Kapitel 18

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Die Tage danach hatte ich nichts mehr von Zac gehört. „Wo ist Zac?“, fragte ich Noah im Bus auf dem Weg zur Schule. Er zuckte mit den Schultern. „Er kommt nur zum Essen, schlingt alles in sich rein und geht dann auch schon wieder, ohne mich auch nur einmal anzusehen.“ Ich seufzte. In der Schule waren Noah und ich die letzten, die noch nicht im Klassenzimmer waren. Wir waren zu spät, weil ich noch von ihm getrunken hatte. Ich entschuldigte mich für die Verspätung und setzte mich auf meinen Platz. Der Unterricht schweifte dahin und ich bemerkte plötzlich eine Stimme, die mich rief. Ich sah mich verwirrt im Klassenzimmer um. Keiner redete. Mir wurde klar, dass es aus dem Flur kam. „Komm raus. Wir müssen reden.“ Geschockt starrte ich gerade aus. Es war Zac. „Chloe, ist etwas?“, fragte mich mein Lehrer, als er mir ins Gesicht sah. „Nein. Es ist“, ich fing an zu stottern, „Es ist nichts. Nichts Wichtiges.“ "Komm raus und das jetzt und nicht morgen erst“, sagte Zac. „Darf ich an die frische Luft? Mir ist schwindelig“, log ich. Der Lehrer rollte die Augen und erlaubte mir dann an die frische Luft zu gehen. „Was ist?“, fragte ich genervt, als ich aus dem Klassenzimmer gegangen war und vor Zac stand. Er kam mir einen Schritt näher. „Ich brauche deine Hilfe.“ Was tat er? Er brauchte meine Hilfe? Ich verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich helfe dir aber nicht.“ „Bitte. Es ist wichtig.“ „Worum geht es?“ Es interessierte mich sehr, warum er meine Hilfe brauchte. „Sie jagen mich.“ „Wer?“ Wer jagt ihn denn? Meine Neugier stieg. Konnte er nicht gleich einfach alles sagen. „Meine Nachkommen.“ „Nachkommen?“ „Ja, Nachkommen“, bestätigte er, „Das sind Leute wie du. Leute, die von mir verwandelt wurden.“ „Warum jagen sie dich?“ „Also, deine Neugier ist recht hoch.“ Ich grinste kurz. „Sag schon, warum jagen sie dich?“ „Ich habe sie verwandelt. Ohne ihre Einverständnis.“ „Nenn mir einen Grund, warum ich mich nicht auf ihre Seite stellen sollte und auch gegen dich sein sollte?“ „Sie sind verrückt, nach Blut. Du kannst dich aber kontrollieren.“ Ich hörte eine Tür aufgehen, Zac auch. Verwundert sah ich die Person an, die aus dem Klassenzimmer kam. Es war Noah. „Ich wusste doch, dass etwas nicht stimmt“, sagte er und kam auf uns zu. „Worüber redet ihr? Warum holt ihr mich nicht?“ „Du bist noch zu klein hierfür, Noah“, sagte Zac und klopfte mit seiner Handfläche auf Noahs Kopf, was nicht liebevoll, sondern albern vorkam. Ich verkniff mir jedoch mein Lachen. „Ich bin älter als Chloe“, rechtfertigte Noah sich. „Du bist kein Vampir“, gab Zac zurück. „Vewandel mich“, forderte Noah Zac auf. Ich sah ihn mit großen Augen an. „Nein, das machst du nicht Zac“, befahl ich ihm. Er ging auf Noah zu. „Aber er will es.“ „Er will es nicht.“ „Chloe, ich will es“, das ‚Will‘ betonte Noah sehr stark. Ich sah ihn verletzt und kopfschüttlend an. „Er will es“, wiederholte Zac noch einmal und näherte seinen Mund Noahs Hals. Ich bekam Gänsehaut, am ganzen Körper. „Aber ich mache es nicht“, sagte Zac plötzlich, als seine Zähne schon auf Noahs Hals lagen. Erleichtert atmete ich aus und Zac stellte sich wieder aufrecht hin. „Noah, kannst du gehen? Ich habe etwas mit Chloe zu besprechen“, bittete er Noah. Widersprechend schüttelte Noah den Kopf, wie immer. „Wir sprechen später weiter“, sagte Zac und verschwand. „Was wollte er? Worüber habt ihr gesprochen?“, fragte Noah. Ich wollte ihm nichts davon erzählen, dass sein Bruder gejagt wird. „Nichts.“ „Warum verheimlichst du es mir?“ „Ich verheimliche dir nichts. Ich erzähle dir nur nicht alles“, gab ich zurück. „Sag mir doch einfach, was er von dir wollte.“ „Nein. Es geht dich nichts an.“ „Ah. Ok. Es geht mich also nichts an, was mein Bruder von meiner Freundin will und das mitten im Unterricht.“ „Oh, du hast es erraten.“ „Ich will aber nicht, dass dir dasselbe zustößt wie Gabrielle.“ „Mir passiert schon nichts. Ich bin stark genug Noah.“ „Sag mir einfach, worum es ging.“ „Nein!“, schrie ich. Ich fand es für klug, Noah aus der Sache rauszuhalten, dass Zac von Vampiren gejagt wird, was möglicherweise zu einem Kampf führen würde. Mein Lehrer kam aus dem Klassenzimmer. „Was ist denn hier los?“, fragte er und sah mich wütend an. „Nichts. Es ist gar nichts los und auch nichts passiert“, sagte ich und maschierte wütend zurück auf meinen Platz im Klassenzimmer. Die anderen hielten ihre Blicke auf mir und ihre Gedanken drehten sich nur um mich. „Hab ich ein Clownsköstum an oder warum guckt ihr mich alle so an?“, fragte ich genervt und ließ mich auf meinen Stuhl fallen. Die anderen ließen ihre Blicke zurück auf ihre Hefte senken. Nachdem der Lehrer kurz mit Noah gesprochen hatte, kam er zurück und wir fuhren fort mit dem Unterricht. Nach der Schule wartete Zac bereits auf dem Schulhof auf mich. „Komm“, sagte er und zog mich am Arm hinter sich her, „Komm, bevor mein Bruder uns sieht.“ Ich folgte ihm in schnellen Schritten runter vom Schulhof. „Ich habe Noah zwar gesagt, dass alles gut zwischen uns ist, aber das heißt nicht gleich, dass es wirklich so ist und ich dir helfe“, sagte ich zu Zac, als er mich erneut um meine Hilfe bat. „Ohne dich schaffe ich das nicht.“ Immer weiter versuchte er mich zu überreden, bis ich einwilligte. „Schon gut. Ich helfe dir. Aber das ist auch der letzte Gefallen, den ich dir mache.“ Zac lächelte. Es war ein echtes Lächeln und ich sah es zum ersten Mal. Sein Lächeln stand ihm und es ähnelte dem von Noah. „Wir müssen dich vorbereiten, auf den Kampf.“ „Kampf?“ „Ja. Es wird sicher einen geben, wenn sie mich finden.“ Ich nickte. „Komm heute Abend um 20 Uhr zur Bushaltestelle in deiner Straße. Ich hole dich dort ab.“ „Gut. Bis dann“, sagte ich und ging nach Hause, wo Noah bereits auf mich wartete.

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