Kapitel 12

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Noahs Herzrasen wurde immer schneller. „Nein“, hauchte er. Ich beruhigte mich wieder. Ich hatte es ihm gesagt, es war raus. Mit voller Kraft schubste er mich von sich. „Nein!“, schrie er. Ich trat einen Schritt zurück. Hastig lief er durch den Flur. „Noah, erzähl es bitte keinem weiter.“ Er lachte hysterisch. „Das soll ich keinem weitererzählen?“ „Man würde mich gefangen nehmen und töten“, warnte ich ihn. „Das sollte man am besten auch tun. Du bist eine Mörderin!“ Seine Worte trafen mich mitten ins Herz. Tränen stiegen mir in die Augen. „Noah...“ „Verschwinde und lass dich hier nie wieder blicken!“ „Bitte, erzähl es keinem“, flehte ich ihn an. Er hielt mir die Haustür offen und sah mich angewidert an. „Raus!“ „Falls du reden willst, kannst du kommen.“ Weinend ging ich hinaus und ließ mich an der Hauswand niedersinken. Warum hatte ich das nicht geahnt. Ich schluchzte fürchterlich, fühlte mich geschwächt, vom Weinen. Zu Hause verbrachte ich wieder mehrere Stunden mit Weinen. Ich wälzte mich in meinem Bett hin und her. Meine Mutter kam ins Zimmer. „Chloe, alles ok?“ Ihre besorgte Stimme drang in meinen Kopf, aber nicht ihre Gedanken. Ich nickte und wischte mir die Tränen weg. „Ich vermisse Oma“, log ich. Sie umarmte mich und ging dann wieder. Ich hoffte er würde kommen und mit mir darüber reden. Ich hatte ihm mein größtes Geheimnis anvertraut und er schrie mich an. Ich ging zum Spiegel und sah mich an. Langsam ließ ich meine Vampirzähne hervorkommen und sah sie an. Schrecklich. Kein Wunder, dass er so reagiert hatte. Ich hatte ihm meine schrecklichste Seite gezeigt. Traurig lief ich ans Fenster und ließ meinen Blick hinausschweifen. Ich wünschte mir, er würde wieder vor meinem Fenster auftauchen und mit mir reden. Bis in die Nacht verbrachte ich damit auf ihn zu warten. Schließlich hatte ich mich ins Bett gelegt und wartete weiterhin auf ihn. Meine Augen fielen beinahe zu, als ich es klopfen hörte. Ein breites Lächeln bildete sich auf meinem Gesicht und ich lief zum Fenster, um es ihm zu öffnen. „Noah, du bist gekommen!“, sagte ich und warf mich ihm um den Hals, wobei er fast nach hinten fiel. Er erwiderte die Umarmung. „Komm rein.“ Er kletterte wieder durch das Fenster in mein Zimmer. „Ich kann es nicht fassen“, sagte er. „Konnte ich am Anfang auch nicht.“ „Wie ist es dazu gekommen?“, fragte er. Es würde ein langes Gespräch werden und das war es auch. Ich erzählte ihm alles, auch, dass ich seine Gedanken nicht lesen kann, was ich nicht verstehe. „Es gibt bestimmt eine Erklärung dafür“, sagte er. Ich nickte. „Danke, dass du gekommen bist.“ „Aber klar doch. Und ich werde es auch keinem erzählen Chloe, tut mir leid, dass ich so ausgerastet bin, aber so etwas hört man nicht alle Tage.“ Ich lachte. „Hast du schon getötet?“ Mein Lächeln verschwand. „Ja. Ich finde es schrecklich, aber...“ „Es schmeckt köstlich“, beendete er meinen Satz. „Wie viele Leute waren es?“ Mein Atem stockte. Viele, zu viele. Ich könnte sie nicht alle aufzählen, es wäre eine endlos lange Liste. „Zu viele“, sagte ich und er nahm mich in die Arme. „Es gibt eine Lösung“, sagte er und wir lösten uns. Ich sah ihn fragend an. Er zog sich seinen Ärmel hoch und hielt mir sein Handgelenk vor mein Gesicht. „Noah, nein...“ „Doch“, er lächelte, „Du musst dann nicht töten.“ Ich konnte ihm nicht sein Blut raussaugen. „Nein, nimm deinen Arm weg.“ „Trink Chloe. Bitte. Für mich.“ Meine Vampirzähne kamen hervor. Ich stoß sie ihm in den Arm und trank. Sein Blut schmeckte besser, als ich erwartet hatte. Nach einigen Schlücken ließ ich locker. „Du brauchst ein Pflaster.“ Er nickte lächelnd. Ich gab ihm eins aus meiner Kommode und er machte es sich vorsichtig auf die Wunde. „Willst du heute wieder bei mir übernachten?“ „Wenn es dir keine Umstände bereitet.“ Er lächelte. „Du bereitest mir keine Umstände“, sagte ich und drückte ihm ein Kissen und eine Decke in die Arme. Ich machte es mir wieder auf meinem Bett gemütlich, während er auf dem Sofa lag. Ich schlief sofort ein. Am Morgen weckte mich die Sonne, die in mein Zimmer strahlte. Ich warf Noah, der noch schlief, ein Kissen ins Gesicht. „Wach auf“, sagte ich, als er sich nicht regte und einfach weiterschlief. Müde sah er mich an. „Chloe, es ist halb acht.“ „Ja und die perfekte Uhrzeit um aufzustehen.“ Munter richtete ich mich auf und streckte mich. „Ich hol uns Frühstück.“ Mit meiner Pyjama lief ich in die Küche, in der meine Mutter saß und mich verwundert ansah, als ich mir ein Frühstück für zwei Personen machte. „Noah ist hier und ich mache uns Frühstück“, sagte ich. „Mhm“, sie nahm ihren Kaffee und lief mit der Zeitung in der Hand aus der Küche, doch bevor sie die Küche verließ grinste sie mich noch einmal breit an. Ich verdrehte die Augen und nahm das fertige Essen mit hoch. Ich balancierte die Treppe hinauf und stellte letzenendes alles auf meine Kommode. „Mhhh, lecker sieht das aus“, sagte Noah und schleckte sich über die Lippen. In meinen Ohren war es deutlich zu hören. „Das klang ekelig“, bemerkte ich und verzog das Gesicht, woraufhin er immer mehr Geräusche mit seinem Mund machte. „Noah, stopp!“, rief ich und hielt ihm den Mund zu. Er schleckte über meine Hand, woraufhin ich sie ohne zu zögern wegzog. „Das ist widerlich“, ermahnte ich ihn ein weiteres Mal und wischte mir meine Hand an seinem Pullover ab. „Ich hab dir auch Frühstück gemacht“, sagte er und reichte mir einen Becher. Ich blickte hinein und sah Noah verstört an. „Wieso hast du das getan?“ Er zuckte mit den Schultern. „Lass es dir schmecken.“ Ich verdrehte die Augen und trank, was er mir gegeben hatte. 

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