Kapitel 56

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Alles war falsch, was ich Noah angetan hatte. Jedes Mal, als ich ihn verletzt hatte, liebte er mich dennoch. Dass ich Gabrielle umgebracht hatte, das war zu viel. Ich war viel zu weit gegangen. Das sagte ich Noah auch, so gut ich es konnte. Meine Knie wurden weich, wie in dem Moment, als ich ihm gesagt hatte, dass ich ihn lieben würde. Er beugte sich langsam zu mir vor und ich drückte meine Lippen auf seine. Er legte seine Hand auf meine Wange und strich sie leicht während des Kusses. „Ich verzeihe dir", sagte er, „Alles." Ich spürte, wie mir eine Last von den Schultern fiel. Liz kam wieder und ich blieb in Noahs Arm. Er legte auch ihr den Arm um die Schulter und wir verbrachten den Tag so sitzend und auf Zac und Nate wartend. Sie kamen nicht. Auch, als die Sonne untergegangen war, hatten sie sich noch nicht blickenlassen. Liz forderte uns dazu auf, endlich zu den anderen zu gehen. Ich widersprach ihr nicht, jedoch ging ich vor. Es war bereits dunkel und ich musste erraten, in welche Richtung wir gehen mussten. Ich schätzte den Weg und hörte aus der Ferne verzweifelte Schreie. „Los!", schrie ich und rannte los. Die Schreie gaben mir die Richtung vor. Ich orientierte mich an ihnen, aber immer mehr kam mir das Gefühl, sie aus allen Richtungen zu hören. Ich gab keinen Laut von mir, denn sonst würde Harrsion uns hören. Ich erkannte ein kleines Licht und auch die Schreie waren mir näher als vorher. Ich blieb stehen. Liz und Noah kamen hechelnd nach. Bei der Dunkelheit konnte ich aber nichts erkennen. Ich wagte mich näher ran und gab den beiden das Zeichen, in Deckung zu bleiben. Je näher ich kam, erkannte ich zwei Gestalten, die an einen Baum gefesselt waren. Eine Person lief um den Baum herum, Harrison. Ich hatte einen Plan -alle beide zu befreien und Harrison zu töten. Vielleicht dachte er ja noch, ich wäre gefangen. Diese Chance sollte ich nutzen. Ich schlich mich ran. Auf dem Boden drängelte ich mich wie eine Schlange vor. Ich richtete mich auf und fiel zur Seite. Ich war in Schlamm getreten oder auf etwas anderes Weiches und hatte das Gleichgewicht verloren. Mit den Armen stützte ich mich und wusste, dass ich schnell handeln musste. Harrison hatte mich bemerkt. Ich stand auf und erkannte eine Waffe an Zacs Brust. Harrison hielt sie schussbereit an seinem Herzen. „Wage keinen weiteren Schritt, oder er ist tot." Ich bleb stehen, dachte nach, wie ich handeln sollte. Mein Plan war zerstört. „Bist du nicht überrascht, mich zu sehen?", fragte ich. „Nein. Ich wusste, dass du gegangen warst. Ich bin nicht ganz blöd. Ich hatte dir extra das Messer liegen lassen. Es war mein Plan, den du ausführen musstest. Du solltest die anderen holen. Und ich danke dir dafür, sie hergelockt zu haben." Ich war beeindruckt von seiner Klugheit, aber fühlte mich hintergangen und alles anderen als Stolz. Jetzt gab es nur noch eine Möglichkeit, alle zu retten, die ich retten konnte. „Gabrielle war nichts Weiteres, als eine Rolle in deinem Spiel?", fragte ich. „Ja." „Chloe, geh", sagte Nate. Zac zeigte keine Reaktionen. Er war bewusstlos. „Liz rennt weg!", schrie ich und rannte los. Ich meinte, schneller zu sein, als Harrison mit der Waffe. Aber Harrisons Schuss gewann den Kampf. Er schoss in Zacs Herz und ich spürte, wie mein Herz in Brüche zerfiel. Viele kleine Stücke, die nie wieder zusammengefügt werden konnten. Ich wollte fallen und mich nie wieder von der Stelle rühren, aber es gab noch eine Person zu retten. Ich zückte das Messer, mit dem ich auch Gabrielle schon getötet hatte, aus der Tasche und stoß es in Harrisons Herz. Er krümmte sich und ließ die Waffe fallen. Ich war stark genug und konnte das Seil, mit dem Nate an den Baum gefesselt war, zerreisen und ihn befreien. Harrison hatte sich das Messer aus der Brust gezogen und warf es in meine Richtung. Es traf mich ins linke Bein. Ich spürte ein leichtes Stechen, aber mich interessierte es viel mehr, wie ich an Harrisons Waffe kommen konnte, die auf dem Boden lag. Nate schnappte sie sich und richtete sie auf Harrison. Ich hatte es nicht erwartete, aber Harrison zog eine andere Waffe aus seiner Hose. Sie war kleiner, aber schien mir viel gefährlicher. „Nate, renn!", schrie ich. Er schoss auf Harrison, warf mir die Waffe zu und wurde noch von einem Schuss aus Harrisons Waffe gestreift. Harrison war abgelenkt, versuchte Nate abzuschießen und ich nutzte die Situation, zückte die Waffe in meinen Händen und schoss auf Harrisons Herz. Ich kniete mich in den Dreck auf dem Boden und ließ die Waffe sinken. Harrison fiel vor mir hin und regte sich nicht mehr. Es war vorbei. Ich konnte weinen. Aber ich war zu geschockt und verletzt. Mein Herz schmerzte mir und ich wünschte, zu sterben, aber ich kroch zu Zacs Leiche und befreite sie aus den Fesseln. Langsam legte ich ihn auf den Boden und legte mich dazu. Die Kälte seiner Hände, als ich sie berührte, durchzog mich. Ich sah ihn mir an. Seine blauen Adern waren auf seiner Weißen Haut zu erkennen. Seine Mundwinkel waren nach unten gerichtet. Er würde nie wieder lächeln können. Er würde mich nie wieder ansehen können. Er würde nie wieder mit mir sprechen können. Er würde nie wieder meine Küsse erwidern ökönnen, aber ich küsste ihn trotzdem und sein lebendiges Gesicht erschien mir vor Augen. Ich wünschte, ich könnte mich nur an so einen Zac erinnern, aber das Bild seiner Leiche würde ich nie wieder vergessen. Ich spürte, wie mir eine Träne die Wange hinunterlief, es aber keine weiteren Tränen folgten. Es war meine Schuld. Ich hätte in der Höhle sterben sollen! Ich hätte mir das Messer einfach selbst in die Brust stechen sollen! Noah kam, mit ihm Liz und Nate. Als Noah Zacs Leiche erkannte, fiel er auf die Knie. Ich stand auf, half ihm auf die Beine und führte ihn zu Zacs Leiche. Er legte seine Hand auf Zacs Brust und mit der anderen Hand verdeckte er die Wunde, die ihm Hariison zugefügt hatte. Noah und ich, wir hatten beide eine Person verloren, die wir liebten und ich erkannte den Sinn des Lebens, der war, alles zu genießen, was einem im Leben geschah und aus jedem Tag einen guten zu machen, bevor man stirbt. Ich war nie froh darüber, zum Vampiren geworden zu sein, aber wäre ich nicht verwandelt worden, hätte ich Noah niemals auf dem Flur weinen hören. Ich hätte ihn niemals besser kennengelernt. Ich hätte mich niemals in ihn verliebt. Ich hätte niemals Zac kennengelernt. Ich hätte niemals erfahren, dass er mich verwandelt hatte. Ich hätte niemals Liz und Nate kennengelernt. Und zum ersten Mal in meinem Leben sah ich das alles als ein großes Geschenk. Ich durfte ein Leben leben wie kein anderer. Und das schätze ich wert. Alles, was uns wiederfährt, sollten wir wertschätzen, auch die schlimmen Dinge, denn ohne sie wäre es kein Leben und ohne die Ereignisse, die mir wiederfahren sind, wäre ich nicht die Person, die ich jetzt bin. Ich liebe mein Leben. 

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Das letzte Kapitel dieser Geschichte! :)

Ich hoffe, dass sie denen, die sie gelesen haben, gefallen hat. ♥

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 14, 2015 ⏰

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