Kapitel 15

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Auf einer Straßenbank erwachte ich am nächsten Morgen. Meine Arme, Beine und mein Rücken schmerzten. Es war eine ungemütliche Nacht, die ich nicht vergessen würde. Ich ging nach Hause, wo mich bereits meine Mutter erwartete. „Chloe. Wo warst du?“, fragte sie mich besorgt, „Ich kam morgens in dein Zimmer und weißt du wie schrecklich es war, zu merken, dass die eigene Tochter nicht in ihrem Bett liegt!“ Ich zog meine Jacke aus und hing sie auf. „Tut mir leid“, ich gähnte, „Ich habe bei einer Freundin übernachtet.“ Lügen, das war das Einzige, das ich konnte. „Du kannst mir ruhig sagen, dass du bei Noah warst“, sagte meine Mutter und grinste. Schockiert sah ich sie an. „Ich war nicht bei ihm“, ich lachte ein wenig, „Und ich bin auch nicht mit ihm zusammen, wir sind nur Freunde.“ Ich verschränkte die Arme vor der Brust. Mit einem vielsagendem Grinsen ging sie in die Küche. Ich ließ einen lauten Seufzer aus, sodass sie ihn hörte, und ging hoch in mein Zimmer. Schnell stopfte ich mir meine Schulbücher in die Tasche, zog mir etwas Frisches an und verließ dann das Haus. Ich beschloss in der Schule mit Noah zu sprechen. Meine Nahrung soll einfach weiterhin aus seinem Blut bestehen, so wie er es will, denn der gestrige Vorfall machte mir zu schaffen. Bevor ich Noah jedoch ansprechen konnte, sprach er mich an. „Ist das dein Ernst?“, flüsterte er wütend. Ich sah ihn fragend an. „Zac. Du hast Zac umgebracht!“ Ich bekam wieder seine Wut zu spüren. „Noah, es tut mir leid“, entschuldigte ich mich. Er hielt sich den Kopf und lief hin und her. Wie ich es doch hasse, wenn er das tut! „Das kannst du doch nicht machen! Er hatte Kinder!“ Mein Herz blieb beinahe stehen. Das hatte Zac mir nicht gesagt und er war doch so jung. „Er ist gearde mal zwanzig Jahre alt gewesen. Er hatte sicherlich keine Kinder“, versuchte ich mir mein schlechtes Gewissen auszureden. „Natürlich hatte er welche. Mein Bruder war mit ihm befreundet.“ Ich wollte auf die Knie fallen und anfangen zu weinen, doch ich versuchte stark zu bleiben, daher verdrehte ich die Augen. „Jetzt ist es auch vorbei. Ich kann daran auch nichts mehr ändern. Er ist tot.“ Noah ließ einen Lacher aus, der mich beunruhigte. „Es ist dir also egal, dass die Kinder jetzt ins Heim kommen, da ihr Vater nicht mehr lebt und die Mutter abgehauen war, nachdem sie das zweite Kind bekommen hatte. Die Kleinen haben jetzt niemanden mehr! Du bist ein Monster. Bring dich am besten selbst um“, er schrie es mir ins Gesicht, vor all den anderen. Dann ging er. Ich war den Tränen nahe und spürte die ununterbrochenen Blicke auf mir. „Ich bin kein Monster“, sagte ich und verschwand in der Schule. Ich rannte auf die Toilette und fing an zu weinen. Wut kam hinterher. Wie ich ihn hasste. Wie konnte er mir so etwas ins Gesicht sagen? Was ist nur los mit ihm! Ich dachte er würde mich verstehen und mir helfen, aber nein. Er macht alles nur noch schlimmer. Es klingelte zum Unterricht, jedoch beachtete ich es nicht. Weinend saß ich auf der Toilette und schlug gegen die Wände, die sich bereits bogen. Ich fühlte mich wie ein gefangenes Tier, nur dass ich mich selbst eingesperrt hatte. „Chloe“, rief Noah plötzlich. „Verschwinde!“, schrie ich. „Nein, es tut mir leid. Du bist kein Monster. Du kannst schließlich auch nichts daran ändern, zu was man dich gemacht hat.“ Ich lehnte mich an die Wand. Lautlos weinte ich, während er vor der geschlossenen Tür stand. „Komm raus. Ich habe das alles doch nicht so gemeint.“ Ich schloss die Tür auf und fiel ihm um den Hals. „Ich wusste doch nicht, dass er Kinder hatte“, sagte ich und schluchzte. Sanft legte er meinen Kopf auf seine Brust und strich mir durch das Haar. „Lass uns hier raus.“ Ich nickte. Wir setzten uns auf einen Tisch in der Schulkantine und holten uns heiße Schokolade. In der Schulkantine halten sich meisten die Schüler auf, bei denen der Unterricht ausfällt.Um uns herum saßen daher einige von ihnen. Ich schluürfte an meinen Becher. „Musst du nicht in den Unterricht?“, fragte ich. „Die Frage könnte ich dir ebenfalls stellen“, er lächelte und hatte recht. „Es tut mir wirklich so leid wegen der Sache mit Zac“, entschuldigte ich mich erneut. „Es ist schon okay, aber versprich mir eins, du wirst es nie wieder tun. Komm stattdessen zu mir.“ „Ja Noah, hätte ich gestern auch gerne getan, aber unser Streit...“ „Wir streiten uns sehr oft, kann das sein?“ Er lächelte. „Es kann nicht nur sein, es ist auch so“, gab ich zurück und lächelte auch. Er nahm einen Schluck seiner heißen Schokolade. Nachdem wir zuende getrunken hatten, gingen wir in den Unterricht. Ich entschuldigte mich für meine Verspätung und setzte mich an meinen Platz. Die Gedanken gerieten mir wieder in den Kopf und ich hörte mir einige an. Hinterhältig grinste ich vor mich hin. Die restlichen Stunden vergingen ähnlich. „Kommst du mit zu mir?“, fragte Noah und legte seinen Arm um mich. Lachend hob ich seinen Arm und nahm ihn von meiner Schulter. „Klar, aber mach das nie wieder.“ „Was? Das?“, fragte er und legte seinen Arm erneut um mich. „Ja genau das“, ich nahm seinen Arm wieder runter und lief zur Bushaltestelle. Gegenüber von der Straßenseite erblickte ich Joner und sein wütendes Gesicht, als Noah zum dritten Mal schon seinen Arm um mich legte und ich ihn liegen ließ. Angeberisch grinste ich Joner zu, der seine Hände zu Fäusten ballte. Ich war glücklich an dem Tag mit Noahs Bus mitfahren zu müssen, sonst wäre ich mit Joner in einem Bus und er würde sich wahrscheinlich wieder zu mir setzen. „Der Bus kam und ich stieg mit Noah ein. Aus dem Fenster aus streckte ich Joner noch einmal die Zunge raus und dann fuhren wir auch schon los, als sich alle endlich hingesetzte hatten. „Kochen wir uns gleich etwas?“, fragte Noah. „Wenn du wieder Spaghetti machen willst, wie beim letzten Mal, und dann wieder alleine, lieber nicht. Aber wenn wir zusammen kochen, gerne.“ Ich grinste breit. Er warf mir einen finsteren Blick zu. „Wir kochen lieber gemeinsam.“ Der Bus hielt und wir steigen aus. Gemeinsam liefen wir zu Noahs Elternhaus. Vor dem Grundstück blieb er jedoch stehen, ich machte es ihm nach. Stille herrschte, die ich brach. „Wollen wir hier noch weitere Stunden stehen bleiben? Wenn ja, ich hol mir noch kurz eine Tüte Chips und einen Sessel“, scherzte ich. „Er ist zurück“, sagte Noah und starrte auf das schwarze Auto, das in ihrer Einfahrt stand. „Wer?“, fragte ich verwirrt. „Mein Bruder.“ 

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