Kapitel 24 ~ Und jetzt?

664 24 3
                                    

Rose POV



Ich ließ Claras Arm erst los, als ich mich in der Klasse auf meinen Platz setzte. Dort angekommen schlug ich wiederholt meinen Kopf auf die Tischplatte. Da Clara dieses Verhalten von mir gewohnt war, beschäftigte sie sich einfach mit ihrem Handy. Als Liz jedoch die Klasse betrat und mein für sie ungewöhnliches Verhalten sah, beeilte sie sich zu mir.
"Rose? Was ist los? Ist es wegen gerade eben? Tut mir leid, dass ich nichts getan habe. Ich dachte Clara und du würden es regeln. Sonst wäre ich eingegriffen, aber ich verspreche dir, wenn sie später mit die reden wollen – und das werden sie – dann werde ich eingreifen, also zumindest wenn du willst. Vielleicht willst du ja auch, dass sie erfahren wer du bist, aber das ist natürlich deine Entscheidung. Wahrscheinlich werden sie dich schon fast bedrängen, damit du ihnen alles von Natalie erzählst, dass sie nicht wussten", sagte sie schnell, in dem Versuch mich zu beruhigen. Ich hörte auf und sah Liz an. 'Wieso ist sie so verständnisvoll?', fragte ich mich. Sie konnte nicht ahnen warum ich so reagierte. Ich setzte zu einer Antwort an, aber bevor ich dazu kam, zu erklären, was der Grund war, dass ich so gestresst wurde, fing Clara an zu reden. "So schlimm ist es nicht und ich bin ja auch da, also kann ich ihr helfen. Denn ich bin ihre beste Freundin", meinte sie hochnäsig. Ich war etwas verwundert, da Clara noch nie so besitzergreifend reagiert hatte, aber ich signalisierte Liz durch ein Augenrollen, dass sie Claras Worte nicht zu ernst nehmen sollte. Sie nahm meine Geste wahr und schien zu verstehen, aber sie entschied sich trotzdem Clara zu versichern, dass sie ihr Angebot nur nett gemeint hatte. Mir beteuerte sie, dass sie es sowohl nett als auch ehrlich gemeint hatte. Dann setzte sie sich auf ihren Platz eine Reihe hinter mir.

"Was hast du für ein Problem mit Liz?", fragte ich Clara. "Sie wirkt einfach so falsch. Wie gerade eben, ihr Gesichtsausdruck war einfach böse. Und nachdem sie bemerkt hat, dass ich Interesse an Jack habe, hat sie ihn so verführerisch angesehen und jetzt will sie meine beste Freundin auch stehlen", antwortete sie genervt. Ich sah sie schockiert an und mir fehlten die Worte. "Was redest du da? Sie nimmt dir gar nichts weg. Woher soll sie wissen, dass du Jack magst? So sieht sie ihn immer an. Und sie versucht auch nicht dich zu ersetzen, sie ist einfach nett und hat sich mit mir angefreundet. Bevor sie dich überhaupt gekannt hat. Und gerade eben wollte sie mir einfach helfen, weil ich völlig überfordert war, als ich mit den Jungs reden musste", erklärte ich genervt, versuchte aber auch nachzuvollziehen wie sie sich fühlte und Verständnis für sie zu haben. "Du brauchst ihre Hilfe nicht, du hast meine", meinte Clara und zog arrogant eine Augenbraue hoch. Ich verdrehte nur die Augen. War das alles was sie aus meiner Rede gehört hatte? "Ja habe ich in der Cafeteria bemerkt", erwiderte ich schnippisch. "Liz hat dir auch nicht geholfen, aber sie verteidigst du während du dich bei mir beschwerst", meinte Clara empört. Ich war gerade dabei, ihr zu erklären, dass Liz nicht in das Gespräch involviert war, während Clara diejenige war, die unbedingt Natalies vollen Namen schreien musste, als Aiden die Tür ohne zu klopfen öffnete. Er ging auf seinen Platz neben Liz und beachtete dabei weder den Lehrer, der sich über Aidens Zuspätkommen und respektloses Verhalten beschwerte, noch Clara, die ihn durch ihren Blick davon abhalten wollte, dass er sich neben Liz setzte. Vielleicht wollte sie auch verhindern, dass meine Aufmerksamkeit bekam und sie nicht mehr zumindest für mich im Mittelpunkt stand.

"Was willst du später machen, wenn die Jungs dich ausfragen?", fragte Aiden noch während er Platz nahm und grinste Clara an, da ihr Blick ihn zu amüsieren schien. Die Zwei hatten sich noch nie verstanden. "Ehrlich gesagt wollte ich ihnen ausweichen, bis ich mich vorbereitet habe", erklärte ich und sah Aiden an, dass er nicht begeistert von meinem Plan war. "Ich weiß, das klingt nicht sehr verlockend, aber ihr könntet euch in der Mädchentoilette verstecken und ich 'helfe' ihnen bei suchen?", schlug Aiden nach kurzem Überlegen vor, da er mich unterstützten wollte, obwohl er seine Familie unterstützen könnte. Dass ich auch einmal zu dieser Familie gehört hatte, konnte er nicht wissen. Ich war etwas misstrauisch, aber ich hatte keine bessere Idee. Würde er wirklich mir statt seiner Familie helfen? Warum?

Ich drehte mich zu Liz, um sie zu fragen, ob sie sich mit mir verstecken würde, aber Clara schien meine Gedanken zu lesen. Zumindest machte sie allen Beteiligten klar, dass Liz' Gesellschaft nicht in ihrem Plan stand. Mit einem Augenrollen akzeptierte ich das, fragte Liz jedoch, ob sie die Jungs den restlichen Schultag von mir ablenken konnte und wie erwartet, war sie sofort bereit mir zu helfen.

"Warum sagst du es ihnen nicht einfach?", fragte Clara mich bei den Toiletten genervt. "Definiere es", bat ich Clara um etwas Zeit zu schinden. "Warum sagst du nicht einfach, dass du ihre Schwester bist? Was soll schon Schlimmes passieren? Sie vermissen dich, das hast du doch mitgekriegt, als sie fast zu uns gelaufen sind, nur weil sie deinen Namen gehört haben", definierte Clara. Anfangs genervt, doch am Ende klang ihre Stimme einfühlsam, denn sie wollte wirklich, dass ich auf ihren Rat hörte. "Ich kann es ihnen nicht sagen", begann ich langsam und sah ihre Enttäuschung. Sie fühlte sich nicht respektiert und wertgeschätzt, wenn man nicht auf ihren Rat hörte. Sie dachte, dass man sie ignorierte, auch wenn man einen guten Grund nannte, warum man nicht auf ihren Rat hörte, trotzdem versuchte ich es ihr zu erklären. "Bitte versuch mich zu verstehen. Ich versuche abzuschließen. Ich bin hierher gezogen, weil ich neu anfangen wollte. Ich wollte nichts mit meiner Vergangenheit zu tun haben und dann gehe ich in die Schule und sehe sie. Am liebsten wäre ich ihnen einfach in die Arme gesprungen. So wie früher. Aber dann haben wir sofort gestritten und sie haben mich nicht erkannt. Und dann will Aiden wissen, warum ich so reagiert habe. So als würde ich sie kennen. Es hat wehgetan, dass er mir nochmal gezeigt hat, dass er mich nicht erkennt. Also wollte ich ihm die Wahrheit nicht erzählen, sondern habe gelogen. Und mittlerweile“, begann ich, machte aber eine Pause, da ich die richtigen Worte erst finden musste, um meine jetzige Situation zu beschreiben.
“Ich glaube an die Lüge, ich meine, wie sollte ich sie nicht glauben? Ich lebe sie, Clara. Ich lebe als Rose und wenn die Jungs Herausfinden, dass ich Natalie war bringt das nur weiteres Chaos das sich vermeiden lässt", erklärte ich Clara und erzählte ihr daraufhin auch, was ich Aiden erzählt hatte, ließ aber den Teil über Alexander aus. Sie würde ihm noch oft über den Weg laufen. Sie sollte nicht die gleiche Angst wie ich fühlen, nur weil sie bei Alexander vorbeiging. Sie akzeptierte meine Entscheidung oder besser gesagt, die Tatsache, dass sie meine Meinung nicht ändern kann. Sie konnte es jedoch nicht nachvollziehen, was auch kein Wunder war, da sie nur die halbe Wahrheit wusste, aber es war zu ihrem Besten. So könnte sie angstfrei leben und meine Vergangenheit würde mir keine Probleme machen.

Zumindest war ich zu diesem Zeitpunkt davon überzeugt.

1208 Wörter
Glaubt ihr Clara hat Recht? Ist Liz wirklich falsch oder ist vielleicht Clara falsch?
Hoffe es gefällt euch.

Rose Black ~ Der Vergangenheit entkommt man nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt