Kapitel 31

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Meine Mutter war sehr erleichtert, dass ich zurück war. Jedoch fragte sie mich, wo ich war. Da musste ich lügen. Ich hasste es, sie belügen zu müssen, aber es ging nicht anders. Ich erzählte ihr, ich wäre mit Noah weggewesen, und das über mehrere Tage. Ich war mir nicht sicher, ob sie es mir glaubte, aber sie war froh, mich wieder bei ihr zu haben und ich war froh, wiederzu Hause zu sein. Am nächsten Tag hatte ich Schule. Ich fuhr aber nicht mit dem Bus. Ich wollte Noah nie wieder sehen. Ich wusste, es würde schwer werden, aber ich könnte es nicht ertragen, ihm über den Weg zu laufen. Auf dem Weg zur Schule lief ich dennoch an seinem Haus vorbei. Ein aller letztes Mal. Alles war wie immer. Das Haus stand dort. Schade, dass man nicht mitbekommt, was im Haus passiert. Denn, egal wie schön und friedlich das Haus von außen wirkt, drinne kann die Hölle los sein. Auf einmal wurde die Tür geöffnet und da wurde mir klar, dass es ein Fehler war, an dem Haus vorbei zu laufen. Ich reagierte aber schnell und verschwand hinter einem großen Busch. Zu meinem Glück kam bloß Zac raus. Er wusste, dass ich mich versteckte und hockte sich hinter dem Busch zu mir runter. „Er ist schon in der Schule“, flüsterte Zac und ich bemerkte sein breites Grinsen. Seufzend stand ich auf und sah enttäuscht zu Boden. Ich konnte aber nicht verstehen, warum ich enttäuscht war. War es, weil Noah nicht zu Hause war und ich mir innerlich gehofft hatte, auf ihn zu treffen und alles wäre wieder gut? Oder war ich enttäuscht von mir selbst überhaupt hierher gekommen zu sein? „Ich geh jetzt zur Schule“, sagte ich und drehte mich um, um zur Schule zu gehen. „Warte, kannst du Liz mitnehmen?“, fragte Zac. Ich drehte mich zurück zu Zac. „Klar, wo ist sie?“ „Sie ist noch im Haus. Ich hole sie und Nate eben.“ „Warum Nate?“ „Er wollte heute auch endlich wieder auf eine Schule gehen“, sagte Zac lächelnd und ging in den Garten. Mit Nate und Liz kam er wieder zu mir. „So, viel Spaß in der Schule“, rief Zac uns noch zu, als wir losliefen. Ich warf ihm noch einen verstörenden Blick zu, bevor ich ihn nicht mehr sehen konnte. „Wo habt ihr geschlafen?“, fragte ich, um die Stille, die herrschte, zu beenden. „Draußen“, sagte Nate. „In einem Zelt“, fügte Liz hinzu. Ich musste bei der Tatsache, dass Liz und Nate zusammen in einem Zelt schlafen mussten, lachen. „Zac hatte nun mal kein Zimmer im Haus frei“, rechtfertigte sich Nate. Ich musste an die freien Gästezimmer denken, die bei Noah zu Hause frei sind. „Es war gar nicht so schlimm“, sagte Liz. Ich hatte den Verdacht, sie würde Nate sehr mögen. Zac hatte es wahrscheinlich auch, denn er hatte die beiden ja schließlich über Nacht in ein Zelt gesteckt. Auf dem restlichen Weg zur Schule fragte ich die beiden noch, warum sie zur Schule wollten. Das war dann auch das Gesprächsthema, bis wir in der Schule ankamen. „So. Das ist die Schule“, sagte ich und streckte die Arme weit aus, um ihnen die Schule zu präsentieren. „Und jetzt lasst uns reingehen“, sagte ich drängelnd, da ich gespannt war auf die Reaktion von den beiden, wenn alle Schüler sie anstarren würden. Ich hackte mich bei beiden im Arm ein und zog sie hinter mich her. Wir stürmten in das Gebäude und schon waren alle Blicke auf uns gerichtet. Die Schüler fingen an zu tuscheln, was in meinen Ohren laut genug war, um alles, was sie sagten, zu verstehen. Nate und Liz hielten die vielen Gedanken und das Getuschel über sie scheinbar nicht aus, denn sie verließen die Schule wieder und verschwanden auf den Pausenhof. „Das, meine Lieben, ist ein ganz normales Leben als Schüler. Nur, dass ihr alles hören könnt. Alle Gedanken und alle Gespräche.“, sagte ich und quälte die beiden ein wenig. „Wie hältst du das bloß aus?“, fragte Nate. „Ignoriert es“, gab ich ihnen als Tipp und ging dann bei lautem Schulklingeln in den Unterricht. Nate und Liz wurden aber erstmal noch ihren Klassen eingeteilt. Nate kam in meine Klasse, während Liz in eine Klasse der höheren Stufen kam. Endlich hatte ich einen Sitznachbarn. Der Unterricht verlief ganz gut. Die meisten Gedanken der anderen kreisten nur Nate, aber das war selbstverständlich, denn er ist der neue Schüler. Ich bemerkte sogar manch verträumte Blicke, die auf Nate gerichtet waren. Er bemerkte sie auch, denn er wurde ein wenig rot an den Wangen. Ich musste lächeln. Die Stunden verflogen und irgendwann klingelte es zum Schulschluss. Rasch packte ich meine Sachen ein und wollte schon aus dem Klassenzimmer stürmen, doch Nate rief nach mir. „Chloe!“, rief er, ich drehte mich zu ihm, „Gibt es hier Büsse, die einen nach Hause fahren?“ „Natürlich. Vor der Schule stehen immer welche. Du musst nur darauf achten, dass du den Richtigen erwischt“, sagte ich und wollte gehen, doch er hielt mich auf, erneut. „Fährst du vielleicht mit Liz und mir mit? Zur Sicherheit, dass wir nicht den Faslchen nehmen?“, bat er mich. Ich zögerte, willigte aber ein. Daraufhin saß ich dann zwischen Liz und Nate im Bus und musste mir von weitem Noahs Gerede über mich anhören. „Da spricht jemand über dich“, flüsterte Nate, „Klingt nach Noah.“ „Ich weiß“, gab ich zurück und hoffte im Stillen, dass die Busfahrt schnellst möglich endete. 

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