Kapitel 49

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James

Deine Tochter? Was hätte ich davon?"
„Eine Weitere von den Carsons."

Eine lange Pause entstand. „Wo treffen wir uns?"
„Das musst du wissen."
Na dann an der Baptist Church Memorial Missionary in Grandview, zwei Stunden.", forderte er.

Sie sah uns wieder fragend an. Da wir nichts Besseres hatte, stimmten wir zu.
„In Ordnung, in zwei Stunden also."

Kaum sprach sie zu Ende, legte er schon auf und wir konnten alle einmal durchatmen. „Also, zwei Stunden dann. Er wird sowieso dahinterkommen, dass ich ihn schon beschattet habe. Ich habe ihn schon getroffen.", bemerkte Cora.

Sie sprach das aus, was mir am meisten Sorge machte. Sobald Bel Hoven von Cora wusste, dass sie sich in seine Angelegenheiten einmischte, wollte er sie töten lassen. Erst manipulierte er ihr Auto und wenn das nicht geklappt hätte, hätte jemand in ihrem Hotelzimmer gewartet und sie vermutlich erschossen.

Bei diesem Gedanken lief es mir eiskalt den Rücken runter, ich wollte mir Cora einfach nur schnappen uns weit, weit wegfahren. Wir waren aber schon zu sehr in diese Sache verwickelt, als dass wir einfach fliehen könnten. 

Aber das wäre feige gewesen, einfach vor seinen Problemen wegzulaufen. Doch Cora hatte das schonmal gemacht, mich wurde es nicht wundern, wenn sie es wieder tun würde.

„Du wirst auf jeden Fall verkabelt.", ermahnte ich sie. „Das wird er merken.", funkte Marylin dazwischen. „Wie denn?", wollte ich wissen uns sah sie fragend an.
„Er wird uns checken lassen, ob wir für die Regierung arbeiten oder nicht."

„Und woher sollen wir dann wissen, ober er euch nicht einfach umbringt, sobald ihr da seid?", mischte Jack sich ein. „Das könnt ihr nicht.", entgegnete Marylin.

Ich würde Cora nicht einfach so gehen lassen. Nicht, wenn ich nicht sicher sein kann, dass sie unverletzt zurückkommt. „Dann wird ein Team euch unauffällig begleiten. Sam, suchen Sie, wo die Kirche liegt.", bat ich ihn. „Direkt an einer Autobahn, Mr Villan. Auf der anderen Seite liegt ein Wohngebiet.", entgegnete er.

Ich seufzte frustriert. Ich konnte es nicht abhaben, die Kontrolle zu verlieren. „Und wenn ein FBI Agent mitgeht? Wir sind alle gechipt, somit könnten wir euch orten.", schlug ich vor. 

„James, ich werde mitgehen, da kannst du dich mit Händen und Füßen dagegen wehren, ich werde es trotzdem tun. Ihr könnt doch ein Chip an mir oder Marylin befestigen, dann habt ihr unseren Aufenthaltsort.", erläuterte Cora. Sie war so ein kluger Kopf, aber das war einfach nur dumm.

„Vertrau mir, es wird schon gut gehen.", versuchte sie mir klarzumachen, was nicht besonders gut klappte. „Ich bestehe aber auf den Chip.", drängte ich. „Ist ja gut. Wir sollten uns bereitmachen.", bemerkte sie.

Cora

James, meine Mutter, ein weiterer Agent und ich begaben uns auf dem Weg zum Geräteraum für den Chip. James schien sichtlich angespannt zu sein. Ich konnte es ihm aber nicht übelnehmen, wenn er in meiner Position gewesen wäre, wäre ich mindestens genauso angespannt gewesen. Wenn nicht sogar noch mehr.

Nachdem wir die Chips bekommen hatten, Marylin ihren in ihrem Schuh, ich meinen an meinem BH. War James' Vorschlag, hätte man sich denken können.

Aber er hatte immerhin eine Begründung, die ich auch kannte. BHs waren die besten Plätze zum Verstecken von Dingen. In diesem Fall war das ein großer Vorteil. Die meisten Verbrecher vermuten, dass man am Oberteil oder der Hose verkabelt ist, was eher selten der Fall ist.

Als der Agent Marylin weggebracht hatte, waren James und ich alleine im Geräteraum. „Du musst das nicht machen, lass mich gehen.", bat James mich. „Du siehst ja auch so weiblich aus, dass du eine Tochter sein könntest.", konterte ich.

Er sah mich sanft an. „Bitte geh da nicht hin.", hielt er an. „Du weißt, dass ich es muss, auch wenn du es nicht willst. Wir haben keine andere Möglichkeit. Bevor du damit kommst, wie gefährlich das ist – das ist mir klar, wirklich."

James wirkte auf einmal so mitgenommen. Ich kam ihm ein paar Schritte entgegen. „Hör auf dir den Kopf zu zerbrechen.", bat ich ihn einfühlsam. „Bin ich dir eigentlich egal? Cora, bitte", er schloss die Lücke zwischen uns, „ich liebe dich und kann dich nicht verlieren.", platzte es aus ihm heraus.

Da war ich überfordert. Er tat was? Ich sah ihn verdattert an.
„D-du- Was?", stotterte ich, doch James sah so niedergeschlagen aus. „Cora, es stimmt. Ich habe es schon immer und das wusstest du auch.", entgegnete er mir.

Ich war aber sprachlos. Ich wollte ihm wirklich auch sagen, was ich empfand, aber ich bekam kein Wort mehr über die Lippen.

„Und dabei war ich mir so sicher gewesen.", wisperte James während er an mir vorbeiging, ich aber wie angewurzelt stehen blieb.

# # #

Bis zur Kirche fuhr man gute 20 Minuten. Da ich meiner Mutter weniger als vertraute, fuhr ich. Die Stimmung im Auto war alles andere als angenehm. Zudem hatte ich nicht mehr mit James gesprochen, seit er mir seine Liebe gestanden hatte, was mich innerlich zum Zerreißen brachte.

„Sind du und James eigentlich zusammen?", erkundigte sich Marylin. „Erstens muss ich nicht mit dir reden und zweitens geht dich das gar nichts an.", konterte ich schroff. Sie schmunzelte nur, als würde es ihr Spaß machen, dass ich sie so hasste.

Der Rest der Fahrt verging schweigend, doch meine Gedanken drohten auszubrechen. Als wir an der Kirche ankamen, stand nur ein kleiner Van auf dem Platz und auch alles andere schien sehr verlassen gewesen zu sein. Alles sah abgenutzt aus.

„Mir gefällt es hier ganz und gar nicht.", bemerkte ich in der Hoffnung, dass es ihr auch verdächtig vorkommen würde. „Tja, typisch Chris halt, sucht sich immer die ranzigsten Plätze aus.", war das Einzige, was sie darauf erwiderte. „Ach, so denkst du also von mir, Marylin.", ertönte eine bekannte Stimme hinter uns. Natürlich war es Bel Hoven, der mich überrascht ansah.

„Sie?"
„Ich."

Verwirrt sah er zu meiner Mutter. „Eine Reporterin also, deine Tochter? Ach was frage ich denn, sie ist dir wie aus dem Gesicht geschnitten.", gab er von sich. „Chris, schön dich so bald wiederzusehen. Also, du weihst uns ein?", erkundigte Marylin sich, ohne nur mit der Wimper zu zucken.



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Haters or Lovers?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt