Kapitel 35

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Sie erreichten des Camp nach etwa drei Stunden. Von Weitem sahen sie bereits ihre Mannschaft vor dem Weg stehen, der zum Strand hinunterführte. Sie schienen etwas unschlüssig, wie sie da so herumstanden.

„Da sind sie", schrei Yachi aufgeregt los und deutete in die Richtung, aus der Kageyama und er kamen.

Hinata ließ Kageyamas Hand los und stürmte freudestrahlend auf ihr Team zu. Es brach ein hektisches Durcheinander aus. Jeder bestürmte ihn mit Fragen. Wie es ihm geht? Wie Kageyama ihn finden konnte und wo er ihn gefunden hat. Wo sie die Nacht verbracht haben usw.

Als Kageyama auch endlich bei der Gruppe ankam, hatte er bereits alle Fragen beantwortet und drehte sich nur erwartungsvoll zu seinem Setter um.

„Darf ich, Kageyama?", fragte er und seine Wangen färbten sich leicht rot. Kageyama nickte nur zur Bestätigung.

„Okay", rief er breit grinsen und drehte sich wieder zu seiner Mannschaft um, die ihn bereits neugierig beäugte. Er jetzt wurde ihm bewusst, dass ihn alle anstarrten und was er ihnen nun sagen wollte. Er war sich sicher, dass keiner von ihnen etwas gegen eine Beziehung zwischen ihm und Kageyama einzuwenden hatte, doch seine Nervosität konnte er nicht ganz besiegen. Er nestelte an dem Saum von Kageyamas Trainingsjacke, die er immer noch trug (sie hatten vergessen, die nassen Sachen irgendwie zum Trocknen aufzuhängen, deswegen waren sie heute Morgen immer noch nass gewesen) und schaute schüchtern zu Boden.

„Also, was ich euch sagen wollte... Kageyama und ich, wir, wir sind jetzt zusammen. Also, so richtig zusammen. Wie ein Paar. Also nicht wie ein Paar beim Volleyballspielen, obwohl wir das immer noch sind, sondern eben Paar, so wie --"

„Schon gut, Hinata, ich denke, wir haben alle verstanden, was du uns sagen wolltest", sagte Suga mit einem liebevollen Lächeln. Alle Teammitglieder nickten wissend und schauten ebenfalls sehr glücklich und erleichtert aus.

Seine Wangen nahmen ein noch tieferes Rot an.

„So, ihr zwei Turteltauben, wie wäre es denn mit einem letzten Training am Strand?", fragte Tanaka. „Ich finde, wir sollten heute noch mal alles geben!"

„JA!", riefen alle wie aus einem Mund.

„Geht schon mal vor, Kageyama und ich holen noch schnell unsere Trainingstasche."

„Okay, aber beeilt euch!", rief Daichi.

Sie nickten beide und steuerten ihren Bungalow an.

„Wow, hast du gesehen, wie gut das alle aufgenommen haben?", fragte er begeistert.

„Hattest du etwa daran gezweifelt?", fragte Kageyama skeptisch.

„Nein, eigentlich nicht, aber --„ Ihm blieben die Worte im Hals stecken.

Vor ihnen stand Hoshiumi mit verschränkten Armen und bedachte sie mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck.

„Was willst du?", fragte er den Weißhaarigen giftig.

„So wie es aussieht, habe ich dieses Mal wohl verloren", sagte Hoshiumi.

„Ja, hast du. Also solltest du dich jetzt besser von Kageyama fernhalten."

„Nein."

„Wie bitte?", fragte er ungläubig, er hat sich wohl verhört!

„Es tut mir leid, Hinata. Aber so wie du, bin auch ich in Kageyama verliebt. Und ich werde genauso wenig aufhören, um ihn zu kämpfen, wie du es getan hast."

Er war völlig perplex, wusste nicht, was er sagen sollte. Mit so offenen Worten hatte er nicht gerechnet.

„Korai, hör zu", meldete sich nun Kageyama zu Wort. „Es ehrt mich wirklich sehr, dass ich dir offenbar so viel bedeute, dass du bereits warst, alles zu tun, um... um mich für dich zu gewissen. Aber du hast hier nicht einfach nur einen Satz verloren, du hast das ganze Spiel verloren. Egal wie sehr du dich auch in Zukunft anstrengen magst, an meinen Gefühlen zu dir wird sich nichts ändern. Ich mag dich, als einen Volleyballfreund, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Bitte hör auf, dir selbst weh zu tun und wende dich jemanden zu, der dich so lieb, wie du es verdient hast. Denn ich kann es nicht."

Hinata war gerührt von Kageyamas Worten, wusste gar nicht, dass er solch eine sanfte, mitfühlende Seite hatte. Okay, einige Worte hätten wohl besser gewählt sein können, aber ein Blick auf Hoshiumi verriet ihm, dass auch ihm die Worte des schwarzhaarigen Setters, der ihn mit seinen tiefblauen Augen anschaute, nicht unberührt ließen. Eine erste Träne lief über Hoshiumis Wange, dann eine zweite und dritte.

„Aber, aber ich...", fing er an zu schluchzen.

Hinata sah, wie Kageyama auf den Weißhaarigen zuging und ihn umarmte. Korai schlang nun seine Arme um Kageyama und drückte sich fest an ihn. Er weinte und weinte.

„Es tut mir leid, Korai", sagte Kageyama mit rauer Stimme. „Es war nie meine Absicht, dir weh zu tun." Hoshiumi schluchzte noch lauter auf.

„Aber, wie soll ich denn ohne dich... wie soll ich denn...", er konnte den Satz nicht beenden.

„Du wirst das schaffen, Korai. Glaub mir, so besonders bin ich nicht. Eines Tages wirst du darüber lachen und denken, wie konnte ich mich nur in so einen trotteligen Zuspieler verlieben."

„Das werde ich ganz bestimmt nie denken", antwortete Hoshiumi mit verheulter Stimme, konnte sich jedoch ein kleines Lächeln nicht verkneifen.

„Schau, Korai, du bist nicht allein", sagte Kageyama und wies auf Hoshiumis Teamkollegen, welcher in einigen Metern Entfernung stand und bereit war, zu dessen Rettung herbeizueilen.

Korai löste sich langsam aus Kageyamas Umarmung.

„Danke", sagte er und schaute beschämt zu Boden. „Und, es tut mir leid wegen, wegen..."

„Ich weiß, was du sagen willst. Es ist okay. Ich denke, wenn du mir noch das Rezept von dem Schokokuchen gibst, habe ich dir so gut wie vergeben."

Hoshiumi grinste. „Das mache ich." Mit diesen Worten wand er sich ab und lief zu seinem Teamkollegen, der ihn mit einer festen Umarmung empfing.

Langsam setzten er und Kageyama sich wieder in Bewegung, um ihre Sporttaschen zu holen und sich frische Trainingssachen anzuziehen. Keiner von ihnen sagte ein Wort. Auf dem Weg zum Strand, hielt er es jedoch nicht mehr aus.

„Kageyama, findest du nicht, dass du Hoshiumi etwas zu einfach mit dem davonkommen lässt, was er dir angetan hat? Ich meine, er hat dir Drogen verabreicht und ... naja, du weißt schon. Und du verlangst als Gegenleistung nur das Rezept von diesem blöden Schokokuchen?", fragte er ungläubig und aufgeregt zu gleich.

Kageyama schwieg lange Zeit und er dachte schon, er würde die Frage einfach ignorieren, als er doch endlich etwas sagte.

„Weißt du, Shoyo, wenn man verliebt ist, dann tut man manchmal Dinge, die man im Nachhinein bitter bereut. Aber wir alle verdienen es wieder glücklich zu sein, nachdem man von der Person, die man liebt, zurückgelassen wurde. Und ich möchte, dass Korai das auch kann. Ich möchte nicht der Grund sein, weswegen der Junge für den Rest seines Lebens traurig ist. Deswegen habe ich ihm verziehen, damit er von vorne anfangen und die Dinge beim nächsten Mal besser machen kann."

Hinata sah ihn eine Weile an.

„Wow, Kageyama, ich wusste nicht, dass du so tiefgründig sein kannst. Du hast eine rücksichtsvolle und sanfte Seite an dir, das überrascht mich. Ich dachte immer, du wärst nur gemein und grummelig", sagte er schmollend und blickte zu Boden.

„Ach ja, dachtest du das? Nun, vielleicht bin ich auch nur zu dir böse und gemein!", sagte Kageyama mit einem listigen Grinsen und brachte ihn ebenfalls dazu zu lachen.

„Du bist doch blöd, Bakageyama!", sagte er lachend und boxte seinem Setter in den Bauch.

„Wie hast du mich gerade genannt?"

Hinatas Nackenhaare stellten sich auf und er sah schnell zu, dass er von Kageyama wegkam. Als er bereits ein paar Meter Vorsprung hatte, rief er nach hinten: „Wer zuerst am Strand ist, hat gewonnen!"

„Das war Frühstart, du Idiot!", hörte er Kageyama wütend rufen.

Er soll Mein seinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt