Kapitel 46

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Schweißgebadet erwachte ich aus dem Traum, der mich seit Tagen plagte. Ich zitterte am ganzen Körper und ich hatte Angst davor, mich aus meinem Bett zu bewegen und mich in die Welt da draußen zu wagen. Jeden Tag hatte ich fürchtete ich mich davor, der Person zu begegnen, von der ich träumte, denn ich kannte sie. Es war noch sehr früh, aber ich stand auf und war dann auch bereit, das Haus zu verlassen und mit dem Bus in die Schule zu fahren. Manchmal habe ich das Gefühl, der Bus fährt nur wegen mir so früh, weil ich die einzige bin, die um solch eine Uhrzeit schon in die Schule fährt. In letzter Zeit fuhr ich immer früher in die Schule. Die Einsamkeit dort war perfekt, um über einige Dinge nachzudenken, wie zum Beispiel den Traum. Ich würde aber auch nicht lügen, wenn ich tief im Inneren darauf wartete, dass Noah ebenfalls auftauchte, wie damals, und wir uns verabredeten, nur dass ich jetzt hoffte, wir würden reden, über alles. Er hatte seit der Trennung kein Wort mit mir gesprochen und mich keines Blickes gewürdigt. Ich hörte seine Gedanken wieder, aber nur zum Teil, wie früher. Gedanken über mich bekam ich nicht von ihm zu hören. Ganz sicher war ich mir nicht, aber ich hoffte, dass er an mich dachte, bloß dass ich sie nicht zu hören bekam. Ich schloss meine Augen und dachte an den Traum. Ich bekam wieder das Gefühl von Angst, öffnete daher meine Augen und vergewisserte, dass keine hier war, in der Schule war, außer mir. Die Schüler kamen aber nach einer Zeit, ich war nicht mehr alleine und schließlich begann auch der Unterricht. Ich war so in meinen Gedanken versunken, dass ich gar nicht merkte, als sich Nate im Klassenzimmer neben mich setzte und begrüßte. Erst als er seine Bücher laut auf den Tisch knallte, zuckte ich auf und begrüßte ihn. „Wo bist du mit deinen Gedanken immer? In letzter Zeit bist du kaum noch zu sprechen", sagte Nate und schlug sein Buch auf. Ich brauchte schnell eine Erklärung, dringend. Ich hatte aber keine, lachte daher dumm drauf los und tat, als ob ich nicht wüsste, was er meinte. „Ich bin mit meinen Gedanken immer hier. Was glaubst du denn wo ich bin?", versuchte ich zu lügen. Normalerweise konnte ich es besser. „Ich glaube du denkst pausenlos an Zac", Nate warf mir einen vielsagenden Blick zu. Ein Schauer durchfuhr mich, als er seinen Namen sagte. Ich hatte mit ihm nicht über meine Träume gesprochen. Der Traum, ich verlor mich wieder in ihm. „Chloe!", schrie Nate auf. Unser Lehrer kam gerade ins Klassenzimmer und musterte Nate mit einem merkwürdigem Blick. „Der Unterricht beginnt", sagte ich, um die Unterhaltung zu beenden und wandte meinen Blick von Nate ab. Die Stunden vergingen und es klingelte endlich zum Schulschluss. Die Schüler packten stürmisch ihre Taschen und verließen augenblicklich den Raum. Ich ließ mir Zeit, war die Letzte, die den Raum verließ und auch die Letzte, die die Schule verließ. Zac wartete vor dem Schuleingang auf mich. „Noah möchte mit dir sprechen", sagte er, als ich ihn umarmte. Hoffnung auf Versöhnung sprühte in mir auf. „Wo ist er?", fragte ich. „An der Bushaltestelle. Ich werde bei dir vor der Haustür auf dich warten", sagte Zac, gab mir einen Kuss und verschwand aus meinen Armen. Ich bewundere, wie schnell er ist. Ich ging zu Noah rüber. Er lächelte, aber das Lächeln verschwand schnell wieder. „Nate meint, du wärst nicht mehr ganz du selbst", sagte er, mit besorgtem Ton. Ich lächelte, gespielt. „Nate, er weiß nicht, was er eigentlich redet, glaub ihm nicht." „Ich glaube, dass er wohl weiß, was er sagt. Er sagt nie etwas Falsches, Chloe. Rede mit mir, oder mit Zac. Aber rede bitte mit jemandem. Zac meint auch, das du mehrmals ganz wo anders bist." „Du hast mit ihm über mich geredet?" Ich lief los, immerhin wollte ich nach Hause. „Er hat mit mir gesprochen. Ich sollte mit dir reden. Also rede, bitte." Er lief neben mir her, sah mich an, aber ich schenkte ihm keinen weiteren Blick mehr. „Also wolltest nicht du mit mir reden, sondern Zac wollte, dass du mit mir sprichst." Meine Hoffnung zerplatzte. „Hat er dir gedroht?" „Darum geht es nicht. Wir wollen nur erfahren, was mit dir los ist", er versucht Ruhe zu bewahren. „Du meinst woh,l er möchte wissen, was mit mir los ist. Ich interessiere dich doch gar nicht mehr." Ich wusste nicht, worauf ich wütend war, aber irgendwann dämmerte es mir dann -ich war Noah egal, und das machte mich fertig. Während er mir noch so viel bedeutete, war ich ihm egal. Wie konnte ich ihm nach so kurzer Zeit schon so unwichtig werden? „Wie kommst du darauf, dass du mich nicht mehr interessierst?" Ich sah ihn nun an, konnte meinen Blick nicht mehr von ihm fernhalten. „Du redest nicht mit mir. Du siehst mich nicht an und ich kann deine Gedanken über mich nicht lesen, deswegen weiß ich nichtmal ob du an mich denkst", ich schnappte nach Luft, „Ich denke an dich, frage mich, wie es dir geht und was du machst, und ich wollte dich nicht ansprechen, weil ich nicht von dir abgewiesen werden wollte, aber das werde ich." „Ich denke an dich, ununterbrochen. Und jetzt sag mir, was mit dir los ist." Es beruhigte mich, das zu hören. „Warum wollte Zac, dass du mit mir sprichst? Warum tut er es nicht selbst?" „Er meinte, du würdest mit ihm nicht über sowas reden." Das hatte ich auch nicht, bis jetzt, und hätte er mich angesprochen, hätte ich ihm dann von dem Traum erzählt? „Chloe, erzähl mir was mit dir los ist." „Ich habe seit Tagen den selben Traum. Immer den gleichen und ich versteh nicht, wieso. Aber es macht mir Angst und ich wache früh am Morgen auf, kann nicht mehr einschlafen und möchte auch nicht aufstehen, weil ich nicht der Person aus meinem Traum begegnen will, aber ich werde es, irgendwann, eines Tages." „Was und von wem träumst du?" Ich war nicht bereit, von meinem Traum zu sprechen, oder von der Person, die mir jede Nacht zur Hölle macht. Ich wollte den Traum keinem anvertrauen, aber ich konnte ihn auch nicht länger für mich behalten. „Versprich mir, dass du es keinem erzählst." „Versprochen", sagte Noah und ich nahm noch einmal tief Luft.

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