Cora
Das Nachsitzen wollte nicht vorbei gehen. Es zog sich ewig lange. Ein paar Mal schielte ich böse zu Villan hinüber, dieser schielte dann zu mir. So ging es die ganzen zwei Stunden. Meine Eltern werden mich umbringen..., ging es mir mehrmals durch den Kopf. Sie würden so sauer werden, wenn sie wieder erfahren, dass ich Nachsitzen musste. Man durfte sie ja nicht enttäuschen. Die ganze Zeit war meine Hose voller Milkshake, alles klebte.
Als ich endlich gehen konnte, verzog ich mich so schnell wie möglich aus dem Klassenzimmer, vor dem Tori schon auf mich wartete. Sie war im Unterricht gewesen, eigentlich hätte ich heute vor ihr Schluss gehabt.
„Na das war aber lange.", begrüßte sie mich. „Können wir endlich gehen? Ich denke du brauchst eine neue Hose."
Widerstrebend stimmte ich ihr zu und ich machte mich auf den Weg nach Hause.# # #
Meine Eltern waren zum Glück nicht zu Hause, heißt ich hatte noch ein paar Stunden bis die hitzige Diskussion anfangen würde. Wir hatten kein besonders großes Haus, gerade groß genug, dass eine vierköpfige Familie drin wohnen konnte.
Ehemals vierköpfige... Jedenfalls hatten wir ein großes Wohnzimmer, dass mit unserer Küche verbunden war, ein kleines Bad und drei Schlafzimmer im ersten Stock. Es war nicht viel, aber genug. Als ich kleiner war, habe ich mir immer eine riesige Villa gewünscht, was natürlich völlig absurd ist und inzwischen denke ich mir, dass ich so schnell wie möglich ausziehen möchte.
Jedoch hatte ich keinen Nebenjob zum Studium und somit kein Geld, außer das, was ich Jahre lang gespart habe. Ich hing also hier fest. Nach einer langen heißen Dusche machte ich meine Aufgaben für die Uni für den kommenden Tag, aß etwas und simste mit Tori. Sie fragte, wann wir Ballkleider shoppen gehen würden und ob ich ihr die Englischaufgaben schicken könnte. Natürlich konnte ich. Beste Freunde taten sowas eben.
Eine kurze Zeit später kamen meine Eltern nach Hause und meine Mum wollte mich direkt unten sehen. Ich hasste es, dass die Uni sofort bei jedem kleinen oder eben nicht so kleinen Vorfall die Eltern informierte.
„Cora, wir müssen mit dir reden.", fing mein Dad an. „Wir haben von Rektor Smith von dir und James gehört. Was sollte das wieder? Ihr könnt euch doch nicht euer ganzes Leben wie kleine Kinder verhalten. Du weißt wie wichtig dein Studium ist um Anwältin zu werden! Nimm das gefälligst nicht auf die leichte Schulter.", vollendete meine Mutter ihren kleinen Ausraster.
War's das jetzt? dachte ich mir nur. Wie oft habe ich mir das schon anhören müssen.
„Pass einfach auf, Schatz.", setzte Dad noch hinzu.
„Ja, mach ich. Übrigens findet am Samstag eine Spendengala für die Uni statt, ich muss da hin.", informierte ich sie, bevor sie noch sauer werden würden, weil ich ihnen das verschwiegen habe.Als sie mir zu wissen gaben, dass ich gehen konnte, war ich so schnell wie möglich wieder oben und verkroch mich in meine Lieblingsecke, die Fensterbank. Das Fenster ging bis knapp über den Boden und es war sehr gemütlich dort zu sitzen.
Wahrscheinlich fragt ihr euch, wieso ich mich meinen Eltern gegenüber nicht verteidigt habe – ganz einfach, es hat keinen Sinn. Egal wie oft ich es versuche, egal wie oft ich ihnen erklären möchte, dass es nicht meine Schuld war, sie werden immer denken, dass ich das Problem sei. So war das schon immer, daran kann sich einfach nichts ändern.
Ich spielte kurz mit dem Gedanken, etwas Klavier zu üben, hatte dann doch keine Lust und verkroch mich ans Fenster. Und dann sah ich ihn wieder.
James Villan wohnte nur zwei Häuser auf der gegenüberliegenden Seite und war somit quasi mein Nachbar. Er stieg gerade von seinem Motorrad ab und ging lässig wie eh und je ins Haus.Ich habe schon öfters beobachtet, wie er sich spät abends oder nachts rausgeschlichen hat, ob ich ihn verpetzen sollte? Wahrscheinlich schon, aber das würde mir nur mehr Probleme machen als ich davon profitieren würde. Deshalb beobachtete ich die inzwischen dunkle Straße und nahm mir nach einer Weile mein Lieblingsroman und las, bis ich einschlief.
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Im Laufe der Woche haben Tori und ich uns Kleider gekauft, sie wählte ein weißes Cinderella-Kleid, welches ihre karamellbraune Haut betonte und ich suchte mir ein Dunkelgrünes, relativ enganliegendes aus. Eigentlich mochte ich grün gar nicht so sehr, aber Tori meinte, es würde meine Augen betonen und wenn sie das sagt, muss es ja wohl stimmen.
Nur hatte ich immer noch keine Begleitung, wohl eher hatte mich niemand gefragt. Zwischenzeitlich wollte ich sogar selbst einen ziemlich hübschen Jungen aus dem Footballteam fragen, aber das kam auf gar keinen Fall in Frage.
Naja, eigentlich hatte mich ja jemand gefragt, James, aber ich konnte nicht mit ihn hingehen, am Ende bekleckert er noch mein Kleid oder fackelt irgendetwas ab. Ich ging ihm soweit es möglich war aus dem Weg, gesehen habe ich ihn dennoch ein paar Mal.
Tori meinte, es kursiere das Gerücht, dass James auf mich stehen würde aufgrund unserer ganzen Neckereien, was ich mir im Leben nicht vorstellen konnte.
„Doch, Hunter hat es selbst gehört, ich schwör's dir. Jetzt nicht direkt von James, aber...", setzte sie an.
„Aber was? Unmöglich. Absolut nicht. Wir hassen uns und du weißt selbst, was ein Arsch er ist, wie viele Klamotten und alles Mögliche er kaputt gemacht hat.", konterte ich. Und sie konnte nicht anders, als mir zuzustimmen, denn sie wusste ich hatte recht.Und wie auf Teufel komm raus kam Villan von der Tribüne im Konzertsaal, in dem wir gerade Musik hatten, uns entgegen und winkte mich zu sich rüber.
Ich ignorierte ihn worauf er auf mich zu kam und mich unsanft am Arm zu Seite zog. Tori ging sofort dazwischen, doch als James meinte, er müsse mit mir reden, hielt sie sich wieder raus„Was soll das denn?", erkundigte ich mich leicht zornig als er mich außer Hörweite von den anderen Studenten und somit Tori gezerrt hatte. Als er sicher war, dass uns keiner lauschte, begann er zu reden: „Also, wie lautet deine Antwort? Gehst du mit mir zum Ball?"
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Haters or Lovers?
RomanceEine 20-jährige, unscheinbare Studentin aus Nebraska namens Cora Harred. Sie lebt ein durchgeplantes Leben, was ihr irgendwann so öde vorkam, dass sie sich dafür entschied, die Uni abzubrechen. Wäre sie sich aber über die Konsequenzen ihres Handelns...