Kapitel 6

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Irgendetwas hatte ihn aus seinem Schlaf geholt. Benommen blinzelte Kageyama, um endlich ein klares Sichtfeld zu bekommen. Es dauerte einen Moment, bis er den Grund für sein Erwachen entdeckte. Es war Hinata, der neben ihm lag und... und seine Hand hielt? Was zum Kuckuck war denn bitte in den gefahren? Langsam entzog er ihm seine Hand und eine merkwürdige Kälte breitete sich in ihm aus. Er schüttelte sich kurz und warf einen Blick auf die Uhr. Erst 5 Uhr. In zwei Stunden würde es Frühstück geben. Für um 9 Uhr war irgendein Gemeinschaftsparcours durch den Wald angesetzt. Daichi hatte ihnen gestern noch kurz erklärt, dass es dabei um die Stärkung des Teamgeistes ginge. Solche Einheiten würden sich wohl hin und wieder unter die „normalen" Trainingstage mischen. Na meinetwegen, dachte sich Kageyama, es blieben wohl dennoch genügend Tage übrig, an denen sie Volleyballspielen konnten - so hoffte er zumindest.

Noch zwei Stunden, überlegte er. Das war genug Zeit, um vorher noch eine Runde joggen und anschließend duschen zu gehen. Er fackelte nicht lang, nahm seine Sachen und verschwand nach draußen. In seinen Laufsachen gehüllt, trat er nun aus dem Bungalow hinaus. Kühle Luft empfing ihn und er atmete tief ein. Dicke Nebelschwaden lagen auf dem Camp und erzeugten ein leicht mystisches Bild. Er überlegte kurz, in welche Richtung er laufen soll. Er erinnert sich gehört zu haben wie Daichi erklärte, dass der Weg zum Strand ausgeschildert sei. Nun, da könnte er sich wenigstens nicht verlaufen. Also denn, auf geht's.

Er kam keine 10 Meter weit, bis er eine vertraute Stimme hinter sich hörte. Korai.

„Tobio, Guten Morgen. Wollen wir zusammen laufen?"

Hm, Kageyama war jemand, der am Morgen lieber gerne allein joggen ging, doch er konnte jetzt wohl schlecht nein sagen.

„Klar, ich wollte runter zum Strand", antwortete er stattdessen.

„Klingt gut." Korai strahlte ihn an.

Seite an Seite liefen sie los. Kageyama hatte schon während des Trainingscamps für angehende Nationalspieler gemerkt, dass der Kleine engen Körperkontakt zu ihm suchte. Und auch jetzt fand er, dass der Junge wieder zu nah neben ihm lief. Mein Gott, zeitweise berührten sich sogar ihre Arme. Kageyama versuchte sich nichts anmerken zu lassen und setzte sein Laufen unbeirrt fort. Zumindest war Korai still, offenbar wollte auch er die morgendliche Stille genießen. Allein ihre Atemgeräusche und das Zwitschern der Vögel waren zu hören. Nach einiger Zeit mischte sich ein Rauschen unter die Geräuschkulisse, welches stätig lauter wurde. Die beiden Läufer warfen sich einen wissenden Blick zu. Sie würden bald den Strand erreichen.

Und da war er. Der Wald endete abrupt und vor ihnen tat sich der Strand und das weite Meer auf. Es war ein atemberaubender Anblick. Gerade erhob sich die Sonne am Horizont. Die beiden verharrten still nebeneinander und sahen der roten Scheibe zu, wie sie ihren Weg nach oben fortsetzte. Für ein paar Minuten hatte er den kleinen neben sich vergessen, doch plötzlich riss ihn dieser aus seinen Gedanken. Er hatte Kageyamas rechten Arm mit seinen Armen und Händen umschlungen und lehnte sich an seinen Oberarm. Äh, was war denn das bitte. Er war mehr als irritiert.

„Korai, was machst du da?", wollte er von diesem wissen. Doch dieser schien seine Frage nicht beantworten zu wollen.

„Sei still, Tobio. Genieß einfach den Ausblick."

Wa-? Das war doch keine Antwort auf seine Frage, schoss es ihm durch den Kopf. Etwas überfordert mit der Situation, entzog er dem Weißhaarigen seinen Arm und erklärte, dass sie zurück müssten, um pünktlich beim Frühstück zu sein. Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte er sich um und lief zum Camp. Es dauerte nicht lang, da hatte Korai ihn eingeholt. Wieder lief dieser etwas zu nah an ihm. Er biss die Zähne zusammen und ermahnte sich innerlich zur Ruhe. Kurze Zeit später verabschiedeten sie sich und jeder steuerte seinen Bungalow an.

Er soll Mein seinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt