Kapitel 27

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Hinata stürmte hinaus in die laue Nacht und spurtete sofort weiter Richtung Geräteschuppen. War Kageyama etwas passiert? Ging es ihm doch schlechter, als dieser selbst dachte? Mit dieser quälenden Ungewissheit im Herzen rannte Hinata immer schneller auf das besagte Gebäude zu, bis sich dessen Konturen deutlich vor ihm abzeichneten. Er verlangsamte seine Schritte und schaute sich vor dem Gebäude um, konnte seinen Setter jedoch nicht entdecken. Er musste also in dem Schuppen sein. Langsamen Schrittes näherte er sich der Tür. Merkwürdige Geräusche drangen von innen an sein Ohr. Unsicher öffnete er die große Tür und blieb entsetzt stehen.

An der linken Wand saß Kageyama an eine Kiste angelehnt. Er hatte seinen Kopf in den Nacken geworfen und verzog angestrengt sein Gesicht. Sein Penis war entblößt und ragte immer noch erigiert in die Luft. Zwischen seinen Beinen hockte Hoshiumi, der ihn direkt anblickte und sich mit einem triumphierenden Lächeln den letzten Spermatropfen von den Lippen leckte.

„Oh, hallo, Hinata. Ich fürchte, du kommst zu spät. Tobio und ich hatten unseren Spaß bereits ohne dich." Sein Grinsen wurde noch diabolischer, als er alle Lebensgeister aus ihm verschwinden sah.

Hinata wollte zunächst etwas erwidern, verstummte jedoch, als er in das immer noch vor lauter Ekstase verzogene Gesicht seines Settes blickte. Dieser hatte ihn bisher noch keines einzigen Blickes gewürdigt, so sehr schwelgte Kageyama also noch in seinem Lustgefühl. Tränen schossen ihm in die Augen. Er machte auf dem Absatz kehrt und rannte zurück Richtung Camp.

Dicke Tränen quollen aus seinen Augen. Sein Blick war verschwommen und er nahm kaum wahr, wohin er lief. Kein Wunder, dass er die Wurzel vor ihm nicht bemerkte. Er stolperte und fiel der Länge nach hin. Er spürte ein Brennen an seinen Handflächen, Armen und Knien, wo die Haut aufgrund des unliebsamen Kontaktes mit dem Erdboden aufgeschürft war. Er blieb liegen. Viel zu schwach fühlte er sich, um die nötige Energie aufzubringen, um aufzustehen. Stattdessen schrie er seine Wut und Verzweiflung heraus. Schlug mit Fäusten und Beinen auf den Boden, doch von seinem seelischen Schmerz konnte es nichts nehmen. Er schrie und schrie, bis seine Stimme heiser war und nur noch ein fürchterliches Krächzen zu hören war. Langsam richtete er sich auf, zunächst auf die Knie, dann ein Bein nach dem anderen. Völlig besinnungslos schlurfte er Richtung Bungalow. Er war wie betäubt. Dachte er zuvor noch, dass der seelische Schmerz, den er bei der Prügelei mit Hoshiumi oder an dem gestrigen Strandtag wahrnahm, schlimm gewesen war, so kam ihm dieser im Vergleich zu seinem jetzigen Befinden einfach nur lächerlich vor. In ihm war etwas gebrochen, unheilbar. Er war sich sicher, sein Herz hatte aufgehört zu schlagen, hatte aufgehört zu fühlen, hatte aufgehört zu existieren. Eine dunkle Wolke umfing ihn, die jegliche Emotionen verschluckte. Es war eine Schutzreaktion seines Gehirns. Zu grauenvoll war das, was er eben gesehen hatte, als das sein kleines Herz dies hätte verarbeiten können.

Wie ferngesteuert betrat er den Bungalow, ging in seinSchlafzimmer, schnappte sich seine Matratze und Decke, ging wieder hinaus,hinein in das Nachbarzimmer, platzierte Matratze und Decke an einem freienPlatz und ließ sich fallen. Er zog die Decke bis über den Kopf, schloss dieAugen und fiel in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

Er soll Mein seinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt