Kapitel 13

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Ich glaube, dass Noah und ich sehr gute Freunde geworden sind. Nein, ich bin mir sogar ziemlich sicher. In den Pausen bin ich nie alleine. Er ist da, immer. Auch die Nachmittage verbringen wir sehr oft gemeinsam. Es war die richtige Entscheidung ihm davon zu erzählen, wer ich wirklich bin. Es hat unsere Freundschaft verstärkt. Jedoch quält er sich jetzt damit herauszufinden, wer mich verwandelt hat. „Ich versteh nicht, wer dir so etwas antut und dich dann auch noch im Stich lässt“, sagte er, während wir zu einer freien Bank auf dem Schulhof liefen. „Zerbrech dir nicht den Kopf darüber. Ich brauche die Person nicht mehr.“ Wir setzten uns und er biss in sein Brot. „Aber rächen kann man sich dennoch“ murmelte er. Ich verdrehte die Augen und ließ meinen Blick durch das Schulgebäude schweifen. An einem Mädchen blieb mein Blick hängen. Pausenlos starrt sie Noah an. Ihre Gedanken brachten mich zum lächeln. „Wie gerne ich jetzt seine weichen Lippen küssen würde.“ Ich beugte mich zu Noah vor. „Siehst du das Mächen dort, die dich die ganze Zeit anstarrt?“ Er seufzt. „Natürlich sehe ich sie.“ „Sie mag dich“, flüsterte ich ihm zu. Er drehte sich zu mir. „Ich weiß, schon seit der achten Klasse.“ Ich versuchte mir ein lautes Loslachen zu verkneifen. „Geh doch mal mit ihr aus“, schlug ich ihm vor. Mit großen Augen sah er mich an. „Sie redet wie ein Wasserfall, das würde ich nicht aushalten.“ Er ärgerte sich, so eine Verehrerin zu haben. Ich konnte mir das Lachen nicht mehr verkneifen und lachte laut los. Ich brauchte einige Minuten, um mich wieder zu beruhigen. „Wie schade.“ Noah warf mir einen finsteren Blick zu und sah dann wieder weg. „Hast du hunger?“, fragte er. Er meinte damit natürlich, ob ich durst hätte. Ich hatte mich mit ihm darauf geeinigt, dass ich von ihm trinke, um keine Menschen mehr zu töten. Der Vorschlag kam natürlich von ihm und nach einer langen Weile, in der er mich versucht hat, dazu zu überreden, von ihm zu trinken, stimmte ich schließlich zu. „Ein wenig“, sagte ich. „Komm“, er stand auf und wartete auf mich. Ich stand ebenfalls auf und folgte ihm hinter die Schule. Sachte nahm er sein Verband ab und reichte mir sein Handgelenk. Die Wunde, die ich verursacht hatte, war noch klein, hamlos. Aber würde sie so bleiben? Ich stoß meine Zähne hinein und ließ sein warmes Blut in meinen Körper einfließen. „Noah, ich kann auch einfach im Krankenhaus trinken“, sagte ich ihm, als ich fertig war. Er schüttelte seinen Kopf. „Nein, du trinkst von mir. Ich bestehe darauf.“ Es klingelte zur nächsten Stunde und wir gingen zurück in unsere Klassen. Nach der Schule ging ich mit ihm zum Mittag in eine Pizzeria. „Im Internet steht auch nichts über weitere... du weißt schon“, sagte er zu mir über den Tisch vorgebeugt. „Da habe ich vor langer Zeit auch schonmal gesucht. Vielleicht gibt es ja Bücher oder so.“ Er schüttelt den Kopf. „Ich kenne die ganze Bibliothek auswendig. Kein einziges Buch ist über Vampire, außer diese Geschichten, aber die stimmen ja nicht.“ „Noah, ich kann jetzt auch nichts mehr daran ändern, zu was ich geworden bin. Vergessen wir es einfach herauszufinden, wodurch oder durch wen ich zu, du weißt schon, geworden bin“, flüsterte ich. Er seufzte. Das bedeutete wohl, dass er nicht aufgibt. „Vielleicht gibt es eine Heilung.“ Ich schüttelte den Kopf und nahm einen Schluck meiner Cola. Das Getränk hatte mir früher deutlich besser geschmeckt. Ich verzog das Gesicht und stellte mein Glas zur Seite. Ohne zu reden aßen wir zuende und verließen dann die Pizzeria. „Du hast schon aufgeben nach Antworten zu suchen, nicht wahr?“ Ich atmete aus. „Ja, vor langer Zeit schon. Ich meine, es gibt sicherlich keine Heilung und wer auch immer mich verwandelt hatte, die Person hätte zu mir kommen sollen. Ich hatte gehofft, sie würde an Anfang an meiner Seite sein und vielleicht kommen, um mir durch die Krise zu helfen. Doch es kam niemand. Ich war enttäuscht. Jemand verwandelt dich und lässt dich dann alleine mit dem Vampirsein. Ich konnte mich am Anfang nichtmal kontrollieren. Deswegen möchte ich nach dieser Person nicht mehr suchen, denn wenn ich sie finde, ich würde ihr eigenhändig den Kopf abreißen und das Herz rausreißen.“ Noah sah mich mit offenem Mund an. „Okay, wir lassen es mit dem Suchen.“ „Danke.“ Gemeinsam liefen wir zur Bushaltestelle und warteten auf den nächsten Bus, der uns zu mir nach Hause bringen würde. Meine Mutter war nicht da und wir machten uns es im Wohnzimmer mit einer Schüssel Popcorn und einem Film gemütlich. Es war ein Film für Jungen und ich holte mir nach kurzer Zeit auch schon mein Buch aus meinem Zimmer und fing an zu lesen, während Noah sich den Film ansah und das Popcorn mampfte. „Würdest du das Heilmittel nehmen, wenn es eins gäbe?“, fragte er mich. Ich blieb stumm und überlegte. „Ich denke nicht. Nach so langer Zeit habe ich mich schon daran gewöhnt diese Kräfte zu haben, obwohl es einige Nachteile mit sich bringt, Vampir zu sein. Deswegen würde ich es vermutlich bei mir behalten, falls ich jemals meine Meinung ändern würde. Aber vorerst würde ich es nicht nehmen“, antwortete ich schließlich. „Und wenn du eine Person wirklich liebst, aber sie damit nicht leben kann, dass du Vampir bist, würdest du es dann nehmen?“ Ich überlegte wieder. „Wenn ich jemanden wirklich so sehr liebe und mir sicher bin, dass es sich wirklich lohnt und diese Person es ernst mit mir meint, dann ja. Das wird aber sicher niemals passieren. So etwas wie echte Liebe gibt es nicht mehr.“ Ich vertiefte mich wieder in mein Buch, während Noah nachdenklich auf den Boden starrte. „Noah, alles okay?“ Er regte sich nicht. „Noah?“, fragte ich erneut, besorgter. Ich rüttelte ihn am Oberarm und er sah mich fragend an. „Was ist los mit dir?“ „Ich habe gerade darüber nachgedacht wieso gerade du zum Vampir wurdest. Vielleicht war es Bestimmung.“ „Vielleicht war es auch nur reiner Zufall?“ „Wir müssen es herausfinden“, sagte er wild entschlossen. Ich lächelte schief. Wie will er das bloß anstellen?

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