Roses POV
Als die Klingel mich endlich in die Mittagspause entließ, stürmte ich aus der Klasse. Mir entging weder der böse Blick des Lehrers, der bemerkt hatte, dass ich ihm die ganze Stunde keine Aufmerksamkeit geschenkt hatte, noch der enttäuschte Blick meiner neuen Freundin, die mich schon seit ich die Klasse betreten hatte und mich statt neben sie auf einen freien Platz am anderen Ende der Klasse gesetzte hatte so angesehen hatte. Auch Aidens Blick nahm ich war, diesen konnte ich jeddoch nicht entziffern.
Mit einem emotionslosen Blick, von dem ich hoffte, dass er das Chaos in meinem Inneren versteckte, ging ich in die Cafeteria. Ich holte mein Essen und suchte Wills Tisch. Schon nach kurzer Zeit fand ich ihn auf einem Tisch an dem nur wenige freie Plätze waren. Als ich näher kam, bemerkte ich, dass er sich mit allen verstand. 'Warum hat er mich auf seinen Tisch eingeladen, wenn er schon genug Freunde hat?', fragte ich und wurde sofort wieder misstrauisch.
Ich wollte mich gerade wieder umdrehen und einen Platz weit von dem mir noch ganz fremden Jungen suchen, als Liz mir vom Tisch der Whites aus zuwinkte und mir so symbolisierte, dass ich mich zu ihnen setzten sollte. Mit einem entschuldigendem Lächeln ging ich auf Wills Tisch zu und setzte mich vor ihn. Da somit mein Rücken zum White-Tisch zeigte, konnte ich ihren traurigen Gesichtsausdruck nicht sehen. Mit einem gefälschtem Lächeln auf den Lippen, dass für die anderen am Tisch nur freundlich aussah, dachte ich an Liz. Es machte mich traurig, dass ich meine erste Freundin, seit ich hierher gezogen war verlieren musste, doch ich hatte zu sehr Angst, dass die Jungs herausfinden würden wer ich war, wenn ich mit ihr und dadurch den Jungs etwas unternehmen würde. Eigentlich traute ich ihnen nicht zu, dass sie mich bei Alexander verpetzen würden, aber ich hatte ihnen auch nicht zugetraut, dass sie mich verlassen würden. Ich hatte mich schon einmal so sehr bei ihnen getäuscht und dieser Fehler durfte mir nicht noch einmal passieren.
"Woran denkst du Schönes?", fragte Will mit einem verschmitztem Lächeln auf den Lippen. Ich konnte ihm ansehen, dass er nicht zu direkt seien wollte, aber er meinte, dass ich an einen Jungen dachte. "Oder am wen denkst du Schönes?", stellte das Mädchen neben ihm die Frage die ihm wohl eigentlich an der Zunge lag. "Nicht so wichtig", antwortete ich mit einem Lächeln, dass etwas verlegen aussehen sollte. Beide begannen zu lachen und zeigten mir damit, dass mein Lächeln sie überzeugt hatte. Nachdem sie aufgehört hatten zu lachen, versuchte ich mich mit ihnen anzufreunden. 'Du brauchst sie um den Jungs zumindest in der Cafeteria auszuweichen', dachte ich und fühlte mich schlecht, dass ich die zwei nur ausnutzte.
"Was hast du eigentlich mit Aiden zu tun? Er schaut schon die ganze Zeit zu dir und sieht dabei nicht wütend aus, also warum bist du vorher geflüchtet?", wollte Will nach einer Weile wissen und auch Jess, deren Namen ich mittlerweile herausgefunden hatte, stieg begeistert in das neue Thema ein.
"Endlich sagt mal jemand etwas, er achtet die ganze Zeit schon auf jede deiner Bewegungen. Bei jedem Lachen wird er glücklich und immer, wenn du etwas sagst, kann man schon fast sehen wie er die Ohren spitzt, als würde er einfach deine Stimme hören wollen. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass er auf dich steht, aber dann wäre er eifersüchtig, weil du dich so gut mit einem Jungen verstehst. Er kann ja nicht wissen, dass Will", plötzlich stoppte sie ihren Redefluss und überlegte fieberhaft nach einem Weg den Satz zu beenden, ohne ihren Freund zu verraten. Ich lehnte mich nach vorne, sah ihr tief in die Augen und sagte mit einem verschwörerischem Flüsterton: "Dass Will schwul ist." Als Will den schockierten Gesichtsausdruck seiner besten Freundin sah, die vermutlich dachte, dass sie mir gerade sein Geheimnis verraten hatte, begann er zu lachen und erklärte ihr den wahren Grund, dass ich wusste, wie sie den Satz beenden wollte. Erleichtert darüber, dass die zwei Aiden vergessen hatte, lehnte ich mich in meinem Stuhl zurück. Plötzlich schoben Jess und Will mir jeweils einen Zettel zu. "Das mit Aiden klären wir telefonisch", meinte Jess, die wohl gemerkt hatte, warum ich so zufrieden war, mit einem diabolischem Grinsen auf den Lippen. Dann verließen wir die Cafeteria und machten uns auf den Weg in die Klassenzimmer.
Als es klingelte kamen auch die anderen langsam in die Klasse. Freudig stellte ich fest, dass zwei Plätze frei waren und einer davon neben mir. Ich hoffte, dass sich niemand neben mich setzten würde und als der Lehrer die Klasse betrat, seufzte ich erleichtert auf. Die zwei Plätze würden wohl frei bleiben. Mit guter Laune schaffte ich es dem Lehrer ganze fünf Minuten meine Aufmerksamkeit, doch dann versschwand meine Laune zeitgleich mit meiner Konzentration und ich hoffte nun auf eine Unterbrechung. Ich würde sogar lieber zum Direktor gebeten werden, als dem Lehrer weiter zuzuhören.
Ich überlegte gerade ob ich mein gestriges Schwänzen sowie das Schwänzen der ersten Stunde heute beim Direktor melden sollte, als ich ein leises Klopfen an der Tür vernahm. Erwartungsvoll drehte ich mich zur Tür und bemerkte, dass ich nicht die Einzige war, die sich über die Unterbrechung zu freuen schien. Doch mein Lächeln verschwand, als die Tür aufgeschwungen wurde und zwei lächelnde Gesichter preisgab, denen ich am liebsten ausgewichen wäre. Ich beobachtete wie sich beide in der Klasse umsahen, als suchten sie etwas. Oder eher jemanden, wie ich feststellte, als die zwei Augenpaare auf mir zum Stehen kamen. Ich seufzte ergebend und lächelte Liz dann freundlich an. Mit einem Kopfnicken gab ich ihr zu verstehen, dass sie sich auf den Platz neben mir setzen sollte und würdigte Aiden keines Blickes. Ich sah im Augenwickel, das sein warmes Lächeln drastisch an Temperatur abnahm und plötzlich kalt und emotionslos war, doch dann setzte er sich auf den anderen freien Platz und begann mit dem Jungen neben ihm zu reden.
"Hey", sagte Liz vorsichtig, während sie sich neben mich setzte. Als ich die Begrüßung freundlich erwiderte, musterte sie mich kurz argwöhnisch. "Hab ich etwas im Gesicht?", fragte ich leicht lachend. "Tut mir leid, aber du hast nicht erfreut ausgesehen, als du gesehen hast, dass wir da waren und du wolltest dich früher nicht zu mir setzen", erklärte sie unsicher und sofort hatte ich ein schlechtes Gewissen. "Tut mir leid. Ich habe Aiden gestern viel erzählt, dass Natalie mir im Vertrauen erzählt hat und sie hat ihre Brüder zu ihrem Todeszeitpunkt gehasst und gefürchtet und ich habe es einem ihrer Brüder erzählt. Deshalb war ich nicht wirklich begeistert ihn zu sehen. Es hat mich daran erinnert, dass ich das Vertrauen meiner besten Freundin gebrochen habe. Und ich habe mich deshalb nicht zu dir gesetzt, weil ich mich mit Will und Jess angefreundet habe und sie mich gefragt habe, ob ich an ihrem Tisch sitzen will", log ich ohne mit der Wimper zu zucken und meinte so etwas wie Enttäuschung in ihrem Blick zu sehen. Wieso war sie jetzt enttäuscht? Meine Erklärung klang freundlich und der einzige Grund, warum sie enttäuscht sein könnte, war wenn sie wusste, dass ich log, aber das könnte nicht sein. Durch die vielen Lügen die ich wegen meinen Verletzungen erzählen musste, hatte mich zum Lügenprofi gemacht. Misstrauisch sah ich sie an.
"Setzt du dich denn morgen wieder zu mir?", fragte sie und unterbrach dadurch meine paranoiden Verschwörungstheorien. "Tut mir leid, Will und Jess haben mich schon zu ihnen auf den Tisch eingeladen, aber du kannst dich gerne zu uns setzen?", antwortete ich, aber sie schwieg. 'Habe ich sie jetzt als Freundin verloren', dachte ich traurig, aber lächelte sie verstehend an. "Ich kenne Will und Jess nicht wirklich, aber wenn du mich da haben willst, dann setzte ich mich gerne zu dir", meinte sie dann und lächelte mich glücklich an. Auch wenn ich es mir nicht eingestehen wollte, erleichterte es mich sehr, dass ich noch Kontakt mit Liz haben konnte und den Jungs gleichzeitig ausweichen.
1319 Wörter
Hoffe euch gefällts.
DU LIEST GERADE
Rose Black ~ Der Vergangenheit entkommt man nicht
RomanceNachdem Natalie erfahren hatte, dass sie schon wieder ein Familien Mitglied verloren hat und sie alleine mit ihrem gewalttätigen Vater zurück gelassen wurde, konnte sie es endlich machen. Schon seit drei Jahren wünschte sie sich nichts mehr, als end...