Kapitel 41

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Noah rannte aus dem Haus, überquerte die Straße und wurde dabei fast angefahren. „Warum hast du das getan? Er ist mein Bruder!", schrie Noah als er stehen blieb. Ich lief fast in ihn rein, konnte aber noch stehen bleiben. „Ich... ich kann doch nichts dafür, dass ich ihn liebe und wenn ich könnte, Noah, ja dann würde ich ihn vergessen, aber es geht nicht. Und ich wünsche mir so sehr, dass es nicht dein Bruder wäre." Die Gäste der Party versammelten sich draußen und standen auf der anderen Straßenseite, mit den Blicken auf Noah und mich gerichtet. Der Einzige, der rüberkam war Zac. „Noah, wenn du noch ein Mal schreist, dann hau ich dir eine rein", sagte Zac und versuchte dabei ruhig zu bleiben. „Du hast es schon gerade eben getan, also warum nicht noch ein Mal?", provozierte Noah Zac. Mir blieb nichts Anderes übrig, als Zac zu bitten zu gehen. „Kannst du uns bitte alleine lassen?" Ich merkte, wie er die Augen verdrehte bevor er ging. „Noah, lass uns reden, aber nicht hier. Lass uns zu mir gehen", schlug ich Noah vor. „Wir müssen nicht reden, wir müssen uns bloß ganz voneinander trennen und deswegen gehe ich jetzt." „Ich liebe dich trotzdem", sagte ich noch weinend als er ging. Liz kam zu mir und nahm mich in die Arme. „Komm, lass uns ins Haus gehen." Ich nickte, die Party wurde beendet und zusammen mit Liz verkroch ich mich in ihrem großen Bett. „Wein nicht. Du bist so stark und selbstbewusst, ich wünschte ich wäre nur ein bisschen so wie du. Du bist die Person, die mir Mut gibt." Ihre Worte trösteten mich und ich lächelte. „Du bist perfekt, wie du bist", sagte ich zu ihr und legte meinen Arm um sie. „Wo sind deine Eltern?", fragte ich. „Sie sind vor langer Zeit gestorben." „Das tut mir leid, ich hätte nicht fragen sollen." „Schon ok, ich kann darüber reden. Am Anfang fiel es mir schwer, aber mit der Zeit wird es besser." „Nach der Trennung meiner Eltern ging es mir auch so. Ich wollte nicht reden, nicht mehr essen und dann schwänzte ich auch noch die Schule." „Und dann rettete dich Noah, nicht wahr?" Ich lachte. „Nein, da kannte ich ihn noch gar nicht. In meiner Vergangenheit war ich ein anderer Mensch, na ja, ich meine, da war ich noch ein Mensch. Es war alles viel leichter. Als Vampir ist auch vieles leichter, aber die Gefühle sind so stark, man muss sich erstmal daran gewöhnen." „Den Durst darfst du auch nicht vergessen", sagte Liz. „Das ist dabei das größte Problem. Tötest du, fühlst du dich schlecht." Jemand klopfte an die Tür. Zac kam rein. Ich richtete meinen Blick weg von ihm. „Liz, könntest du uns kurz mal alleine lassen, ja, es ist dein Zimmer, aber...", fing er an. „Zac!", unterbrach Liz ihn, „Schon gut, du brauchst keine stundenlange Rede halten. Ich lass euch schon alleine." Sie stand auf und ging aus dem Zimmer. „Viel Glück, Zac", sagte sie, nachdem sie die Tür geschlossen hatte. Zac lachte auf. „Glück werde ich brauchen, immerhin führe ich jetzt eine Unterhaltung mit Chloe", sagte er. Dabei war die Antwort eher an mich gerichtet. Ist es so schwer mit mir zu sprechen? „Was gibt es?", ich machte den Anfang, so schwer konnte es ihm doch nicht fallen mit mir zu reden. „Tut mir leid. Noah hätte es nicht so erfahren sollen. Ich hätte dich auf der Party gerade in Ruhe lassen sollen. Aber ich habe gehört, dass du mich liebst." Er brachte alles mit ein wenig Humor rüber, dass ich einfach nur lächeln konnte. „Setz dich", sagte ich und deutete auf das Bett. Er setzte sich auf einen Stuhl, der im Zimmer stand. „Zac, auf's Bett." Er grinste und setzte sich zu mir auf das Bett. „Wie fies das jetzt auch klingen mag, aber ich bin froh, dass du mit Noah schluss gemacht hast." Ich antwortete nicht und Zac sagte nichts mehr. Unsere Blicke waren aber pausenlos ineinander verharrt, bis er mich küsste. Es fühlte sich richtig an und gut. „Es ist zu schnell", sagte ich nach dem Kuss. Ich wollte die Beziehung langsam angehen und Zac besser kennenlernen. „Ich habe mich schon gewundert, warum du mich jetzt schon küsst", sagte er. Ich lachte. „Du hast mich geküsst!", rechtfertigte ich mich. „Du hast es erwidert", gab er zurück. Ich schüttelte lächelnd meinen Kopf. „Ich muss nochmal mit Noah reden und ich möchte dich besser kennenlernen, dann können wir eine Beziehung anfangen", sagte ich. „Alles klar", sagte Zac und gab mir einen Kuss auf die Wange. Plötzlich stürmte Noah ins Zimmer. „Verschwinde aus diesem Haus!", schrie er. Er meinte mich, eindeutig. Ich fühlte mich, als wäre ich am falschen Platz. Dieses Haus werde ich nie wieder betreten können ohne mich unwohl zu fühlen. „Sie ist mein Gast", sagte Zac. „Treff deine Gäste an einem anderen Ort, ich möchte sie hier nie wieder sehen." Kurz darauf saugte Zac Noah sein Blut aus. „Hör auf!", schrie ich fassungslos, „Ich werde es dir niemals verzeihen, wenn du ihn umbringst." Zac löste sich von Noah. Blut lief ihm den Mundwinkel hinunter. Noah fasste sich an die Wunde und sah sich dann seine Hand an, die voller Blut war. „Ihr passt perfekt zusammen", sagte Noah und ging in sein Zimmer. „Lass uns gehen", sagte Zac, „jetzt." Ich wusste nicht, ob ich nochmal zu Noah gehen sollte oder mit Zac gehen sollte, wusste dabei nicht einmal wohin Zac gehen wollte, doch trotzdem ging ich mit Zac. Und es war nicht einfach für mich wieder den Ort zu besuchen, den ich seit Jahren versuchte zu meiden.

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