Kapitel 22

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„Chloe es tut mir so leid“, hörte ich eine ganz leise Stimme im Unterricht sagen. Es war Noah. Er weiß ja, dass ich ihn hören kann. Er konnte mich aber nicht hören, doch ich wollte ihm so gerne verzeihen. In der Pause rannte ich ihm daher in die Arme. „Ich will nicht, dass es so anfängt“, gestand ich und drückte ihn fest. „Ich doch auch nicht“, sagte er und ich löste mich von ihm. An seiner Unterlippe entdeckte ich eine Wunde. „Von Joner?“, fragte ich, obwohl ich mir die Frage auch selbst beantworten konnte. Noah nickte. „Er hat mich getroffen“, sagte er böse. „Noah, er ist ein Idiot. Vergiss ihn“, beruhigte ich ihn wieder. „Du hast recht“, gab Noah zurück und wir sprachen nicht mehr über Joner, sondern genossen die Pause, die wir gemeinsam verbrachten. Wir verabredeten uns am Nachmittag gemeinsam in die Bibliothek zu gehen. Was wir dann auch taten. Ich fuhr aber erstmal nach Hause, als die Schule zuende war. „Mum, ich komme etwas später, ja?“ „Kein Problem, du hast morgen ja keine Schule, kannst ruhig noch etwas länger wegbleiben als sonst“, teilte mir meine Mutter lächelnd mit. Ich wollte sie umarmen, doch ich verabschiedete mich nur kurz von ihr, da Noah draußen auf mich wartete. Strahlend ging ich auf ihn zu. Er legte seinen Arm um mich und so schlenderten wir zur Bushaltestelle. Immer wieder drückte er mir Küsse auf die Wange. Im Bus hielt er dann meine Hand. Durch den leichten Druck, spürte ich, wie sehr er mich doch mochte, da er mich ununterbrochen anlächelte. Ich war mir sicher, ob ich ihn einfach nicht genauso sehr mochte, liebte oder was auch immer, wie er mich, oder ob ich meine Gefühle einfach nicht zeigen wollte. Ich hoffte, dass ich meine Gefühle bloß nicht zeigen wollte. Hand in Hand liefen wir nach der Busfahrt in die Bibliothek. Ich durchlief alle Regale, stapelte mir mehrere von Büchern, die mir gefielen und machte es mir daraufhin auf einem Sessel gemütlich. Noah ist gleich in die andere Richtung der Bibliothek gelaufen und so haben wir uns schließlich verloren, irgendwo in den Regalen voller Büchern. Aber ich war mir sicher, dass er mich finden würde, deswegen begann ich zu lesen. Als ich meinen Blick nach einer Weile kurz aus dem Buch richtete, fiel mir ein etwas dickeres Buch auf. Es war älter und ich wunderte mich, woher es kam. Ich hatte es noch nie zuvor gesehen. Ich stand vom dem Sessel auf und ging auf das Buch zu, welches mich zu sich zog. Als sollte ich dieses Buch finden. Doch plötzlich wurde ich an meinem Arm weggerissen und stand dann auch schon vor Noah. Zwischen den Regalen standen wir uns nun gegenüber und er lächelte. Mit seinem Finger strich er mir eine Strähne aus dem Haar. Dann legte er seine Lippen auf meine. Der Kuss war so schön, doch ich hatte die ganze Zeit das Buch im Hintergedanken. Noah drückte mich gegen das Regal und ich erwiderte weiterhin den Kuss. Plötzlich bekam ich ein unwohles Gefühl. Meine Sinne wollten mir etwas sagen, aber ich konnte nicht einordnen, was. Ich hörte auf Noah zu küssen und drückte ihn leicht von mir weg. Er sah mich fragend an, als er mein verwirrtes Gesicht sah. „Chloe, was ist?“ Ich schüttelte den Kopf, um wieder klar denken zu können, doch es ging nicht. Es dauerte eine Weile an, bis das Gefühl vorrüber war. „Hast du etwas gehört? Etwas Auffallendes?“, fragte ich Noah. Er schüttelte seinen Kopf. Ich lief schnell zum Buch, welches noch da war. Ich atmete aus und schnappte es mir. „Was ist das?“, fragte Noah. „Ich weiß nicht. Aber sieh mal wie alt es ist und abgenutzt. Es ist auf jeden Fall nicht nur so gemacht worden und auch nicht neu. Es ist wirklich so alt, wie es aussieht“, antwortete ich und betrachtete das Buch in meinen Händen. Nach kurzer Überlegung steckte ich es auch schon in meine Tasche. „Chloe, was tust du da? Das ist Stehlen!“, sagte Noah besorgt. „Ich muss es mit nach Hause nehmen. Ich glaube, ich habe es nicht aus Zufall gefunden“, versuchte ich Noah zu erklären. Er verdrehte die Augen. Ich ignorierte es und zog ihn hinter mir her aus der Bibliothek. In schnellen Schritten lief ich mit Noah durch die Straßen. „Wohin gehen wir?“, fragte er. „Zu dir nach Hause“, sagte ich. „Zu mir? Was wollen wir da?“ „Ich muss zu Zac“, gab ich zurück und lief stumm weiter. Noahs Seufzen war nicht zu überhören. Als wir ankamen öffnete mir Noah die Haustür und ich rannte die Treppe rauf. Ich ging gleich in das Zimmer, das gegenüber der Treppe lag. Zac saß dort und überlegte. Er reagierte nicht auf mich. Er bemerkte mich sicherlich nicht einmal. „Zac. Sieh dir das an“, sagte ich und riss ihn aus seinen Gedanken. Ich zog das Buch aus meiner Tasche und hielt es ihm hin. Noah kam nun auch ins Zimmer und setzte sich ohne auch nur ein Wort zu sagen auf das Sofa, das in dem Zimmer stand. Zac nahm mir das Buch ab und blätterte einige Seiten durch. „Woher hast du es?“, fragte er. „Aus der Bibliothek. Es stand dort, aber ich glaube nicht, dass es der Bibliothek gehört und es ist auch kein...“ „Ich weiß wem es gehört“, unterbrach mich Zac. Ich sah ihn verwundert an. „Wem?“ „Gabrielle.“ Mich durchzog ein kalter Schauer. Das Buch gehört Noahs toter Freundin? „Gabrielle? Meiner Gabrielle?“, fragte Noah. Zac nickte. „Ich muss dir etwas sagen Noah.“ Er klang ernst. Ich bekam ein schlechtes Gefühl. Noah wartete gespannt auf Zacs Antwort, ich auch. „Sie lebt noch.“ 

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