Kapitel 37

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Es vergingen erneut einige Wochen. Wochen, ohne Noah, ohne Zac, ohne meine Mutter. Ich hatte die Stadt verlassen. Mit meinem erspartem, wenigem Geld war ich davongelaufen. Meiner Mutter hatte ich einen Brief hinterlassen. Ich müsste etwas Wichtiges erledigen, hatte ich ihr geschrieben. Es war keine Lüge. Ich musste mich selbst beruhigen, entspannen von der schweren Zeit mit Noah. Über die Schule machte ich mir keine Gedanken, immerhin hätten die Ferien in ein paar Tagen begonnen. Nachdem ich verschwunden war, landete ich bei zwei Mädchen eines Colleges und sie hatten mir angeboten, bei ihnen zu schlafen. Natürlich nahm ich dieses Angebot an. Sie heißen Lou und Jenna. Ich hatte noch nie zuvor so verschwindene Freundinnen gesehen, die sich aber dennoch super verstehen. Ihr Leben bestand hauptsächlich aus Lernen, Arbeiten und auf Partys gehen. Es ist meiner Meinung nach ein spaßiges Collegeleben. Ich traf die beiden, als sie gerade von der Schule kamen und sich etwas zu essen holten. „Sieh dir diese Augen an, Lou“, hatte Jenna gesagt und Lous Blick richtete sich auf mich. „Sieh dir das ganze Mädchen an! Du bist eine Naturschönheit“, hatte mich Lou bewundert. So lernte ich die beiden kennen und zog bei ihnen ein, für eine Weile. „Heute ist Halloween!“, weckte mich Jenna eines Morgens. „Müsstest du nicht in der Schule sein?“, fragte ich verschlafen, nachdem ich kurz auf die Uhr gesehen hatte. „Meine Vorlesung fällt heute aus und dafür gehe ich zu Will. Wir bereiten alles für die Party heute Nacht vor“, erzählte sie mir begeistert. Will ist ein Junge aus ihrem Kurs und auch ihr bester Freund. „Eine Party?“, fragte ich und grinste. „Ja, und ich habe schon eine Vorstellung wie das alles ablaufen soll. Also, als erstes kommen die Gäste. Sie betreten ein Haus, das voller Klopapier ist“, Will hat ein Haus mit seinen Kumpels zum Wohnen während der Collegezeit gemietet, „Drinne ist es am besten! Überall hängen Spinnen oder stehen Skelette und noch vieles mehr. Ich will dir jetzt aber nicht alles verraten, sonst wird es langweilig. Ach übrigens, ich habe ein Kostüm für dich“, sagte sie und verließ für einen Augenblick mein Zimmer. „Es passt perfekt zu dir!“, sagte sie und kam mit einem Vampirkostüm zurück ins Zimmer. Mir stockte der Atem. Wusste sie, wer ich war? Ich hatte weder ihr, noch Loe davon erzählt, dass ich Vampir bin. „Klasse“, brachte ich so heraus. Jenna lächelte mich an, ich lächelte zurück. Sie wusste nichts, sonst würde sie anders mit mir umgehen. „Ich stehe jetzt auf, wollen wir dann zusammen frühstücken?“, fragte ich. „Ich muss jetzt leider los und noch so einige Sachen für die Party besorgen. Aber wir sehen uns abends. Um 21 Uhr geht‘s los“, teilte sie mir mit und ging dann auch schon. Alleine machte ich mich fertig und frühstückte. Daraufhin ging ich, wie jeden Morgen, den ich dort verbracht hatte, eine Runde spazieren. Da Jenna und Leo nah an ihrem College wohnten, lief ich immer auf dem Gelände dort rum. Aber an dem Morgen entschied ich mich dafür, woanders lang zu gehen. Alleine ging ich durch die vollen Straßen. Überall waren Studenten zu sehen, die sich beeilten. Bis die Straße dann beinahe leer war. Ich setzte mich für eine kurze Pause auf eine Bank. Ich hatte schon etwas länger kein Blut mehr getrunken und spürte, wie ich langsam immer schwächer wurde. Mir fiel auch auf, dass ich früher nie richtigen Durst hatte. Es war nur so, dass ich an Blut dachte und daran glaubte, schwach zu sein. Aber das vergeht und für eine Weile fühlt man sich einigermaßen gut, bis dann der wirklich echte Durst anfängt. Man kann nicht aufhören an Blut zu denken und ist kurz davor seinen Mitmenschen die Zähne in den Hals zu stecken, aber dennoch versuche ich stark zu bleiben. Das letzte Mal, als ich etwas getrunken hatte, war kurz nachdem ich Jenna und Loe kennengelernt hatte. Danach hatte ich kein Blut mehr. Als ich auf der Bank saß war mir etwas schwindelig. Ich sah durch die Straßen und konnte kaum fassen, wen ich sah. Noah lief hier rum. Ich lehnte mich zurück. Kraftlos sah ich ihm zu, wie er jeder Person ins Gesicht sah. Ich war begeistert von ihm, dass Gabrielle tatsächlich suchte, so wie ich es ihm geraten hatte. Es schmerzte ihn zu sehen, zu sehen, wie er ein anderes Mädchen suchte. Aus dem Grund zog ich mir meine Kaputze über den Kopf und ging zurück in die kleine Wohnung. Um 20 Uhr begann ich dann damit mich fertig zu machen. Loe war kurz nach Hause gekommen um die Kostüme von Jenna und ihr zu holen, ging dann aber auch wieder. Ich benutzte Jennas Theaterblut um mich zu schminken. Mein Gesicht war bleich, aber dennoch schminkte ich mich noch etwas heller. Ich soll ja wie ein Vampir aussehen und die normalen Menschen stellen ihn sich so vor, obwohl Vampire ganz normal aussehen, wenn sie genug trinken. Nach dem Schminken zog ich mir mein Kostüm an, welches aus einem schwarzen Umhang bestand und einem kurzen schwarzen Kleid. Ich verdrehte die Augen und grinste. Jenna hatte mal wieder extra etwas Kurzes für mich gewählt. Ich wollte so jedoch nicht aus dem Haus gehen und zog anstatt des kurzen Kleides eine schwarze Jeans an und dazu ein dunkelrotes Shirt. Das genügte. Die unechten Vampirzähne benutzte ich nicht, ich konnte nämlich auch genauso gut meine echten benutzen. Wie abgemacht war ich dann um 21 Uhr bei der Party und ich war beigeistert von dem Haus, genauer gesagt, von der Dekoration. Überall hingen Schlangen, Skelette oder es klebte etwas an der Decke, das langsam hinunterlief. „DasHaus hast du toll dekoriert!“, lobte ich Loe. „Danke, aber das war ich nicht alleine“, sagte sie und hakte sich bei Will ein. Er hatte ihr natürlich geholfen. „Du hast ja dein Kostüm ganz verändert!“, jammerte Jenna. „Das, was du mir gekauft hattest war auch nur eine Zumutung. So etwas ziehe ich doch nicht an“, rechtfertigte ich mich lachend. „Es hätte aber toll an dir ausgesehen!“ „Wo ist Loe?“, fragte ich etwas lauter, da die Musik aufgedreht wurde. „War sie nicht am Eingang?“ Ich schüttelte meinen Kopf. Jenna wurde von Will mit auf die Tanzfläche gerissen. „Vermutlich ist sie bei den Getränken!“, rief Jenna mir zu und wendete sich dann ganz von mir ab. Ich qutschte mich durch die immer mehr werdenden Menschen durch zu den Getränken. Loe war nicht zu sehen. Ich atmete genervt aus und nahm mir ein Becher in die Hand. Es war ein süßes, leichtes Getränk, zum Glück kein Alkohol. Es schmeckte so gut, aber es stillte nicht meinen Durst. Ich lief durch die kleinen Gänge des Hauses. Die Party war bereits am laufen und alle tanzten. Ich bekam alle Gedanken zu hören, aber achtete nicht darauf, sondern suchte mir jemanden, von dem ich trinken konnte. Es war schwer zu widerstehen, aber bei so vielen Menschen, bei so viel Blut konnte ich nicht anders. Deshalb ging ich rauf zu den Toiletten und betrat sie ohne vorher zu klopfen. Ein Junge sah mich verwirrt an. Er hatte sich gerade eine Flasche Cola aus der mit Eis gefüllten Badewanne genommen. „Na, wen haben wir denn hier?“, fragte ich und das Schloss der Tür fiel zu. „Danny. Ich bin Danny, und du?“ Er grinste, hatte keine Ahnung davon, was geschehen würde. „Den Vampiren“, stellte ich mich vor. „Das verrät mir dein Kostüme bereits, sag mir lieber wie du heißt.“ „Ich selbst nenne mich gerne so, auch, wenn ich nicht dieses Kostüm trage“, sagte ich und dann waren meine Zähne auch schon in seinem Hals und ich trank. Die Colaflasche fiel ihm aus der Hand und zersplitterte „Happy Helloween“, sagte ich, als ich fertig war und leckte mir das Blut von den Lippen. Ich wusste, dass es die beste Party meines Lebens werden würde.

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