Kapitel 28 ~ Rose oder Natalie?

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Jack POV

Obwohl der Tag startete wie jeder andere auch, hatte ich schon beim Aufstehen das Gefühl, dass heute ein besonderer Tag war. In Gedanken ging ich jede Möglichkeit durch, wieso heute nicht wie immer war. 'Ein Test den ich vergessen habe? Nein. Ein vergessener Geburtstag? Nein.'

Auch den ganzen Weg in die Schule dachte ich nach, was heute anderst war als sonst, aber ich kam nicht darauf. Vielleicht war ich einfach aufgeregt, weil ich mit Clara und Rose über Natalie sprechen würde? Ich wusste, dass Rose am Vortag mit Liz darüber geredet hatte uns alles zu erzählen, aber ich wusste nicht was alles war. Ich wollte ihr den Freiraum geben, den sie brauchte um uns auch wirklich alles zu sagen und gleichzeitig wollte ich bei ihr einbrechen, um schnellstmöglich herauszufinden, was sie über meine Schwester wusste. Vielleicht reagierte ich über, aber ich hatte das Gefühl, dass sie mehr über Natalie wusste als ich und dieses Gefühl war schrecklich. Rose war eine Fremde für mich und meine Brüder, aber sie sollte dennoch mehr über unsere Schwester wissen?

In der Schule angekommen stellte Liz sich alleine an die Wand und beobachtete die anderen Schüler. Auch Aiden verhielt sich seltsam. Hatten die Zwei ein Geheimnis? Aidens Körperhaltung veränderte sich merklich, als Rose den Schulhof betrat. War er etwa noch mehr aufgeregt als Cody, der sich die ganze Nacht in seinem Bett herumgewälzt hatte und dem man ansah, dass er kein Auge zugetan hatte?
Liz, Aiden und Rose schienen eine stumme Unterhaltung zu führen, aber bis auf Roses Kopfschütteln verstand ich nichts. Ich verstand auch nicht, warum Liz so enttäuscht aussah, als sie wieder zu uns ging, aber ich sah meine Gelegenheit und nahm Liz in den Arm. Ich war rundum zufrieden, als Liz sich enger an mich kuschelte. Leider musste sie sich schon nach kurzer Zeit von mir lösen, da der Unterricht begann.

Während der ersten Stunde konnte ich dem Lehrer nicht zuhören, da sich das Gefühl, dass ich schon seit dem Aufstehen fühlte, sich nur verstärkt hatte. Ich hätte auch die Klingel, die verkündete, dass die erste Stunde aus war, nicht bemerkt, wenn Zack mich nicht aus meinen Gedanken gerissen hätte. Ich verließ das Klassenzimmer und wusste kein einziges Wort, welches der Lehrer im Unterricht gesagt hatte.

Am Weg zur nächsten Klasse kam mir eine entschlossen aussehende Clara entgegen und ich blieb stehen, als ich sah, dass sie auf mich zuging. Ohne mich auch nur zu begrüßen packte sie meinen Arm und zog mich von den anderen Schülern weg. Da gerade niemand Mittagspause hatte, zog sie mich in die Cafeteria, in der fast niemand war. "Ich muss dir etwas sagen, aber du darfst nicht wütend auf sie sein", begann sie und verwirrte mich dadurch noch mehr. 'Wütend auf wen?', dachte ich, sagte aber: "Sag es mir einfach." "Deine Schwester ist nicht tot", begann sie, musste sich dann aber unterbrechen um die richtigen Worte zu finden. Ich war kurz davor sie anzuschreien, endlich weiterzureden, als sie von alleine auf die Idee kam, dass es nicht schlau war, mich dermaßen auf die Folter zu spannen, wenn es um meine Schwester ging. "Ich weiß nicht wieso das alle glauben, aber Natalie hat es noch nie auch nur in Erwägung gezogen. Sie ist vor kurzem zu ihrer Oma gezogen und hat erst dann erfahren, dass alle denken sie wäre tot. Sie hat in dieser Schule begonnen und plötzlich sieht sie euch. Sie dachte sie dreht durch, weil sie nicht erwartet hätte, euch jemals wieder zu sehen und dann steht ihr vor ihr. Ihr habt mit ihr geredet, eigentlich eher gestritten und sie hätte fast geweint, weil ihr sie nicht erkannt habt", sagte sie und brach wieder ab, aber dieses Mal musste sie nicht weiterreden. Ich wusste wen sie meinte. Ich sah mich um, da ich mir denken konnte, dass Natalie ihrer Freundin gefolgt war. Als ich Natalie entdeckte zog mein Herz sich zusammen und mir wurde etwas klar. Sie wollte nicht, dass ich wusste wer sie war. Sie war nicht bereit, uns als Brüder zu akzeptieren und damit müsste ich leben. Wir hatten sie im Stich gelassen und jetzt wollte sie uns nicht mehr. Ich spürte meinen zu hohen Herzschlag, als ich wieder zu Clara blickte. "Ich wollte es dir sofort sagen, aber sie wollte das nicht. Wirklich, ich hätte dich niemals so lange leiden lassen", sagte Clara, die wohl den Schmerz in meinen Augen sah und klimperte mitleidig mit ihren Wimpern. Ich lüge nicht, sie klimperte mit den Wimpern, während sie mir mitteilte, dass die wichtigste Person in meinem Leben mich in dem Glauben gelassen hatte, sie wäre tot und sich eigentlich mit uns angefreundet hatte.

Rose Black ~ Der Vergangenheit entkommt man nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt