Kapitel 45

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Zac sagte, nachdem ich ihm alles erzählte hatte, dass er niemanden mehr verwandelt hätte. „Sicher?", fragte Noah. „Ja", gab Zac zurück. „Ich würde sagen, wir gucken jetzt erstmal im Krankenhaus vorbei. Vielleicht erkennst du ihn ja, Chloe", schlug Zac vor. Mit Zac ging ich also ins Krankenhaus. Noah musste etwas für die Schule erledigen, hatte er gesagt. Aber ich glaubte es ihm nicht. Er wollte nicht mit Zac und mir ins Krankenhaus. Die ganze Situation war komisch. Ich wusste nie, was ich tun sollte. Denn wenn ich mich an einen von beiden wenden würde, dann wäre der andere eifersüchtig oder traurig, na ja, was man in so einem Moment einfach ist. Im Krankenhaus war niemand, der mir bekannt vorkam. Wir hatten uns viele Ärzte angesehen. Saßen in Fluren. Haben uns in die Notaufnahme eingedrungen und auf verletzt getan. Aber nichts half. Niemand kam mir bekannt vor. Hat er sich versteckt? Hat er vielleicht ganz die Stadt verlassen? Ich hatte eine Menge Fragen im Kopf, die ich so schnell wie möglich beantwortet haben wollte. Zac brachte mich wieder nach Hause. „Ich glaube du solltest dich so leise wie möglich wieder reinschleichen", sagte er mit einem breitem Grinsen, aber recht hatte er. Ich hatte mich rausgeschlichen, um ins Krankenhaus zu kommen. Meine Mutter hätte es nachdem ich in ‚Ohnmacht' gefallen war, nicht erlaubt, ganz sicher nicht. „Hilf mir lieber, als dich lustig zu machen", sagte ich. Dann half er mir durch mein Fenster mit einer Leiter wieder in mein Zimmer zu gelangen. Wie oft Noah diese Leiter schon benutzt hatte. Ich erinnerte mich an die Abende zurück, an denen er plötzlich vor meinem Fenster auftauchte. Ich bekam Schuldgefühle. Er hatte sich immer so viel Mühe gegeben, während ich alles zerstörte, mit seinem Bruder abhaute und mich in ihn verliebte. Ich trat auf die erste Stufe der Leiter. Zac legte seine Hand auf meine. Ich drehte mich zu ihm. Er legte seine andere Hand auf meinen Hinterkopf, zog mich an sich und küsste mich. Bei diesem Kuss fühlte ich nichts, außer Scham. Ich schämte mich. Ich war mit Noah zusammen und küsste hinter seinem Rücken Zac. Jetzt werde ich einen von beiden verletzen müssen und keiner von beiden sollte von mir verletzt werden. Zac merkte, dass ich den Kuss nicht erwiderte und ließ mich los. Ich sah beschämend auf meine Hände und ging die Leiter hoch. Als ich druch mein Fenster stieg, blieb ich mit der Jacke an einem Nagel hängen und fiel deshalb zu Boden. Meine Jacke zeriss und ich zog sie wütend vom Nagel weg, warf sie in den Mülleimer und kroch in mein Bett. Ich hatte den Drang dazu, erneut abzuhauen. Alles hinter mir zu lassen, mir eine neue Identität zu verschaffen und mein Leben ohne Zac oder Noah zu leben. So könnten sie glücklich werden, beide. Aber ich wimmelte den Gedanken schnell wieder ab. Ich konnte nicht wieder gehen. Ich konnte nicht bei jedem Problem die Flucht ergreifen, ich musste mich meinen Problemen stellen und ich sollte gleich damit anfangen und mich für einen von beiden entscheiden, oder für gar keinen. Ich zog es in Betracht, beide in Ruhe zu lassen und nie wieder mit ihnen zu sprechen. Aber es würde nicht klappen. Ich brauche sie und ich konnte mir auch kein Leben ohne die beiden mehr vorstellen. Ich schnappte mir eines meiner Bücher und fing an zu lesen. Ich hatte bereits alle meine Bücher durch, aber dennoch las ich sie immer und immer wieder. In letzter Zeit waren sie wie meine Ratgeber geworden. Ich wälzte mich in meinem Bett herum, lag mal auf dem Rücken, mal seitlich, mal auf dem Bauch. Bis ich verstand, ob ich Noah oder Zac verletzten sollte, wen ich verlassen sollte. Ich wickelte mich aus meiner Decke, rannte aus meinem Zimmer, dann die Treppe runter und schon war ich aus dem Haus. Ich war wild entschlossen, endlich dieses Hin und Her zu beenden. Ich überlegte auf dem Weg zu den beiden, was ich zu jedem von ihnen sagen sollte. Aber ich wusste schon, mit wem ich zuerst sprechen müsste. Völlig aus der Puste kam ich dort an. Ich lehnte mich an die Wand und atmete durch. Erst, als ich wieder regelmäßig atmete und mein Herzschlag sich beruhigt hatte, klingelte ich an der Tür. Nate machte auf. Haben Liz und er nicht endlich mal vor auszuziehen? „Zu wem möchtest du? Noah oder Zac?", fragte Nate. „Das wirst du gleich sehen", antwortete ich und lief an ihm vorbei die Treppe hoch. Ich raste auf sein Zimmer zu, stürzte hinein und sah ihm dann in seine großen Augen. Mein Herz raste wieder. Ich hatte Angst zu sprechen, aber ich bekam keine Zweifel mehr. Nichts könnte mich mit meiner Entscheidung verunsichern. „Noah", sagte ich. Mein Herz sprang mir fast aus der Brust. „Es tut mir leid." Er sah mich immer noch mit großen Augen an. „Es tut mir leid, was ich dir alles angetan habe. Dass ich einfach abgehauen bin, dass ich Zac liebe und dass ich dir nie die Liebe geschenkt habe, die du verdient hast." „Das hast du aber", sagte er, als wüsste er, was gleich kommen würde, denn er klang verletzt. Aber das hinderte mich nich nicht daran, mich von ihm zu trennen, für immer. „Noah, das Einzige, was uns noch hält ist die Vergangenheit. Ich habe so viel Tolles mit dir erlebt, aber auch genug Schlechtes. Und wie schön alles auch war, irgendwann muss man es dann beenden, wenn man weiß, dass nichts mehr geht. Und bei uns ist alles den Bach runter gegangen und wir können nichts mehr retten, egal was uns verbindet, welche Vergangenheit uns verbindet. Ich möchte dich nicht weiter warten lassen und noch mehr verletzten, als du es schon bist. Diese Entscheidung fiel mir nicht leicht, aber es war nötig. Tut mir leid." Mir fiel ein Stein vom Herzen. Ich war nicht davon gelaufen, ich hatte mich der Entscheidung gestellt und diese Erleichterung, dieses Gefühl, das war es wert. Ich umarmte ihn aber nochmal zum Abschied. Ich klopfte dann an Zacs Tür. Es kam kein Herein. Also riss ich die Tür auf. Er stand vor der Tür, er hatte auf mich gewartet. Er hatte alles gehört. Ich liebe ihn. Ich sah ihn mit breitem Grinsen an. Er blinzelte und öffnete seine Augen wieder, die funkelnd strahlten. Ich wollte nicht, dass Noah uns jetzt sah, aber er hatte seine Tür geschlossen und ich konnte nicht anders, als mich um Zac zu schlingen und ihn zu küssen. Es explodierte in mir, sodass es mir schwer fiel, mich wieder von ihm zu lösen. „Ich liebe dich", hauchte er. „Ich dich auch", sagte ich und küsste ihn nochmal, da mich seine Küsse süchtig machten, nach mehreren.

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