Kapitel 35

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In Eile rannte ich zu Noah ins Krankenhaus. Ich merkte, dass Nate mir folgte. „Chloe, warte!“, rief er mir nach. Ich ignorierte es. Wie konnte Noah mir so etwas antun? Wie konnte er Gabrielle küssen? Ist sie besser als ich? Meine Tränen strömten durch den Wind meine Wangen lang zu den Ohren. Ich wischte sie weg und rammte meine Hände gegen die Tür zum Krankenhaus. Ich stürmte rein und blieb für einen kurzen Augenblick stehen, atmete aus und wieder ein. In menschlichem Tempo zum Rennen bewegte ich mich in Noahs Zimmer. Nate tauchte plötzlich vor mir auf. „Töte ihn nicht“, sagte er, aus Angst. „Das kann ich dir nicht versprechen“, sagte ich und ging stampfend in Noahs Zimmer. „Chloe“, er lächelte, merkte wohl nicht, wie wütend ich war. Meine rechte Hand legte ich auf seinen Hals und drückte, drückte so stark, dass er keine Luft bekam, würgte und rot anlief. „Musstest du sie küssen?!“, schrie ich, nahm aber nicht wahr, wie laut. Meine linke Hand strich über seine Brust, am Herzen blieb sie stehen. „Chloe, sie ha...“, seine Stimme brach ab. Ich krallte meine Fingernägel in seine Haut. Aus dem Augenwinkel konnte ich Nate fassungslos in der Tür stehen sehen. Ich wandte mich wieder an Noah. Meine Vampirzähne waren bereits herausgekommen und ich biss Noah in den Hals. „Sie hat“, er rang nach Luft, „mich geküsst.“ Ich spürte, dass mich jemand von Noah zog. Ich wurde zur Seite gestoßen und prallte mit dem Rücken an einem Schrank auf. Ich glitt zu Boden und nahm verschwommen wahr, dass Nate auf mich zukam. „Ich glaube, sie hatte ihn geküsst“, sagte er mir. „Warum hast du es zugelassen?“, fragte ich Noah weinend. Er war bleich geworden und atmete unregelmäßig. „Ich weiß nicht. Du hattest mir gefehlt. Du hattest mich verletzt, Chloe.“ Langsam richtete Noah sich auf. Er sah sich kurz seine Wunde an und schüttelte angewirdert seinen Kopf. Er schlich mit einem Gehstock zu mir und setzte sich ebenfalls auf den Boden. „Es war nicht in Ordnung, was ich getan hatte, aber ich war verletzt. Wer wusste denn schon, wann du zurückkommen würdest? Chloe, verzeih mir. Gabrielle ist weg, ich weiß nicht wo, aber sie wird sich nie wieder zwischen uns stellen.“ „Hilf ihm. Ruf eine Krankenschwester oder mach etwas, damit seine Wunden heilen“, sagte ich zu Nate und lief weinend aus dem Zimmer. Im Flur setzte ich mich auf einen freien Stuhl und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Plötzlich spürte ich, wie mir eine Hand über den Rücken strich. Ich hob meinen Kopf an und sah, dass Noah neben mir saß, Nate wollte uns wahrscheinlich noch einmal alles klären lassen, denn er war im Zimmer geblieben. „Chloe, bitte verzeih mir. Ich will, dass alles wieder so ist wie am Anfang. Ich will das Mädchen wieder haben, in das ich mich verliebt habe wie noch nie in irgendjemanden.“ Ich warf mich um seinen Hals. Ich hatte ihm bereits so viele Male verziehen und das sollte das letzte Mal sein. „Was ist nich alles passiert, als ich weg war?“, fragte ich und wischte mir erneut die Tränen weg. „Nichts. Sie küsste mich und ich, ich weiß nicht ob ich den Kuss erwidert hatte, aber ich hatte gleich gefühlt, dass es falsch war und löste mich von ihr. Sie sprach danach aber kaum noch mit mir, als ich gesagt hatte, dass ich dich liebe. Eines Nachts war sie weg. Gibst du mir einen Kuss?“ Ich näherte mich ihm langsam und legte meine Lippen auf seine, doch ich spürte bei diesem Kuss etwas Anderes, etwas Neues, konnte aber nich einschätzen, was. „Alles wieder gut?“, fragte Nate und trat aus dem Zimmer. Ich nickte und stand auf. Noahs Wunde blutet leicht. „Ruf eine Krankenschwester“, sagte Nate und zeigte auf Noahs Wunde. „Mach ich“, gab Noah zurück und ging in sein Zimmer. „Danke, dass du mich gestoppt hast. Ich weiß nicht, wie das hier sonst geendet hätte“, sagte ich zu Nate und umarmte ihn. Er strich mir über den Kopf. „Ist doch selbstverstöndlich.“ Ich löste mich aus der Umarmung. „Ich bleibe noch ein wenig hier, was ist mit dir?“, fragte ich. „Jemand muss zurück zur Schule und dort alles regeln, wir sind immerhin einfach abgehauen. Also werde ich wohl gehen.“ „Du hast etwas gut bei mir“, sagte ich, bevor er ging und ich mit einer Krankenschwester zusammen Noahs Zimmer betrat. Er lag bereits wieder auf seinem Bett. Seine Decke war nass und es lagen einige Glassplitter um sein Bett. „Ich habe mich leicht verletzt“, sagte Noah und lächelte schief. „Wie ist das denn geschehen?“, fragte die Krankenschwester entsetzt. „Das wunderschöne Mädchen hinter ihnen hat mir den Verstamd geraubt“, antwortete Noah und grinste mich an. Ich schenkte ihm ein gefälschtes Lächeln, da ich nicht in Stimmung war, um wieder zu lächeln, um glücklich zu sein. „Er ist ein wunderbarer Junge“, sagte die Krankenschwester und zwinkerte mir zu, „Ich hole kurz ein Verband und verarzte dich dann.“ Sie verschwand aus dem Zimmer und ich ging auf Noah zu. Erneut küsste ich ihn, um meine Gefühle richtig ordnen zu können, was aber wieder nicht klappte. „Ein Tag und schon so viel los“, sagte Noah. Ich versuchte mich zusammenzureißen und wieder die alte Chloe zu sein, aber ich konnte nicht aufhören daran zu denken, wie er Gabrielle küsst. Immer wieder spielte sich so eine Szene in meinem Kopf ab. „Wo ist Gabrielle hingegangen?“, fragte ich. „Hoffentlich weit weg von uns“, antwortete Noah und mir wurde bewusst, dass er es auch nicht wusste. „Bruder, Bruder, Bruder. Du bist ein guter Lügner“, sagte Zac und stolzierte ins Zimmer. „Lügner?“, fragte ich verwirrt. „Sag ihr doch, wo Gabrielle sich aufhält“, provozierte Zac Noah. Wusste Noah doch mehr, als er mir vorgab zu wissen? „Zac, es reicht. Ich weiß nicht wo sie ist“, rechtfertigte sich Noah. „Ach ja, stimmt. Deine beste Freundin haut, nachdem sie dich geküsst hat, einfach ab und sagt dir nicht, wohin sie geht. Aber es ist auch besser so, wer weiß, ob du ihr gefolgt wärst.“ „Ich wäre ihr nicht gefolgt, Zac. Ich bleibe hier, bei Chloe.“ „Eure unechte Liebe wird nicht lange halten“, sagte Zac. „Chloe, wollen wir Noah sagen, woran du denkst?“ Ich sah Zac verärgert an, während Noah die Augenbrauen hob. Ich sah Noah verzweifelt an. „Ich will nicht wissen, woran sie denkt. Sie hat ihre Gedanken, ich meine.“ „Es war sicherlich ein toller Kuss mit Gabrielle, oder Noah? Kannst du ihn uns nochmal genauer beschreiben, ich und vielleicht noch jemand anderes hier im Raum würden unsere Gedanken ungern daran verschwenden, daran zu denken, wie der Kuss wohl abgelaufen sein könnte“, Zac sagte nicht genau, woran ich dachte, aber dennoch sagte er, was ich dachte. „Du denkst an den Kuss?“, fragte mich Noah. „Natürlich tut sie das“, antwortete Zac, bevor ich es tun konnte. „Verschwende bitte keinen weiteren Gedanken daran, Chloe“, bittete mich Noah. Ich konnte es aber nicht. „Es geht nicht anders“, sagte ich und ging aus dem Zimmer. Zac kam mir nach. „Warum tust du so etwas?“, fragte ich. „Damit du verstehst, was er dir antut und damit er es versteht. Ihr könnt so nicht weiter machen, sieh es ein! Du hättest ihn fast getötet und was geschieht nichtmal 24 Stunden später? Ich weiß es! Du erfährst, dass er Gabrielle geküsst hat. Und es macht keinen Unterschied, ob er sie oder sie ihn geküsst hat, denn ich bin mir sicher, dass mein Bruder den Kuss erwidert hat. Seit dem er und Gabrielle Freunde sind, träumt er vermutlich von nichts anderem mehr, als sie zu küssen. Sie waren so lange Freunde, dass es nicht nur bei Freundschaft bleiben konnte und es kann dabei auch nicht bleiben. Und wenn sie eines Tages zurück kommt, was geschieht dann? Du weißt es nicht, aber du fürchtest dich dennoch davor, dass er zu ihr geht und du hoffst so sehr, dass er ihr widerstehen kann, aber das kann er nicht. Er ist Noah, er hat so eine Beherrschung nicht und ich will nicht, dass er dich verletzt, weil du mir bereits so viel bedeutest, dass ich mir das nicht ansehen kann!“ 

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