Kapitel 33 ~ Nur Rose

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Rose POV

Zum ersten Mal seit Monaten wurde ich von meinem Wecker aus dem Schlaf gerissen. Obwohl ich - mal wieder - davon geträumt hatte, dass Alexander mich entführt hatte, verspürte ich keine Angst. Ob es war, weil ich auch nach unserem Streit nicht dachte, dass Clara mir etwas so schlimmes antun würde, oder weil ich mich sicherer fühlte, jetzt wo die Jungs alles wussten -auch wenn ich das niemals zugeben würde- wusste ich nicht. Es könnte auch daran liegen, dass ich seit langer Zeit nichts von Alexander gehört hatte oder daran, dass mir am Vortag klar geworden war, dass ich als Rose in weitaus weniger Gefahr steckte, als die letzten drei Jahre, in denen ich ohne dem Schutz der Jungs mehrfach fast gestorben war. Ich war in einer anderen Umgebung, mit besseren Freunden und am wichtigsten: ein neues Ich, welcher Alexander nicht erkennen würde. Auch wenn ich das schon oft gesagt hatte, war es nichts mehr als Hoffnung, die es wahr klingen ließ. Das wusste ich, aber meine Angst bleib trotzdem aus. Und welchen Grund auch immer es hatte, dass der Alptraum mir wie ein normaler Traum vorkam, ich würde mich nicht beschweren, denn an dem Tag wachte ich mit guter Laune auf.

„Na Sonnenschein, gut geschlafen?“, fragte meine Oma, welche natürlich sofort bemerkte, dass ich besser gelaunt war als normalerweise. Ich kam zwar meistens mit einem Lächeln in die Küche, aber ein echtes war wohl viel überzeugender als ein gefälschtes. Meine Augenringe waren leider durch eine Nacht, in der ich durchschlafen konnte, nicht auf magische Weise verschwunden, aber für diese Magie gab es Concealer und es dauerte statt einer Nacht nur zwei Minuten. Lächelnd nickte ich als Antwort auf ihre Frage, was sie vermutlich nicht bemerkte, da ich gleichzeitig in meinen Apfel biss. Auf das gute Frühstück, welches meine Oma mir vor die Nase stellte, musste ich leider verzichten. Ich war etwas spät dran, da das Aufstehen schwer war, so kurz nach dem Aufwachen. Ich fragte mich wirklich wie Menschen ohne Schlafstörung es schafften jeden Tag so früh aufzustehen? Ich umarmte meine Oma, verabschiedete mich von ihr, was sie vermutlich nicht verstand, da der Apfel das reden erschwerte, nahm meinen Rucksack und rannte aus der Tür. Auf dem Longboard aß ich gemütlich meinen Apfel auf und schmiss das Gehäuse, noch während der Fahrt, in einen Mistkübel. Anschließend fuhr ich mit einem noch breiteren Lächeln den restlichen Weg zur Schule. Ja, ich war stolz getroffen zu haben. Mein Lächeln hielt jedoch nicht lange und mein Stolz war vergessen, denn nur wenige Sekunden später kam die Schule in mein Blickfeld. Wie schaffte sie es, mit ihrer bloßen Existenz meinen Tag zu verderben?

Ich schlug die Tür meines Spinds zu und drehte mich in die Richtung des Klassenzimmers meiner ersten Stunde, als ich nur wenige Zentimeter vor Kyles Gesicht zum Stopp kam. Ich dankte meinen Reflexen geistig dafür, dass sie mich davon abgehalten haben in ihn reinzulaufen. Besonders, da mein Gesicht seinem jetzt schon gefährlich nahe war. Er öffnete den Mund um etwas zu sagen, aber ich sah etwas viel Interessanteres, als ich an seinen Schultern vorbei sah, und ging einfach an ihm vorbei. Geradewegs auf das Interessante, was ich gerade gesehen hatte. Ein leerer Schulflur. Vielleicht nicht wirklich spannend, aber ich hatte einfach keine Lust mit Kyle zu reden. Vor allem nachdem er mich am Bahnhof aufgehalten hatte. Vielleicht müsste ich ihm dafür sogar danken? Aber dann würde ich zugeben, dass ich froh bin, dass die Jungs jetzt alles wussten und dann würden sie denken, dass ich sie brauchte und alleine zu schwach war, was ich auf jeden Fall verhindern wollte.

Vor der Mittagspause, am Weg zu Cafeteria erzählte Liz mir überglücklich und ausführlich von der Überraschung, die ihre Mutter ihr am Vortag zum Geburtstag gemacht hatte. Und wenn ich ausführlich sage, dann meine ich ausführlich! Als wir unser Essen geholt hatten und uns zu unserem Tisch gesetzt hatten, war Liz noch immer nicht zu der Überraschung gekommen, von der sie mir eigentlich gerade erzählte. Sie hatte bis jetzt nur erzählt, dass ihre Mutter sie mit ihrem Besuch überrascht hatte. Ich wollte keine schlechte Freundin sein, aber es fiel mir echt schwer ihr zuzuhören, wenn sie mir von den Schuhen, den genauen Ankunftszeiten und dem blauen Koffer, der 'aussieht wie das Meer in der Karibik, wenn jemand Schnee und Glitzer darüber geschüttet hat.‘ Ihr exakter Wortlaut und hoffentlich eine gültige Entschuldigung für mein Desinteresse ihrer Erzählung gegenüber. „Ich dachte echt sie hätte meinen Geburtstag vergessen, dabei hat sie mir mit Absicht nicht gratuliert, damit die Überraschung größer ist“, sagte Liz gerade freudestrahlend und bewies mir dadurch, dass sie ein großer Fan ihrer Mutter war. Die Überraschung wäre gleich gut gewesen, wenn sie an Liz‘ Geburtstag angerufen hätte. Ihr Bruder schien meiner Meinung zu sein, denn er zuckte leicht zusammen und zeigte mit seinem Blick, dass Liz einfach zu naiv war um die Wahrheit zu verstehen. Die Wahrheit, dass ihre eigene Mutter ihren Geburtstag vergessen hatte. Kyles Reaktion war nicht wirklich bemerkbar, außer wenn man ihn ansah, weshalb Liz auch nichts mitbekam. Das soll nicht heißen, dass ich ihn beobachtete, er saß nur zufällig dort, so meine Augen hinzeigten.

Kurz vor Ende der Pause hatte ich erfahren, dass Liz‘ Mutter das ganze Wohnzimmer geschmückt hatte und auch Liz’ Zimmer dekoriert war. Ein ganz schöner Aufwand, wenn man bedachte, dass Liz vermutlich gleich glücklich gewesen wäre, wenn ihre Mutter sie einfach am richtigen Tag besucht hätte oder zumindest angerufen hätte, aber wenigstens hatte sie sich um eine Wiedergutmachung bemüht. Den Rest der Mittagspause redete ich mit Jess und Will. Die Jungs wollten auch mit mir reden, aber ich versuchte die Konversation möglichst schnell zu unterbrechen und nach wenigen Versuchen verstanden sie den Wink. Ich wollte nicht unhöflich erscheinen -auch wenn ich unhöflich zu meinen Charaktereigenschaften zählte- aber ich wusste, dass sie nicht einfach so tun könnten, als hätte die Unterhaltung vom Vortag nie stattgefunden und ich wollte genau das. So tun, als wäre dieses Gespräch nie passiert, so tun als würden sie mich als Rose akzeptieren, denn es fühlte sich an, als würden sie mich nicht akzeptieren, wenn sie mich Natalie nannten. Es fühlte sich an, als würden sie mich nicht respektieren, wenn sie nicht auf meinen Wunsch Rose genannt zu werden eingingen, obwohl dieser Wunsch zu meinem Schutz führen sollte und aus Angst entstanden war.

Jess und Will hatten beide einen weiteren Weg in die Klasse, einen strengen Lehrer und Bücher in den Spindeln und verließen die Cafeteria noch vor dem Läuten. Da Liz mit Aiden redete, versuchte ich weiteren Unterhaltungen auszuweichen, indem ich die Cafeteria vorzeitig verließ.

Zum zweiten Mal an diesem Tag, lief ich, als ich meine Spind Tür schloss, fast in jemanden rein. Und zu meinem Leidwesen war es auch die gleiche Person. Dass er mich zwei Mal an einem Tag abstoppte ließ darauf schließen, dass es ihm wichtig war mit mir zu reden. Er begann im selben Moment zu reden, in dem die Glocke läutete, weshalb ich nicht hörte was er sagte. Ich lächelte ihn entschuldigend an, sagte, dass ich mich zur nächsten Klasse beeilen musste und ging mit einem triumphierenden Grinsen davon. Mein Triumph hielt nicht lange, denn er hielt mein Handgelenk fest und hinderte mich am weitergehen. Augenverdrehend drehte ich mich wieder zu ihm und sah ihn, mit verschränkten Armen, auffordernd an. Ich wollte ihm einerseits klarmachen, dass ich ihn nicht mochte und andererseits hatte er mir meinen Sieg und damit meine gute Laune genommen. Mein Lächeln kehrte zurück, als ich seine Nervosität sah. Schüchterte ich ihn ein?

Kurz später fiel mir jedoch der wahre Grund ein. Worüber auch immer er reden wollte, er freute sich nicht darauf und ich vermutete, dass das auf Gegenseitigkeit beruhen würde, wenn ich erst wusste, worum es ging. Er schwieg eine gefühlte Ewigkeit und brachte kein Wort heraus. Mittlerweile war ich etwas gespannt, über das, was ihn so nervös machte. Als er endlich den Mund öffnete, konnte ich nicht anders, als die Augen zu verdrehen. „Ich wollte noch etwas mit dir reden, tut mir leid, dass du den Unterricht schon wieder verpasst, aber ich würde das am Liebsten jetzt schon hinter mich bringen“, meinte er. ‚Ist mir auch schon aufgefallen‘, dachte ich, wurde aber kurz darauf wieder ernst. Worüber wollte er mit mir reden?


1373 Wörter
Tut mir leid, ich weiß ihr habt alle geglaubt, dass sie gekidnappt wurde, aber nein, nur ein weiterer Traum. Ich hoffe ihr seid mir nicht böse. Weder dafür, noch dafür, dass es vermutlich lange dauern wird, bis das nächste Kapitel kommt, denn um ehrlich zu sein, weiß ich echt nicht was in den nächsten Kapiteln passiert. Falls ihr mich vermisst, könnt ihr aber gerne bei meiner anderen Geschichte vorbeischauen? (Kommt schon, so schlecht war der Versuch nicht Mal)

Ich hoffe es gefällt euch.

Btw, wenn ihr einen besseren Vorschlag für den Kapitelnamen habt, immer her damit, ich bin unglaublich schlecht darin die Kapitel zu benennen.

Rose Black ~ Der Vergangenheit entkommt man nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt