Kapitel 25

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Wie schwer es mir auch fiel Noah zu ignoriren, ich hatte es geschafft. Ich würdigte ihn keines Blickes, damit er das selbe Gefühl bekam wie ich an dem Morgen, falls er zu mir sah. Jedoch war ich wieder alleine. Keiner setzte sich in den Pausen zu mir. Es machte mich traurig, aber ich ließ es mir nicht anmerken. Ich blieb stark. Auf dem Weg nach Hause setzte Noah sich shließlich zu mir. Ich beachtete ihn nicht, obwohl mir die vorherige Nacht leid tat. Ich hatte es nicht gewollt ihn zu beißen. Noah griff nach meiner Hand und hielt sie mit leichtem Druck fest. Er war etwas nervös. Das spürte ich. Ich lößte mich aus seinem Griff und kramte meinen Block und einen Stift aus meiner Tasche. „Ich wollte nicht, dass so etwas wie gestern geschieht“, schrieb ich auf einen Zettel und reichte ihm meinen Block. Er las es sich durch, nahm mir den Stift ab und antwortete mir. „Ich doch auch nicht“, schrieb er. „Es tut mir leid“, sagte ich und mir fiel dabei ein Stein vom Herzen. Er legte seinen Arm um mich und ich drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Lass uns abhauen“, flüsterte er, sodass nur ich es hören konnte. Ich sah ihn verwundert an, lächelte aber. „Wohin?“, hauchte ich in sein Ohr. „Ich weiß nicht. Ich will nur für einen Tag aus dieser Stadt, mit dir“, erklärte Noah. „Ich bin dabei“, sagte ich. Als der Bus hielt stiegen wir aus und anstatt nach Hause zu gehen, gingen wir zum Bahnhof. Wir warteten auf den nächsten Zug und fuhren dann gemeinsam Richtung Norden. Wohin genau wir wollten, wollten wir spontan entscheiden. „Ich kann es gerade nicht glauben, was wir tun“, sagte ich aufgeregt und drückte Noahs Hand. „Wir sind ja nur für einen Tag weg“, beruhigte er mich. „Ich glaube nicht, dass ich Ärger bekomme. Du sicherlich schon.“ Er lächelte mich breit an. „Das ist es wert.“ Er legte seine Lippen auf meine und ich bekam wieder diese Sanftheit zu spüren. Der Zug fuhr langsam los und es flogen rosafarbige Blätter gegen die Fensterscheiben des Zuges. Es sah wunderschön aus, da die Sonne ebenfalls durch die Bäume in Strahlen in den Zug strahlte. Die Zugfahrt dauerte nicht lange und wir stiegen nach kruzer Zeit aus. Wir waren in einer Kleinstadt gelandet. Mich verwirrte es ein wenig, dass es einen Bahnhof in so einer kleinen Stadt gab. Die Stadt war aber sehr heimlich. Man hatte dort das Gefühl, dass sich alle gegenseitig kennen würden. Die Leute sahen uns daher sehr verwirrt an oder lächelten, da sie uns nicht kannten. Es begrüßten uns jedoch alle. „Die Leute hier sind so freundlich! Ich liebe Kleinstädte“, sagte ich verzaubert. Es fühlte sich gut an, dort zu sein. Man hatte einfach das Gefühl dort richtig zu sein. Wie zu Hause. Ich entschied dort hinzuziehen, wenn ich alt genug sein sollte. Noah hatte den Arm um mich gelegt und wir liefen durch die Straßen. Noah bekam Hunger und wir gingen in ein kleines Cafe. Er bestellte uns beiden jeweils einen Burger und eine Cola. Es schmeckte köstlich. Ich konnte nicht nicht genug davon kriegen und war daher etwas betrübt, als ich es auf hatte, obwohl ich satt war. „So leckere Burger gibt es bei uns nicht! Das ist ab jetzt echt mein Lieblingscafe“, sagte ich als wir dabei waren das kleine, an der Ecke versteckte Cafe zu verlassen. „Es war wirklich lecker“, sagte Noah. Wir liefen noch Hand in Hand durch die Straßen bis wir in eine Straße einbogen und sie einmal durchliefen. Am Ende der Straße lag eine große Wiese. Sie ähnelte der Wiese bei uns in der Stadt, war aber viel schöner. Sie hatte einen großen Teich, die Blumen strahlten aus dem hohen Gras heraus und die Vögel zwitscherten aus den Bäumen. Ich lief geradewegs auf die Wiese und zog Noah hinter mir her. Ich drehte mich im Kreis und genoss den Moment auf der großen, schönen Wiese. Andauernd musste ich lachen. Keiner war da, außer uns. Als wir bereits ganz weit weg von der Straße enfernt waren, ließ ich mich ins Gras fallen. Noah legte sich zu mir. „Wow“, sagte ich. „Du bist wow“, sagte Noah und beugte sich über mich. Seine blauen Augen strahlten mich an. Ich nutzte den Moment und küsste ihn. Er löste sich schließlich wieder von mir und legte sich auf eine Seite sines Körpers. Er stützte den Kopf mit der einen Hand und mit der anderen zupfte er Blumen von ihrem Halm ab und befestigte sie in meinen Haaren. „Du bist so schön!“, sagte er und starrte mich an. Ich wurde leicht rot. „Stehen mir die Blumen?“, fragte ich und richtete mich auf, um ihm meine Haare zu präsentieren, die bereits mit Blumen bedekct waren. „Natürlich. Immerhin habe ich sie dir ins Haar gesteckt“, sagte er und grinste. Ich lächelte. „Ich will nicht mehr nach Hause“, sagte ich. „Ich auch nicht“, gestand Noah. Ich legte mich wieder zu ihm und kuschelte mich an ihn. „Wo ist Gabrielle?“, fragte ich. „Ich weiß nicht. Sie ist gestern Abend sofort gegangen, nachdem sie mich nach Hause gebracht hatte.“ Ich war erleichtert. Sie war also nicht noch bis spät in die Nacht bei ihm. „Wo war mein Bruder?“, fragte Noah. „War er nicht zu Hause?“, fragte ich irritiert. „Nein. Die ganze Nacht lang nicht“, sagte Noah. Ich fragte mich nun auch, wo er gewesen sein könnte. Ich hatte den Gedanken, er wäre wieder gegangen. Den Gedanken konnte ich daraufhin nicht mehr aus meinem Kopf drängen. Er konnte mich nicht wieder alleine lassen! Schon gar nicht mit Gabrielle. Obwohl sie würde ihm wahrscheinlich folgen, falls sie nicht bei Noah bleiben wollte. „Worüber denkst du nach?“, fragte Noah. „Wo hätte er die ganze Nacht lang sein können? Und wo ist er jetzt?“, fragte ich bedrückt. „Zerbrech dir bitte nicht den Kopf darüber“, bittete mich Noah. Ich konnte ihm die Bitte aber nicht erfüllen. „Meinst du er ist gegangen?“, fragte ich. „Es ist mein Bruder. Bei ihm ist alles möglich. Er macht das, was er will“, erklärte Noah. Dieser Satz ging mir für die restliche Zeit, die wir in der anderen Stadt waren, nicht mehr aus dem Kopf. Als es dunkel wurde, fuhren wir mit dem Zug zurück in unsere Stadt, in unser Leben. Im Zug hatte mir Noah auf der Toilette noch ein wenig Blut gegeben, bevor wir da waren. Als wir dann schließlich ankamen, war es bereits stockfinster. „Soll ich dich noch nach Hause begleiten?“, fragte Noah. Ich schüttelte den Kopf. „Ich begleite dich“, sagte ich und lief etwas schneller. Ich hatte das Gefühl mein Kopf würde platzen, wenn ich nicht bald wüsste, wo Zac gewesen war und wo er nun war. „Du willst doch jetzt nicht ernsthaft nachsehen, ob er noch hier ist?“, fragte Noah unglaubwürdig. „Er kann mich nicht einfach immer alleine lassen“, sagte ich zu Noah. Er verdrehte die Augen, da war ich mir sicher. Wir waren nah an Noahs Haus, als ich Schritte hörte. Ich lief ihnen entgegen und dann stand ich auch schon vor Zac. „Gott, ich dachte du wärst wieder abgehauen!", schrie ich ihn an. Er sah mich verwirrt an. In seinem Gesicht merkte ich aber, dass ihn etwas bedrückte. „Sag du mir lieber, wo du warst! Ich habe den ganzen Tag nach dir gesucht, bis ich gemerkt hatte, dass mein toller Bruder auch weg ist!“ Seine Wut brachte mich durcheinander. Irgendwas war geschehen. „Was ist denn bloß los zwischen euch?“, mischte sich Noah ein. Weder Zac, noch ich beachteten ihn. „Sie sammelt alle zusammen“, sagte Zac. Meine Knie wurden weich. Mit ‚Sie‘ war Gabrielle gemeint und mit ‚Alle‘ die ganzen anderen Vampire, die sich nicht zurückhalten würden Zac zu töten. „Wir müssen verschwinden“, sagte Zac. Ich widersprach. „Nein!“ „Du hast mir gesagt, du würdest mir helfen“, sagte er. „Sie wird auf jeden Fall nicht mit dir gehen!“, sagte Noah. Er verstand natürlich nicht alles. Ich hatte ihm ja schließlich gesagt, dass Zac wollen würde, dass ich mit ihm abhaue, doch es war nicht die Wahrheit. Jedoch war das, das mal nicht die Wahrheit war, nun wahr geworden. „Sie muss“, sagte Zac. „Ich muss gar nichts“, sagte ich. „Willst du wirklich das Leben deiner Familie und Noah auf‘s Spiel setzen?“ Waren sie in Gefahr? Ich wusste nicht, ob ich Zac trauen konnte. „Sie werden nicht verletzt“, sagte ich. „Wer sollte sie verletzen?“, fragte Noah, er bekam jedoch wieder keine Antwort. „Ich werde gehen“, sagte Zac, „Und ich wäre dir dankbar, wenn du mitgehen würdest.“ Seine bebende Stimme und seine glasigen Augen überredeten mich. Ich drehte mich zu Noah und küsste ihn noch ein letztes Mal, bevor ich mit Zac zusammen in der Dunkelheit verschwand. 

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