Kapitel 29

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Hinata saß gedankenverloren beim Frühstück und stocherte in seiner Müslischale herum. Er wirkte abwesend, in seinen Augen lag eine merkwürdige Mischung aus Trauer und Leere, abgrundtiefe Leere. Richtete man eine Frage an ihn, so hob er seinen Kopf, schenkte seinem Gegenüber ein gekünsteltes Lächeln und beantwortete die Frage. Danach driftete er wieder ab in das Reich der Dunkelheit.

Daichi und Suga kamen soeben zur Tür herein und kamen zügig mit besorgten Gesichtern auf die Gruppe zu. Asahi nahm sofort die gedrückte Stimmung wahr, die auf den Gemütern der beiden Kapitäne lag. Irgendetwas war passiert.

„Was ist passiert?", fragte Narita und sprach damit aus, was Asahi durch den Kopf ging.

„Kageyama ist wieder zurück", beantwortete Suga die Frage knapp.

Bei der Erwähnung dieses Namens starb ein weiterer Teil in Hinata. Weg, weg... dachte er und sein Gehirn schickte ihn an einen dunklen, leeren und kalten Ort.

„Wo war er?", wollte Nishinoya wissen. Eine Befragung Hinatas nur wenige Minuten zuvor brachte darüber keinen Aufschluss. Kein Wort verlor dieser über das, was gestern Abend geschehen war, nachdem er wie von der Tarantel gestochen zu dem Geräteschuppen gerannt war.

„Wissen wir nicht", antwortete Daichi ernst. „Er sieht furchtbar aus. Er war kaum ansprechbar. Das Einzige, was wir erfahren haben ist, dass er wahnsinnige Kopfschmerzen und einen unglaublichen Durst hatte. Er schläft jetzt. Vielleicht kann er uns etwas erzählen, wenn er wieder wach ist." Sein Blick ging hinüber zu Hinata, welcher jedoch völlig geistesabwesend vor seiner Müslischüssel saß. Als sie gestern vom Abendbrot kamen, fand er Hinata in seinem Schlafzimmer. Er reagierte auf keinerlei Ansprachen, weshalb Daichi entschied, dass es besser wäre, ihn einfach schlafen zu lassen. Doch auch heute Morgen hat Hinata keine einzige seiner Fragen beantwortet. Jedes Mal, wenn er etwas von ihm wissen wollte, zog ein irres Lächeln auf Hinatas Gesicht und er begann, völlig belangloses und vor allem zusammenhangloses Zeug zu erzählen. Auch jetzt schien sich dieser Zustand nicht verbessert zu haben. Das wird ein verdammt anstrengender Tag, dachte sich Daichi eben, als er Korai Hoshiumi von weitem sah. Er beobachtete ihn eine ganze Weile. Irgendwas an seinem Verhalten fand er komisch, doch er konnte nicht genau sagen was. Seine Gedanken wurden von Tanaka unterbrochen, der anfragte, ob sie sich nun langsam in die Halle zum Vormittagstraining begeben würden. Daichi nickte und alle erhoben sich und brachten ihre Tabletts zur Geschirrrückgabe. Nur Hinata saß weiterhin verloren an seinem Platz.

Ganz sachte berührte Daichi dessen Schulter, um ihn nicht zu erschrecken. Ausdruckslose Augen blickten ihm entgegen.

„Hinata, ich weiß, um ehrlich zu sein nicht, was ich mit dir machen soll. Deshalb sag mir doch bitte, ob du am Training teilnehmen oder dich lieber wieder schlafen legen möchtest?"

Es verging eine Ewigkeit, in der Hinata Daichi scheinbar verständnislos anstarrte. Er wollte eben seine Frage wiederholen, als er doch eine Antwort bekam.

„Ich würde gerne vom Spielfeldrand zusehen. Ich mag jetzt nicht alleine sein."

Überrascht, doch so etwas wie eine Gefühlsregung in Hinata wahrzunehmen, half er dem kleinen Spiker auf die Beine und begleitete ihn in die Halle, wo er ihn neben Yachi auf die Bank setzte.

„Kümmere dich bitte ein bisschen um ihn, Yachi", sagte er zu der jungen Nachwuchsmanagerin gewandt.

„Ja, das mache ich", antwortete diese mitfühlend. Noch nie hatte sie Hinata so gesehen, als wäre er einfach zerbrochen.

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Der Tag verflog in Windeseile und schon saßen sie wieder alle beim Abendbrot zusammen.

„Ob Kageyama inzwischen aufgewacht ist?", fragte Yamaguchi schüchtern.

Er soll Mein seinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt