Kapitel 9

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Zurück zu Hause bereitete meine Mutter ein wunderbares Frühstück zu. Ich lächelte schief, als sie sagte, dass es für mich wäre und sie sehr lange gebraucht hatte. „Danke Mama“, sagte ich verunsichert. Wie sollte ich noch ein Frühstück runterbekommen, nachdem ich noch vor kurzem eine Mahlzeit hatte, eine die mir mehr Energie brachte, als alles andere. Schließlich saß ich dann vor dem Frühstück und aß alles, was noch rein passte. „Schmeckts dir?“, fragte meine Mutter erwartungsvoll. Ich nickte überzeugend. „Köstlich“, sagte ich und schob mir eine Gabel mit Pancakes in den Mund. Nachdem ich eine ganze Weile mit Essen verbracht hatte ging ich rauf in mein Zimmer. Ich legte mich auf mein Bett und starrte die Decke an. Es war entspannend nichts zu tun und ich hatte auch den Drang danach. Anstatt zu lesen wollte ich einfach nur liegen. Auf einmal hörte ich etwas an mein Fenster schmettern. Ich dachte ich hätte es mir nur eingebildet, doch als es ein weiteres Mal geschah stand ich vom Bett auf und lief auf mein Fenster zu. Ich öffnete es und blickte runter in den Garten. „Noah?“, fragte ich verwirrt. Er blickte sich fragend um. „Ja?“, sagte er. Ich war erstaunt. Warum ging er nicht an die Tür. Ich musste lachen. „Wir haben auch eine Haustür“, sagte ich. Verlegen sah er weg. „Ich fand das spannender“, rechtfertigte er sich. „Soll ich runterkommen oder willst du mit einer Leiter hochkommen?“, fragte ich und ärgerte ihn zugleich. „Ich möchte dein Zimmer sehen, also komme ich wohl am besten hoch zu dir und das durch die Haustür“, er ging zur Seite. Schnell rannte ich aus meinem Zimmer runter in den Flur. Leise öffnete ich die Haustür und gab Noah ein Zeichen, dass er leise sein sollte. Er schlich ins Haus und gemeinsam tapsten wir dann die Treppe rauf in mein Zimmer. „Du hättest auch sagen können, dass du kommst!“, beschwerte ich mich bei ihm während er mein Zimmer begutachtete. „Tolles Zimmer“, sagte er jedoch und ging nicht darauf ein, was ich ihm gesagt hatte. Ich sah ihn mit schiefem Kopf an. Er grinste. „Setz dich, wenn du möchtest.“ Er machte es sich auf meinem Bett bequem und ich spürte ununterbrochen seinen Blick auf mir. „Warum hast du letztens geweint?“, kam ich ihm entgegen. Er sagte nichts, sah zu Boden und dachte vermutlich nach. „Erzähl ich dir ein ander Mal.“ Ich ärgerte mich darüber, dass er es mir nicht sagte und ließ mich neben ihm auf mein Bett fallen. Sein Blut roch unbeschreiblich gut und wenn er kein Freund von mir wäre würde ich ihm das ganze Blut wegsaugen. Obwohl war das Freundschaft? Ich war mir nicht sicher. Es war eine Zeit lang her, dass ich Freunde hatte. Nach der Grundschule hatte ich nur noch eine Freundin auf meiner Schule gefunden, die jedoch wegzog. „Woran denkst du?“, fragte Noah und riss mich aus meinen Gedanken. „Sind wir Freunde?“, fragte ich ohne davor nachgedacht zu haben, woraufhin ich mich am liebsten einfach in Luft auflösen wollte. Noah sah mich irritiert an, was mich nicht wunderte. „Ach, egal. Vergiss es. Tut mir leid“, sagte ich und versuchte meine Frage nicht zum Gesprächsthema werden zu lassen. Doch es klappte nicht. „Was glaubst du?“ Ich verstummte. Was ich dachte wollte ihm nicht sagen, es war schon schlimm genug diese Frage gestellt zu haben. „Ich bin mir nicht sicher, deswegen habe ich dich ja gefragt. Lass uns das einfach vergessen.“ Er schüttelte den Kopf. „Wir kennen uns ja nicht sehr gut und auch nicht lange, aber ich glaube wir sind Freunde, oder werden es noch“, antwortete er mir schließlich auf meine Frage. Er hatte recht. Wir sind vielleicht schon welche, oder werden es noch. Innerlich lächelte ich breit. „Wollen wir heute wieder in die Bibliothek?“, fragte er. „Ja, gerne“, sagte ich und öffnete mich ihm wieder, wie an dem Tag zuvor. Ich konnte bei ihm sein wie ich bin und ich war ihm gegenüber daher sehr offen. Wie auch meiner Mutter. Bei den anderen bin ich es nie. „Wollen wir jetzt gehen?“, fragte ich. Er nickte und begab sich in den Flur, ich zog ihn jedoch zurück. „Meine Mutter ist unten“, warnte ich ihn. Er sah mich verwirrt, aber dennoch lächelnd an. „Ich fürchte mich nicht vor Eltern“, sagte er. „Meine Mutter ist anders, aber wenn du willst geh“, sagte ich und gab ihm den Vortritt. Grinsend lief er voraus und ich hörte schon meine Mutter aus dem Wohnzimmer kommen. Ich rang einmal tief nach Luft und stellte mich diesem Gespräch. „Chloe? Oh, wer sind Sie denn?“, sie lächelte Noah einmal zu, warf den Blick über seine Schulter und grinste mich breit an. „Ich bin Noah, nett sie kennenzulernen“, stellte sich Noah vor und reichte meiner Mutter die Hand. „Ich bin auch sehr erfreut“, antwortete meine Mutter und schüttelte Noahs Hand. „Okay“, ich hüpfte die letzten beiden Treppenstufen hinunter, „wir wollten jetzt in die Bibliothek gehen, bis nachher!“ Ich drang Noah aus der Haustür und verließ mit ihm das Haus. „Du hast eine nette Mutter“, sagte Noah als wir zur Bushaltestelle liefen. „Ich weiß“, sagte ich und grinste vor mich hin. Die Gedanken der Menschen drangen sich wie immer in meinen Kopf. Ich hasste es, da sie mich nicht interessierten. Es hat auch Vorteile, aber dieses ständige Hören von Dingen, die ich nicht wissen sollte und wollte, ärgert mich. An der Bushaltestelle mussten wir noch eine Weile warten. Wartend wippte ich auf meinen Ferßen auf und ab. Ich ließ meinen Blick durch die Straßen schweifen und wie versteinert blieb er auf Joner und seiner Freundin hängen. „Chloe?“, fragte Noah. Ich antwortete nicht, blieb stumm. Er bemerkte wohin mein Blick fiel und folgte ihm. „Wer ist das?“ Ich brach kein einziges Wort aus meinem Mund. Noah rüttelte an meinem Arm. „Lass uns gehen“, sagte ich schließlich, doch Noah schüttelte widersprechend den Kopf. 

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