur schnell um und ging dann zur Schule. Ich hätte mich mehr auf die Schule gefreut, wenn Noah auch gekommen könnte. Im Bus traf ich aber Nate und Liz. Ich hatte zu Liz den Kontakt abgebrochen und mit Nate sprach ich sehr selten, aber an dem Morgen setzte ich mich zu ihnen. „Guten Morgen“, sagte ich munter. Überraschende Gesichter richteten sich auf mich. „Chloe! Setz dich zu uns“, sagte Liz. Ich lächelte und setzte mich auf den Platz neben Nate. „Wie geht es dir?“, fragte Liz. „Sehr gut“, antwortete ich und lächelte breit, „wie geht es euch?“ „Warum lächelst du so?“, fragte Nate ohne mir zu sagen, wie es ihm geht. „Ich habe mit Noah gesprochen.“ Ich musste noch breiter Lächeln. Ich sah Nate an. Desinteressiert sah er aus dem Fenster. Ich weiß nicht wie es kam, aber auf einmal wusste ich, wem das Mädchen ähnelte. Sie ähnelte Nate, eindeutig. Sie hatte die selben großen Augen, das selbe Lächeln, die gleichen Gesichtszüge. „Hast du eine Schwester?“, fragte ich Nate, der nicht einmal bemerkte, dass ich ihn etwas gefragt hatte. Ich stupste ihn an und wiederholte meine Frage. Leicht nickte er. „Wieso fragst du?“, fragte er. Ich schüttelte den Kopf. „Ich wollte es bloß wissen. Einfach nur um mich mit dir zu unterhalten“, ich redete so einen Schwachsinn. Aber ich merkte es nicht, weil ich mir den Kopf darüber zerbrach, was sie hier suchte. Vermutlich Nate, aber warum verfolgte sie mich? Ich meine, was will sie von mir? Warum treffe ich sie so oft. „Unterhalte dich am besten mit Liz. Ich bin heute nicht in Stimmung“, murmelte Nate vor sich hin. Ich sah Liz fragend an um herauszufinden, ob sie vielleicht wusste, was mit Nate los ist, doch sie wusste es scheinbar auch nicht, da sie nur mit den Schultern zuckte. Der Bus hielt dann schließlich und ich bemerkte, dass sich kein Schüler mehr auf dem Schulhof befand. Die Stunden hatten bereits begonnen. Zusammen mit Nat ging ich in unser Klassenzimmer. Ich wollte an die Tür in unseres Zimmers klopfen, doch er hielt mich davon ab. „Ich find es nicht gut, dass du Noah verziehen hast“, sagte er. Mit großen Augen sah ich ihn an. „Ich habe ihm nicht verziehen. Ich habe etwas falsch gemacht und er hat mir verziehen, Nate. Was geht es dich überhaupt an?“, gab ich frech zurück. „Chloe, ich sage dir ja nur meine Meinung und ich finde, dass du ihm nicht vertrauen solltest.“ Mein Mund öffnete sich langsam. Ich konnte nicht glauben, was er sagte. Die Tür vor uns wurde aufgerissen und unser Lehrer stand wütend vor uns. Die Falten an seiner Stirn waren deutlicher zu erkennen als sonst immer, dass geschieht aber nur, wenn er sich aufregt, was er tat. „Auf eure Plätze, aber sofort!“, schrie er, sodass ich zusammenzuckte. Nate sah mich warnend an und ging dann auf seinen Platz. Ich verdrehte die Augen und setzte mich ebenfalls. Ich konnte mich auf keinen Fall auf den Unterricht konzentrieren. „Warum sollte ich ihm nicht vertrauen?“, sagte ich so leise, dass nur Nate es hören konnte und mein Mund sich kaum bewegte. „Fragst du dich nicht, was er gemacht hat als du weg warst? Er hat dich nicht gesucht, Chloe. Warum?“ Ich wusste nicht, ob ich besorgt sein sollte oder ob ich Nate widersprechen sollte. Ich war aber schnell besorgt. „Weißt du etwas, das ich nicht weiß?“ „Ich habe mit Noah nur ein einziges Mal gesprochen. Ich fragte ihn dann zufällig, was er gemacht hatte als du bei Zac und mir warst, anstatt zu dir zu kommen, er meinte, dass er wegen Gabrielle nicht konnte.“ Mir wurde schlecht. „Sie hat ihn festgehalten, natürlich konnte er da nicht weg“, sagte ich, aber wusste, dass es nicht so war. Er konnte viele Gelegenheiten nutzen und gehen, zu mir. Er hatte es aber nicht getan. Warum konnte er dann nicht kommen? „Nein. Er hatte sie geküsst.“ Tränen stiegen mir in die Augen, wurden mehr, bis ich sie nicht mehr halten konnte und sie mir die Wangen hinunterflossen. Warum hatte er es mir nicht gesagt? Ich rannte aus dem Klassenzimmer und hatte nur ein Ziel - das Krankenhaus. 

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