Kapitel 14 ~ die Wahrheit

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Aidens POV

Ich bemerkte, dass sie mit jeder Sekunde, die wir im Auto saßen angespannter wurde. Auch ich konnte mich nicht beruhigen. Was würde ich herausfinden? Wäre er wirklich zu soetwas in der Lage? Aber ich bemerkte, dass Rose die Wahrheit erzählte, auch wenn sie mir irgendein Detail zu verschweigen schien.

Als ich das Auto parkte, hatten sich meine Gedanken noch immer nicht beruhigt. Wir stiegen aus und ich sah mich um. Seit dem letzten Mal, dass ich hier war, hatte sich nichts verändert. Wie immer, war sonst niemand hier.

Als ich bemerkte, dass Rose neben mir stand, griff ich an ihrer Hand in zog sie vorsichtig weiter.

Am Ziel angekommen, setzte ich mich an den Klippenrand und blickte ins Meer. Außer den White-Geschwistern kannte niemand diesen Platz und es fühlte sie wie Betrug an, auch nur daran zu denken, diesen Platz jemanden außerhalb meiner Familie zu zeigen. Und doch war Rose hier. Sie hatte mir ein Familiengeheimnis anvertraut, also müsste ich das selbe machen.

Ich bemerkte, dass Rose zögerte und erzählte ihr, was das für ein Platz war. Zufrieden bemerkte ich, dass sie sich nach meiner Erklärung neben mir hinsetzte.

Ich brauchte eine Weile, bis ich den Mut hatte ihr eine Frage zu stellen. "Warum hat meine Mom dir einen Brief hinterlassen?" Das war die Frage, die mich vermutlich am wenigsten interessierte, aber ich traute mich nicht, etwas über Natalie zu fragen.

Ich musste schwer schlucken, als ich ihrer Antwort lauschte. Auch wenn der Tod meiner Schwester länger her war, hatte ich noch immer Schwierigkeiten darüber zu reden. Wem mach ich hier was vor? Ich habe Schwierigkeiten daran zu denken. Über den Selbstmord meiner Mutter zu hören macht es nicht gerade einfacher, damit abzuschließen.

Um vom Thema abzulenken, bevor sie versuchte mich zu trösten und ich wirklich in Tränen ausbrach, stellte ich ihr die nächste Frage: "Warum hast du am Arm geblutet, als ich dich losgelassen habe?" Ich hatte schon eine Vermutung, aber als sie es verleugnete, war ich mir sicher. Um zu beweisen, wie ernst es mir war, blickte ich vom beruhigenden Meer zu ihr und sah ich ihr in die Augen. Es schmerzte, da diese denen von meiner Kleinen so ähnelten und doch so gebrochen wirkten, aber ich wollte die Antwort bestätigt haben.

"Nach ihrem Tod, habe ich mich geritzt. Seit Evelyns Tod habe ich auch neue Schnitte. Einer von denen ist aufgegangen", sagte sie nach einer Weile und sprach genau das aus, was ich bereits vermutet hatte, aber plötzlich war ich mir nicht mehr sicher. Warum hätte ihr Arm wirklich geblutet?

Plötzlich wusste ich es. Egal was sie antworten würde, ich war mir sicher, dass Dad, oder besser Alexander, das getan hatte.

"Hat er dich jemals geschlagen?", fragte sie, eigentlich nur um zu wissen, ob sie lügen würde. Ich sah wieder zu ihr und sie ließ wortlos den Kopf hängen.

Es überraschte mich, als sie doch antwortete: "Ja, wenn ich bei Natalie übernachtet habe. Deshalb darfst du auch niemanden von diesem Gespräch erzählen. Er würde mich umbringen, wenn er wüsste, dass ich dir davon erzähle." Sie sah mir mit einem ängstlichem Welpenblick in die Augen, während sie mich bat zu schweigen. Hier war sie sicher. Hier würde es mir nichts bringen, etwas zu erzählen, meinen Brüdern hätte ich es dennoch gerne erzählt. Trotzdem stimmte ich ihr zu. Mich überkam eine Flut Emotionen, als sie mir plötzlich ihre Arme um den Nacken warf.

Ich stellte ich noch viele Fragen und vergaß alles um uns herum. Ich bemerkte, dass sie log, das war aber nicht das einzige, dass mir auffiel. Viel zu oft, reagierte sie genau gleich wie meine Prinzessin. Oft aber auch ganz anders. Ich bemerkte auch weitere Ähnlichkeiten an ihrem Aussehen, kein Wunder, dass die beiden Freunde waren, auch wenn ich bei den ganzen Lügen mittlerweile sogar deren Freundschaft hinterfragte und eine eigene Theorie hatte, wieso Rose so viel über Natie wusste.

Ich wollte Rose zu ihr nach Hause fahren, aber sie weigerte sich, mir die Adresse zu verraten, mit der mickrigen Ausrede, sie wolle mit dem Longboard zurück fahren. Ich überlegte ihr zu folgen, fuhr dann aber doch nach Hause.

Ohne auf irgendjemanden zu achten, lief ich die Stiegen hoch in Liz' Zimmer. Ich betrat es und sah zu ihr. Als sie sich von ihrem Schreibtisch erhob, hörte mein Körper wieder auf mich und ich schloss die Tür hinter mir, um ungestört durch ihren Raum zu tiegern. Ich lief leise vor mich hinmurmelnd im Kreis bis sie es mich mehr aus hielt.

"Was meinst du damit?", fragte sie verwirrt und vorsichtig zugleich. Offenbar hatte sie etwas von meinem Gemurmel mitbekommen. Ich ließ mich auf ihrem Bett nieder und versuchte mich zu sammeln. Ich wusste, dass Liz nichts dagegen hatte, dass ich auf ihrem Bett saß, weil wir gut befreundet waren. Eigentlich verbrachte Liz von den Whites mit mir am meisten Zeit. Auch wenn Jack damit ein Problem hatte, weil er eifersüchtig war, störte es niemanden wirklich.

Als ich mich gesammelt hatte, sah ich wieder zu Liz. "Wo wohnt ihre Oma?", fragte ich sie und sie verstand sofort, wen ich meinte. "Warum?", fragte sie trotzdem nach. Schon wieder ging es los. Ich konnte mich nicht beruhigen und lief leise mit mir selbst redend durch das Zimmer. "Es muss so sein. Wie sonst sollte sie so viel über Natie wissen? Warum sollte sie dann Angst vor uns haben? Warum sollte sie nicht wollen, dass ich es ihnen erzähle? Warum würde sie dann mit mir reden, aber mit keinem meiner Brüder?" Fragen über Fragen und ich bekam keine Antwort.

Plötzlich fiel mir etwas ein und ich blieb stehen. Die wichtigste Frage hatte ich Liz schon gestellt. Ich sah sie abwartend an.

"Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube es ist immer noch die gleiche Straße wie die Schule, aber Hausnummer 5", antwortete sie verwirrt und da war es geschehen. Ich hatte Recht? Aber... Wie? Ich war den Tränen nahe und meine Beine wurden immer schwerer. Meine Knie zitterten schon, als ich Liz etwas zuflüsterte. "Liz?", hauchte ich stimmlos und sie gab mir mit einem Kopfzeichen zu verstehen, dass ich weiterreden sollte. Meine Beine ließen mich immer weiter zu Boden gleiten und es kostete mich all meine Kraft meinen Kopf zu heben und Liz in die Augen zu sehen, als ich ihr den Grund für meinen Zusammenbruch erzählte. "Rose... Sie ist Natalie."

Ich war mir nicht sicher, ob sie mich gehört hatte und so sah ich wieder zu ihr auf. Ihr standen Tränen in den Augen, da sie wohl gerade realisierte, dass Rose eine noch schrecklichere Vergangenheit hatte, als wir geglaubt hatten. Als ihr ein Schluchzer entwich, war ich wie ausgewechselt, ich musste sofort mit ihr reden. Ich stand auf und öffnete schon die Tür, als Liz mich aufhielt.

1123 Wörter
Endlich etwas Spannung und Aiden ist schon drauf gekommen, ohne Hilfe... Zumindest fast
Hoffe es gefällt euch

Rose Black ~ Der Vergangenheit entkommt man nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt