Kapitel 15 ~ Warum nicht?

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Claras POV

Ich warf mich auf mein Bett als plötzlich mein Handy klingelte. 'Wenn der sich jetzt bei mir meldet, was mach ich dann?', fragte ich mich, als ich mich mühsam aufsetzte. Der Tag hatte sich wie eine ganze Woche angefühlt, wie eigentlich jeder Tag, seit ich nicht mehr meine tägliche Dosis Bff bekam. Als ich sah, wer meine Ruhe störte, weiteten sich meine Augen und ein Lächeln bildete sich auf meinen pinken Lippen.

"Wenn man vom Teufel spricht", meldete ich mich, aber sie hörte es nicht, sondern redete einfach drauf los.

"Sie sind hier." Ihre Stimme war eine Mischung aus Schock und Freude und es verletzte mich, dass sie nur an mich dachte, wenn etwas spannendes passierte. "Wer?", fragte ich und versuchte meine Trauer zu verstecken, indem ich genervt klang, aber Natalie ließ sich nicht beirren, vermutlich hörte sie es nicht. Ich meinte Rose. Warum auch immer sie ihren Namen ändern wollte.

"Meine Brüder. Sie gehen alle in die gleiche Schule wie ich. Aiden sogar in die gleiche Klasse." Sofort wurde ich hellhörig. "Warum haben sie dich verlassen?", fragte ich sie und bemerkte bei ihrer Antwort, dass ich ihre gute Laune verschwinden habe lassen. Warum auch immer, sie liebte ja schon immer Dramatik. "Das habe ich sie noch nicht fragen können." "Worüber habt ihr dann geredet? Oder wart ihr zu beschäftigt mit umarmen?", fragte ich lachend. Als ich bemerkte, dass sie nicht lachte stoppte ich. "Du hast doch mit ihnen geredet, oder?" Ihr Schweigen deutete ich als Antwort. "Natalie, du musst mit ihnen" "Rose", unterbrach sie mich. "Rose du musst mit ihnen reden, sie sind deine Brüder und du willst wissen, warum sie dich verlassen haben." "Sie sind Natalies Brüder, nicht meine", sagte sie, als würde sie denken, das wäre eine gültige Ausrede. "Du bist Natalie." Ich konnte mich nicht zurückhalten und so klang meine Stimme wie ein genervtes Fauchen.

Als sie noch eine Weile schwieg, wollte ich ihr von meinem Tag erzählen, aber sie unterbrach mich. "Mit Aiden habe ich geredet, aber ich habe ihm nicht gesagt, dass ich seine Schwester bin." Ihre Stimme zeigte, dass sie ganz wo anders war. Und mit jedem Wort entfernte sie sich weiter von mir. "Er sollte auch selber drauf kommen", gab ich meine Meinung kund. Da sie wieder schwieg, begann ich schon zu reden. "Mein Tag war nicht so toll. Zuerst" Wieder unterbrach sie mich. "Cody hat mir gedroht." Mir klappte mein Mund auf und ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Da ihre Gedanken mittlerweile so weit weg waren, dass sie mich nicht bemerken sollte, blieb ich still.

Aber da hatte ich mich geirrt. Offensichtlich wartete sie auf eine Antwort oder zumindest eine Reaktion. "Aber mit Jack und Zack hast du dich nicht gestritten?", wie immer sagte ich Jack zuerst, auch wenn er vor Jahren weggezogen war, er würde immer meine erste Liebe bleiben und ich konnte ihn nie ganz aus meinen Gedanken verbannen. 'Vielleicht geht es ihm gleich, er hat mir zwar nie seine Liebe gestanden, aber ich bin mir sicher, dass er gleich gefühlt hat', dachte ich. "Mit ihnen habe ich nicht gestritten", antwortet sie zögerlich. "Ist doch super! Wie geht's Jack eigentlich? Hat er nach mir gefragt?" 'Ok, vielleicht stehe ich noch ein bisschen mehr auf ihn als ich dachte.' "Ich habe aber aber nicht mit ihnen geredet. Du musst unbedingt bald Mal kommen, vielleicht freundest du dich mit ihnen an und dann kann ich wieder Zeit mit ihnen verbringen", schlägt sie vor und ich stimme ihr sofort zu. Die Chance Jack wieder zu sehen wollte ich mir nicht entgehen lassen. Wieder begannen sie und ich gleichzeitig zu sprechen. "Du wirst nie glauben was mit heute passiert ist." "Bis hoffentlich bald."

Wieder hatte sie mich nicht gehört. Als ich realisierte, was sie gesagt hatte, wollte ich sie aufhalten: "Warte! Dein", aber da hörte ich schon das vertraute piepen, das mir signalisierte, das sie schon aufgelegt hatte. "...Dad hat mich besucht", beendete ich meinen Satz.

Auch als ich schon im Pyjama im Bett lag, dachte ich daran. Er machte mir Angst. Hatte er schon immer. Aber irgendwie tat er mir auch leid. Als Natalie gegangen war, nahm sie seine restliche Familie mit.

'Hätte ich ihr davon erzählen sollen?', fragte ich mich und ließ die Begegnung mit Alexander wieder vor meinen Augen abspielen.

Ich war gerade dabei, mein Fahrradschloss aufzusperren, als mich plötzlich jemand antippte. Ich drehte mich um und sah einen alten Mann, den ich nicht erkannte. "Clara, ich bin mir sicher, du weißt wo meine Tochter ist, bitte sag es mir!", bettelte er verzweifelt. Ich brauchte einen Moment, bis ich verstand, dass es Alexander war. "Tut mir leid, ich weiß nicht wo sie ist", sagte ich in einem entschuldigenden Tonfall. Als ich die Verzweiflung in seinen Augen wachsen sah, bereute ich meine Entscheidung ihn anzulügen. Ich sah ihn genauer an und verglich ihn mit dem Mann, der er in meiner Erinnerung war. Bei Evelyn Beerdigung hatte ich nicht die Möglichkeit ihn genau zu beobachten und die Veränderung zu sehen. Warum hatte ich ihn nicht sofort erkannt. Natürlich sah er nicht gleich aus, aber so anders sah er nicht aus. Seine Haare hatten seit dem letzten Mal mehr graue Strähnen bekommen und seine Augenringe waren riesig. Kein Wunder. Ich wusste, dass er sich nach dem Verschwunden seiner Söhne verändert hatte, aber dann brachte seine Frau sich um und seine Tochter verschwand. Das hatte dieser Mann nicht verdient. Natalie war die letzte Familie die er hatte, ich sollte ihm sagen, wo sie war. "Hast du ihre neue Nummer?", fragte er hoffnungsvoll und ich schüttelte den Kopf. Ich wusste nicht warum ich log, da ich es  doch eigentlich nicht wollte, aber mein Kopf schien seinen eigenen Willen zu haben. "Bitte sag mir, falls sie sich meldet. Ich verspreche dir ein brandneues Auto, wenn du mir sagst, wo sie ist. Sie ist meine Tochter, meine ganze Familie und ich brauche sie!" Er war sichtlich verzweifelt und doch weigerte ich mich, ihm zu sagen wo sie war. Ich fühlte mich schlecht und doch erwiderte ich sein schwaches Lächeln, als er sich umdrehte und ging.

Müde drehte ich mich auf die andere Seite und überlegte. Warum hatte ich ihm nicht gesagt, wo seine Tochter war? Besonders für das Auto. Seit einem Jahr sparte ich das Geld, welches ich im Café verdiente um mir ein Auto zu leisten und doch hatte ich noch immer weniger als die Hälfte für ein akzeptables Auto. Vielleicht war ich auch sehr streng bei meiner Auto-Auswahl, aber dieses würde ich immerhin jahrelang haben.

'Wieso habe ich nicht ja gesagt?', fragte ich mich erneut. Es hätte auch niemanden geschadet. Er hätte seine Tochter wieder, nein eigentlich all seine Kinder. Meine beste Freundin hätte ihre Familie wieder. Jack wäre mir sicher auch dankbar, immerhin würde er dadurch erfahren, dass Rose seine Schwester ist und er hätte seinen Vater wieder. Und ich? Ich hätte ein neues Auto und meine beste Freundin würde wieder zurück ziehen und mit Jack, den ich dann auch wiederhätte, wieder bei mir sein. 'Ich hätte ja sagen sollen', ist der letzte Gedanke, bevor ich in einen ruhigen Schlaf falle und -Wer hätte es gedacht?- von Jack träume.

1116 Wörter
Tut mir leid falls ihr von Aiden hören wolltet, aber im nächsten Kapitel erfährt ihr was er vor hat und ich beginne jetzt sofort zu schreiben. Hoffe es hat euch gefallen.
Ich wollte mich übrigens für die netten Kommentare bedanken❤️

Rose Black ~ Der Vergangenheit entkommt man nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt