Kapitel 13

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Cora

 Ich riss die Augen auf. „Was? Wieso das denn?", platzte es aus mir heraus.

„Hey ganz ruhig. Sie finden, dass ich dort bessere Chancen hätte. Um ehrlich zu sein, wusste ich das schon seit einer Woche. Dafür muss ich meine Wohnung kündigen, was eine Ironie nach nicht mal drei Wochen.", sagte er in Gedanken versunken. „Dafür wirst du viele neue Leute kennenlernen und kann einmal neu anfangen. Wohin geht es denn?", versuchte ich ihn aufzumuntern.

Erst sagte er nichts und schien angestrengt nachzudenken. Bis er dann schließlich: „Das weiß ich noch gar nicht, wird mir erst in ein paar Tagen gesagt.", antwortete. Das war natürlich auch so eine Sache. James erläuterte mir anschließend, dass er sich das nicht aussuchen könnte und dort zugeteilt werden würde, wo es eben passte.

James

    Als wir unser Mittagessen zu Ende gegessen hatten, fragte sie mich, wie lange meine Pause noch gehen würde. „Ich habe noch eine viertel Stunde.", antwortete ich ihr. Es war zwar schön mit Cora Mittag gegessen zu haben, aber die Arbeit ruft. Heute hatten wir das erste Mal so wirklich im Außendienst „gearbeitet".

Ich fragte sie, wo ich denn gerne Arbeiten würde, und sie schien sich richtig über diese Frage zu freuen. „Also ich fände New York City wirklich traumhaft, aber das ist etwas zu weit hergeholt. Chicago, Detroit oder Cleveland wären auch schön. Aber ich weiß gar nicht, ob ich weggehen soll.", berichtete sie mir erfreut.

Am liebsten hätte ich sie gefragt, ob sie nicht mit mir gehen würde, aber das wäre zu viel verlangt gewesen. Ich konnte mir schon richtig vorstellen, wie wir zusammenwohnen würden, aber wir waren nicht mal wirklich befreundet, geschweige denn zusammen, da wir uns bis vor kurzem noch bei jeder Kleinigkeit in die Haare bekamen.

Eigentlich mochte ich, wie sich das Verhältnis zwischen Cora und mir entwickelte, aber das war eh nicht mehr von langer Dauer. Ich musste wegziehen und sie überlegte es sich noch. Ich sollte aufhören mir Hoffnungen zu machen. Unsere Wege würden sich nach 17 Jahren trennen.

„Hallo? Erde an James.", zerrte Cora mich aus meinen Gedanken. Ich hatte ihr nicht mal richtig zugehört.
„Hmm?", brummte ich. Sie sah mich besorgt an. Das war dieser typische Blick, wenn sie Mitleid mit jemandem hatte.

„Worüber denkst du nach?" Sollte ich ihr nicht einfach die Wahrheit sagen? Dass ich sie vermissen würde. Nein, das konnte ich nicht. Ich kann nichts von ihr verlangen.

„Ich habe nur darüber nachgedacht, wieso wir uns all die Jahre ständig gestritten und gegenseitig fertiggemacht haben. Hatte das je einen Grund?", entgegnete ich. Sie schien zu überlegen, aber ihr fiel anscheinend auch nichts ein. „Nein, wir hatten nie wirklich einen Grund, es hat einfach angefangen, und zwar... vor genau 17 Jahren als ich in den Kindergarten gekommen bin. Krass, dass das schon so lange her ist...", ließ sie mit einem langen Seufzer heraus.

Ich nickte einfach.

„Vielleicht wären dann ein paar Sachen anders gewesen...", wisperte ich so leise, dass sie es nicht hören konnte.
Ich winkte den Kellner zu uns, da ich langsam aber sicher losmusste. Als Cora begann nach ihrem Portemonnaie zu suchen, gab ich ihr zu wissen, dass ich zahlen würde.

„Schon gut, ich bezahle, nein ich bestehe darauf.", mahnte ich und sah sie gespielt böse an. Die anderen Gäste sahen mich an und ich setzte sofort ein Lächeln auf, welches Cora zum Lachen brachte.

Ihr Lachen klang so melodisch, als hätte sie kurz alles vergessen.

„Ist ja gut, so lustig war es nun auch nicht.", entgegnete ich. „Oh doch, du hättest mal dein Gesicht sehen sollen.", gab sie zurück. Ich schüttelte nur in mich hineinlachend den Kopf und schaute auf die Uhr.

„Ha ha. Du, ich muss los, es war wirklich schön mit dir.", gab ich ihr zu wissen und wir standen beide auf. „Fand ich auch. Viel Spaß bei der Arbeit.", wünschte sie mir.

„Aber sicher. Du holst mich dann ab, wir müssen danach aber noch mein Auto aus der Werkstatt holen, wenn es dir nichts ausmacht."

Sie stimmte zu und meinte, dass sie mir das doch wenigstens schuldig wäre. Das war sie nicht, ich half ihr gerne, auch ohne etwas dafür zurückzuverlangen.

Wir verabschiedeten uns und machten uns auf den Weg nach draußen in die schneidende Kälte. 



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Haters or Lovers?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt