Rose POV
Mit Hilfe meiner Freunde schaffte ich es tatsächlich den drei Jungs auszuweichen und der Befragung zu entkommen. Ich war froh, denn alleine der Gedanke an die Befragung war erschöpfend, und so lag ich abends erschöpft neben Clara auf der Couch. Schon seit der Mittagspause hatte ich an nichts anderes denken können und ich wollte es mir wirklich von der Seele reden. Ich hatte versucht, mit Clara darüber zu reden, aber da ich ihren Rat davor nicht angenommen hatte, weigerte diese sich mir weiterhin zu helfen. "Du wirst doch sowieso nicht auf mich hören, warum sollte ich dazu dann überhaupt etwas sagen?", hatte sie entgegnet, als ich versuchte mit ihr zu reden.
Clara beschäftigte sich, wie eigentlich, mit ihrem Handy und ich lag, mit Loui am Bauch, auf der Couch und schrieb mit Liz. Sie bemerkte durch meine Nachricht, dass ich noch nicht auf das Gespräch vorbereitet war und bot mir an, sich mit mir zu treffen, falls ich mit ihr darüber reden wollte. Ich schrieb ihr, dass wir uns im Park treffen würden und machte mich sofort auf den Weg.
"Was hast du vor?", fragte Clara, während ich Loui gerade von meinem Bauch hob. Sie kannte mich gut genug, um zu wissen, dass ich Loui nur so selten wie möglich aus seinem Schlaf reißen wollte und verstand, dass ich etwas vor hatte. "Ich treffe mich mit Liz", erklärte ich und holte meine Jacke. "Warum?", fragte sie argwöhnisch. "Sie berät mich darüber, was jetzt mit den Jungs ist", erklärte ich locker, da ich darin kein Problem sah. "Warum brauchst du ihre Hilfe? Du hast mich', sagte Clara mittlerweile angefressen, klang dabei aber auch verzweifelt. Ich verdrehte die Augen, da ich nicht wieder mit ihr diskutieren wollte, wünschte ihr nur viel Spaß alleine und fuhr auf meinem Longboard zum Park. Ich verstand nicht, was Claras Problem war.
Als ich im Park ankam begrüßte Liz mich nicht so fröhlich wie normalerweise und beunruhigte mich dadurch. "Jetzt rück schon mit der Sprache raus, was ist los?", fragte ich, als Liz nicht den Anschein machte, mir zu sagen, warum sie so unruhig war. "Das war keine Absicht, aber die Jungs sind auch hier. Bis jetzt haben sie uns nicht gesehen also können wir unbesorgt abhauen, wenn du willst. Weil die Jungs alle hier sind, könnten wir zu mir nach Hause, ich wohne ja nur zwei Minuten entfernt", beantwortete Liz meine Frage und erzählte mir auch gleich von ihrer Lösung. Dankbar nahm ich das Angebot an, hatte aber dennoch Angst, dass die Jungs kommen würden, obwohl ich noch nicht bereit war mit ihnen zu reden. Cody hatte immer jede meiner Lügen durchschaut und auch wenn, das praktisch keine Lüge mehr war, war es theoretisch eine und ich hatte Angst, dass sie die Wahrheit erfahren würden. Ich hasste es, dass ich mich so schwach und hilflos fühlte, aber die Jungs würden mich sicher bedrängen und mich erst in Ruhe lassen, wenn ich all ihre Fragen beantwortet hatte und bis dahin hätten sie Natalie und mich soweit in Verbindung gesetzt.
In Liz Zimmer begannen wir sofort zu reden. Unsere Idee war es, ihnen davor zu sagen, dass ich ihnen alles erzählen würde, wenn sie mich nicht unterbrachen. Ganz zufrieden war ich damit nicht, aber das war wohl die beste Lösung. "Kann ich nicht einfach mit einem der Jungs auf einmal reden? Oder du redest mit einem Aiden redet mit einem und ich mit dem dritten?", schlug ich vor, um es mir leichter zu machen. "Alle drei würden sofort mit dir reden wollen, immerhin hast du Natalie wirklich gekannt. Und Aiden würde aus dem Gespräch nicht unbeschadet rauskommen, denn eigentlich sagen sie sich sofort alles, besonders wenn es um Natalie geht", erklärte Liz, obwohl ich es mir schon gedacht hatte. Sie hatten sich seit sie gegangen waren nicht sonderlich verändert.
Als Aiden später unangekündigt in Liz' Zimmer ging, wollte ich schon wieder gehen, weil ich erst am nächsten Tag mit den Jungs reden wollte, aber Aiden hielt mich davon ab, da seine Brüder in der Küche waren. Aiden blieb noch einige Stunden bei uns und wir lachten und schmerzten wie beste Freunde es taten. Ich fühlte mich wohl und so dauerte es nicht lange, bis ich auch schon meine Müdigkeit bemerkte. In letzter Zeit, hatte ich so wenig wie möglich geschlafen, da meine Alpträume schlimmer wurden, aber die Müdigkeit hatte ich ausgeblendet. Da ich mich hier jedoch wohl fühlte hatte ich sie bemerkt. Ich blendete Gefühle immer aus, wenn ich mich in einer unsicheren oder gefährlichen Umgebung befand, aber ansonsten fiel es mir deutlich schwerer meine Gefühle zu verbergen. "Bist du auch schon müde?", fragte Liz lachend, als ich zum wiederholten Mal gähnte, unterdrückte jedoch selber ein Gähnen. Ich verneinte und versteckte weiteres Gähnen. Auch meine Augen öffnete ich mehr, damit Liz mir glauben würde. Wieder fragte Liz Aiden, ob die Jungs schon in ihren Zimmern waren und fragte dann mich, ob ich nicht einfach bei ihnen vorbei gehen könnte. Als wir beide verneinten, entschieden Liz und ich noch einen Film zu sehen. Es dauerte nicht lange, da waren wir beide eingeschlafen, doch der Film war noch immer nicht vorbei, als ich aus einem weiteren Alptraum hochschreckte. Ich hatte geträumt, das Clara mich aus Eifersucht auf Liz verraten hatte. Sie hatte meinen Brüdern erzählt, dass ich Natalie war und diese hatten die neue Information ihrer Schwester direkt an ihren Vater weitergeleitet. Er hatte mich entführt und wieder in dem Keller eingesperrt, den ich in so vielen Alpträumen sah, aber noch nie in echt betreten hatte.
Ich schlich aus Liz' Zimmer und lief prompt in jemanden rein. "Scheiße", fluchten wir beide, was meine Hoffnung, dass es Aiden war verschwinden ließen, da er nicht geflucht hätte, nur weil wir ineinander reingelaufen waren. Es war zu dunkel, um zu erkennen wer er war, aber ich erkannte Codys Geruch wieder.
"Liz? Warum bist du so spät noch wach?", fragte er, doch ich konnte die Stimme keinem der Brüder zuordnen. Durch das Ausschlussprinzip gab es nur noch eine Möglichkeit. Kyle. "Nein, ich bin Rose. Ich bin hier eingeschlafen, aber ich muss zurück", erklärte ich, um Versuch ihn so schnell wie möglich abzuwimmeln. "Rose? Was war heute in der Cafeteria los? Und wer war dieses Mädchen neben dir?", versuchte er sofort seinen Wissensdurst zu stillen, aber bekam statt einer Antwort nur ein Augenrollenen, welches er zu meinem Bedauern nicht sehen konnte. Wieso musste er mir so viele Fragen stellen? Schon nach meinem Gespräch mit Aiden war er so neugierig gewesen. Ich verstand schon, dass er sich Sorgen um seine Freunde machte, aber dann sollte er auch diese Fragen und nicht mich, wenn ich eigentlich eine Fremde für ihn war. "Kannst du morgen deine Freunde fragen, denn erst dann haben sie die ganzen Antworten", meinte ich und schob ihn von mir weg.
"Und? Hat deine beste Freundin dir hilfreiche Tipps gegeben?", fragte Clara genervt, als ich mich in mein Zimmer schlich um sie nicht zu wecken. Offensichtlich unnötigerweise, denn Clara war aufgewacht, als ich das Zimmer betrat. Dass sie nicht wach geblieben war wusste ich, weil ihr Handy außer Reichweite war, das Licht ausgeschalten war und wegen ihrer verschlafenen Stimme. "Ja", antwortete ich schlicht, da ich nicht dachte, dass sie eine ausführliche Erklärung wollte. Ich kletterte in mein Bett und ließ meine Gedanken kreisen, während ich darauf wartete, dass Clara einschlief und ich Loui in das Zimmer lassen konnte. Als Claras Atmung, nach längerer Zeit als für gewöhnlich, ruhiger wurden, war ich zum Entschluss gekommen, den White-Brüdern alles zu sagen. Alles außer, dass Natalie sich nie getötet hatte, denn sie lebte dennoch nicht. Vielleicht sagte meine Geburtsurkunde etwas anderes, aber ich war Rose Black und dieses Leben gefiel mir mehr, als Natalies. Natalie hatte ein schlimmes Leben und ich hatte dieses Leben nun ausschließlich im Gedächtnis, da ich ihre beste Freundin war. 'Verständlich, dass sie es beendet hat', dachte ich, während ich Louis leisem Schnurren zuhörte.
1176 Wörter
Hoffe es gefällt euch.
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Rose Black ~ Der Vergangenheit entkommt man nicht
RomanceNachdem Natalie erfahren hatte, dass sie schon wieder ein Familien Mitglied verloren hat und sie alleine mit ihrem gewalttätigen Vater zurück gelassen wurde, konnte sie es endlich machen. Schon seit drei Jahren wünschte sie sich nichts mehr, als end...