Roses POV
Elizabeth oder Liz, wie ich sie nennen sollte, und ich verstanden uns sehr gut. Wir redeten bis es dunkel war und sie hatte einen super Humor, wobei ich meistens nicht echt lachte, ich durfte keine echten Gefühle zulassen, sondern meine Mauern und Masken behalten. Trotzdem genoss ich unser Gespräch. Sie ging auf die gleiche Schule wie ich, sie liebte Longboarden und auch sonst verstanden wir uns gut. Kurz bevor wir uns verabschiedeten tauschten wir noch Nummern aus.
Ich hatte nicht wirklich vor ihr zu schreiben. Ich war nunmal eine Einzelgängerin, wieder ein Unterschied zu Natalie, die nie alleine war. Vielleicht zählte das nicht, weil sie zuerst nur immer mit ihren Brüdern überall war und dann, weil Alexander sie zwang immer eine Begleitung zu haben. Das hatte sie nie verstanden. Wieder fiel ich in meine Gedankenwelt. Erst als ich das Haus meiner Oma schon sah, konnte ich mich befreien. "Das liegt in der Vergangenheit", murmelte ich als ich in mein Zimmer ging. "Natalies Vergangenheit, nicht deine. Du bist Rose. Einzelkind. Du hast keinen Vater, schon gar keinen Gewalttätigen. Du hast deine Oma und Loui. Mehr Familie hattest du nie und mehr Familie brauchst du nicht." Mit diesen Gedanken und Loui auf dem Bauch beruhigte ich mich langsam. Plötzlich hörte ich die Vibrations meines Handys, welches neben mir auf dem Bett lag. Seit wann lag ich in meinem Bett?
Mein Handy zeigte mir eine Nachricht von Liz. Super, jetzt meldet meine neue Freundin sich bei mir. Das freut mich ja. Nach einem genervten Augenrollen las ich dich ihre Nachricht, könnte doch wichtig sein?
Liz: Hey, ich hatte heute viel Spaß, wollen wir uns vielleicht morgen wieder treffen? Ich kann dir die Gegend zeigen, vielleicht auch wie du mit deinem Longboard zur Schule kommst?
Klar, aber nimmst du zum Gegend erkunden auch dein Longboard mit?
Leider konnte ich das Angebot nicht abschlagen. Ich hatte eine Schwäche für mein Longboard und da ich neu war, kannte ich noch keine schönen Strecken. Dass sie ein Longboard hatte und auch wo ich wohnte, hatten wir bei unserem Gespräch erwähnt.
Als meine Oma mich zum Abendessen rief, war ich immer noch genervt, da ich dachte ich würde Liz nicht mehr los werden, wenn wir uns erst richtig anfreundeten.
"Vielleicht ist es doch gut eine Freundin zu haben, auch als Einzelgängerin. Sonst denken alle unbeliebten Mitschüler, sie müssen dich anquatschen, wenn du ganz alleine in der Pause sitzt", sagte meine Oma, nachdem ich ihr erzählt hatte, woran ich dachte, und brachte mich damit zum Lachen.
Liz und ich hatten uns diese Woche jeden Tag getroffen und mittlerweile mochte ich sie sehr gerne. Heute war Sonntag und ich ging schon um neun Uhr ins Bett, weil ich jeden Tag stundenlang wach gelegen war und dann nach meistens ungefähr drei Stunden von einem Alptraum aufwachte. Die 'Loui-Magie' war mittlerweile auch geringer geworden und ich hatte meistens Schmerzen beim Aufwachen, bei denen es mir jeden Tag schwerer fiel sie zu unterdrücken. Ich sagte mir immer wieder, dass ich die Freude, die ich so oft verspürte, nicht zeigen durfte, um meine Masken und Mauern aufrecht zu erhalten.
Ich schaute wieder auf den Wecker auf meinem Nachttisch. Mitternacht, wie immer war ich noch wach, aber langsam wurden meine Augenlieder immer schwerer.
"Natalie", rief eine Stimme, die ich unter Tausenden erkennen würde. Ich drehte mich um und sah in die grünen Augen meiner Bruders. "Wir wollten dich nie verlassen, bitte du weißt, dass wir das nie tun würden oder?", kam Cody, genau wie er es immer gemacht hatte, direkt auf den Punkt. "Du weißt nicht wie sehr wir dich vermisst haben", kam es von hinter mir und schon sah ich in die blauen Augen meines jüngsten Bruders, die nach all den Jahren immer noch voller Liebe waren. Auch die Zwillinge tauchten neben ihm auf, aber da sie noch nie Fans vieler Worte waren, umarmten sie mich einfach. Und da passierte es. Alle Mauern brachen und ich fing an zu weinen. Auch in den blau-grünen Augen der Zwillinge konnte ich Tränen erkennen. Diese wunderschönen Augen, die sie von meiner Mutter hatten und vor allem die Liebe, die ich darin sah, hatte ich vermisst. Ich hatte es satt, in die hasserfüllten braunen Augen meines Vaters zu sehen, die meinen so ähnlich sahen. Plötzlich hoben meine Brüder mich hoch und trugen mich in ihr Auto. Sie lösten die Umarmung erst, als ich auf der Rückbank Platz nahm. Durch meine Tränen konnte ich meine Brüder nicht sehen, daher wischte ich sie lachend weg, aber meine Brüder konnte ich dennoch nicht sehen, stattdessen saß ich alleine im Auto. Zumindest dachte ich das, bis das Auto losfuhr. Mit einer bösen Vorahnung sah ich auf den Fahrersitz und tatsächlich, da saß mein Vater. "Sieh es ein, Rose", begann er und betonte meinen Namen voller Abscheu. "Deine Familie hat mich schon immer mehr gemocht als dich, schon als du die Schule betreten hast, hat Aiden mich und Cody angerufen. Aber keine Sorge im Keller, der nur für dich reserviert ist, werden wir alle dich oft besuchen."
Plötzlich befand ich mich im Keller. Auf mir lagen vier schadenfrohe Blicke, während mein Vater sofort auf mich losging. Er ließ kurz von mir ab, um sich über den mittlerweile blutigen Anblick zu erfreuen. Als er gerade wieder schlafen wollte, hielt Aiden ihn auf. Dankbar sah ich ihn an. Ich realisierte erst, was er vorhatte, als es zu spät war. Ich schrie auf, als seine Faust mein Gesicht berührte. Ich sah geschockt zu meinem jüngsten Bruder, der immer der netteste gewesen war, der nie einer Fliege etwas zu leide getan hätte und der, der mir jetzt die Nase gebrochen hatte. Von einem Miauen würde ich aus meinem Alptraum geholt. Ich fasste mir an meine Nase, die wieder gleich schmerzte, wie als mein Vater sie mir brach. "Nur weil ich ihnen vertraut habe", murmelte ich, während ich aufstand, um mich abzuregen.
"Sie haben mich schon einmal verraten, mich bei Alexander gelassen. Sie würden es wieder tun, wenn sie die Möglichkeit hätten. Was wenn sie hier sind? Das würde das blöde Gefühl, dass ich im Bauch habe erklären. Dann müsste ich abhauen. Aber wie kann ich das meiner Oma erklären?" Ich tiegerte immernoch gedankenverloren in meinem Zimmer umher, als ich meine Oma aufstehen hörte. Mit einem Blick auf den Wecker realisierte ich, dass ich jetzt schon drei Stunden wach war. Ich machte mich fertig und ging dann zu meiner Oma in die Küche.
"Was machst du denn schon um sechs Uhr auf? Aufgeregt wegen dem ersten Schultag?", fragte meine Oma mich bevor ich sie begrüßen konnte. Da ich als Rose noch nie gelogen hatte, nickte ich statt sie direkt anzulügen. Die Wahrheit wollte ich ihr nicht sagen, sonst würde sie sich nur Sorgen machen.
Ich plauderte noch mit meiner Oma, bis ich mich auf den Weg in die Schule machen musste. Völlig gestresst rannte ich die Stiege hoch, nahm mein Longboard, meine Tasche und noch die erste Jacke, die ich erreichen konnte und lief aus dem Haus. Erst als ich auf meinem Longboard stand, realisierte ich, dass ich die Jeansjacke genommen hatte. Sofort errinerte ich mich an meine Gedanken und schluckte sie mit dem Gefühl, welches ich immer hatte, wenn meine Brüder in der Nähe waren, runter. Anschließen verstaute ich das Fotobuch, welches immernoch in der Jackentasche gewesen war, in meiner Tasche und legte dann auch die Jacke in die Tasche. Mittlerweile konnte ich die Schule schon sehen.
Ich ging direkt in das Sekretäriat um meinen Stundenplan und Spindschlüssel zu holen. Als ich mein Longboard endlich in meinem Spind verstaut hatte, machte ich mich auf die Suche nach Liz. Weit kam ich aber nicht, weil ich direkt in einen Jungen lief. Der Geruch verschlug mir die Sprache, dieses Deo hatte ich jahrelang täglich gerochen. "Bitte nicht, bitte nicht!", betete ich während ich langsam meinen Kopf hob, um dem überaus großen Jungen ins Gesicht zu sehen.
1291 Wörter
Naaa, schon eine Ahnung wer dieser Junge ist, und warum sie dieses Deo kannte?
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Rose Black ~ Der Vergangenheit entkommt man nicht
RomanceNachdem Natalie erfahren hatte, dass sie schon wieder ein Familien Mitglied verloren hat und sie alleine mit ihrem gewalttätigen Vater zurück gelassen wurde, konnte sie es endlich machen. Schon seit drei Jahren wünschte sie sich nichts mehr, als end...