Kapitel 45

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Cora

Doch dann hörte ich wieder Schüsse, mehrere hintereinander und dann einen schmerzerfüllten Schrei. Ich blieb wie angewurzelt stehen und drehte mich um. James hielt sich seinen linken Oberarm. Sein Gesicht war schmerzverzogen und seine Beine wackelig. „James!", japste ich atemlos. „Weiter! Ist nur ein Streifschuss. Na mach schon Cora.", rief er mir entgegen.

Da ich außer mir vor Schreck war, tat ich einfach was er sagte und rannte weiter zum Auto, um dann hektisch die Tür zu öffnen und anschließend auf dem Fahrersitz Platz zu nehmen.

Den Motor stellte ich sofort an. Sobald James auch drinnen saß, fuhr ich mit Vollgas los, ständig in den Rückspiegel schauend, ob uns jemand verfolgte. „Schau auf die Straße, ich sag dir Bescheid, wenn mir jemand verdächtig vorkommt.", keuchte James außer Atem.

Mein Atem ging zu unregelmäßig. Ich wusste nicht wo ich hinfahren beziehungsweise in welche Richtung ich fahren sollte. „Atmen Cora.", mahnte James mich. Er hatte recht, tief durchatmen. Ich traute mich nicht ihn anzusehen, da mir der Anblick vielleicht noch den Rest geben würde und ich mich entweder übergeben müsste oder in Ohnmacht fallen würde.

Da ich beides beim Fahren eher ungern tun würde konzentrierte ich mich so weit wie möglich auf die Straße und das Navi, den James zwischenzeitlich eingeschaltet hatte.

„Bist du okay?", erkundigte er sich vorsichtig, nachdem er unserem Team alles erläutert hatte, was in den letzten fünf Minuten passiert ist. Als wir uns anschließend sicher waren, dass uns niemand verfolgte, brachen wir die Verbindung zu der Station ab.

James

„Es geht schon.", entgegnete sie verwundert. „Bist du okay, ist wohl eher die Frage.", meinte Cora mit den Augenbrauen hochgezogen.

„Ich werde dir hier schon nicht wegsterben, keine Sorge. Es brennt einfach höllisch und hört nicht auf zu bluten. Aber besonders tief scheint es nicht zu sein.", entgegnete ich ihr, was sie nicht besonders beruhigte. Es war unfassbar schmerzhaft, mein Arm durchzog ziehend brennender Schmerz. Plötzlich nahm Cora eine Ausfahrt, die sie gar nicht nehmen sollte.

Ich sah sie sehr irritiert an, als ich die Ausfahrt am Kreuz der 7. und 10. Route nahm. „Cora, was soll das werden?", erkundigte ich mich sichtlich verwundert. „Ich möchte mir deine Wunde ansehen.", antwortete sie knapp.

Ich schüttelte nur auflachend den Kopf. „Immer noch so stur wie früher." Auf diesen Kommentar hin verdrehte sie nur die Augen.

Cora hielt am Straßenrand an und schaltete die Warnlichter des Autos an.
„Du solltest dich am besten auf die Rückbank setzen.", schlug sie mir vor. „Willst du mich etwa abschleppen?", fragte ich ironisch und mit einer Augenbraue spöttisch hochgezogen. 

Natürlich war das nur ein Scherz gewesen. „Wie lustig. Na los, steig schon aus.", konterte sie. Aber meine Bemerkung ließ ihre Wangen wieder aufglühen. 

Wir stiegen beide aus und Cora öffnete die Schiebetür des kleinen Vans. Aber entgegen dem, was sie mir gesagt hatte, setzte ich mich an die Bodenkannte des Autos, was im Nachhinein sogar besser gewesen war, da Cora alles aus dem Erste-Hilfe-Kasten, auf der leeren Ladefläche verteilen konnte. Sie schnappte sich Mullbinden, Desinfektionsmittel, Kompressen und Latexhandschuhe.

Zudem präparierte sie alles so, dass es parat lag. Anschließend bat sie mich soweit es ging meine Jacke auszuziehen, was ich auch versuchte aber kläglich daran scheiterte. 

„Lass mich dir helfen, du brauchst jetzt nicht den Helden spielen.", informierte sie mich. „Du weißt schon, dass wir hier theoretisch jeden Moment erschossen werden könnten?", konterte ich und lenkte damit vom Thema ab. Cora seufzte.

Eigentlich hatte ich ja recht, aber sie konnte anscheinend nicht warten, bis wir wieder in Kansas City sind und ich erst dann verarztet wird. „Das ist mir durchaus bewusst, aber du bist mir wichtiger. Also, dein T-Shirt muss leider dran glauben.", entgegnete sie mir mich bemitleiden ansehend.

Die Jacke auszuziehen war noch relativ einfach gewesen, erst den rechten Arm und anschließend den Linken. Aber das T-Shirt könnte seine Wunde nur noch verschlimmern, wenn ich meinen Arm zu sehr belastete, erkläre Cora.

„Naja, ist eh nicht mein Bestes. Los, schneid es auf."
Auf mein Kommando hin schnitt sie einmal von dem linken Ärmel bis zum Kragen an der Schulter entlang, damit sie genug Platz für einen Verband hatte. 

Als das erledigt war, desinfizierte sie ihre Hände, woraufhin sie sich die Handschuhe anzog und vorsichtig mit einer Kompresse das überschüssige Blut wegtupfte.

Dabei zuckte ich erstmal heftig zusammen, biss sich dann aber auf die Lippe um den Schmerz auszuhalten. Es brannte nur noch mehr. „Tut mir leid, aber ich muss das desinfizieren.", entschuldigte sie sich bei mir.

Es bereitete ihr offensichtlich nicht besonders viel Freude, mir so einen Schmerz zuzufügen. „Schon gut, mach bitte einfach weiter, dann ist es schneller um.", gab ich unter zusammengepressten Zähnen von mir.

Der Streifschuss sah gar nicht so übel aus, wie ich erwartet hatte, wie ein etwas zu tiefer Messerschnitt. Aber es hörte nicht auf zu bluten, weshalb Cora eine weitere Kompresse auf die Wunde legte und das Ganze mit Mull- und Fixierbinden fixierte. 

„So, fertig.", informierte sie mich und ich inspizierte meinen Verband. „Sieht echt gut aus. Hast du nicht zum ersten Mal gemacht, oder?", erkundigte ich mich.

Sie schüttelte nur den Kopf und sammelte den entstandenen Müll auf.
„Danke Cora. Wirklich.", sagte ich etwas gedämmt. Sofort huschte ihr ein Lächeln über die Lippen. „Gern geschehen. Mehr oder weniger.", entgegnete sie etwas verwirrt über ihre Worte.

„Also in dem Sinne gern geschehen, dass ich dir geholfen habe, nicht dass du angeschossen wurdest.", setzte sie noch schnell hinterher. „Ich versteh schon.", entgegnete ich nun lachend. 



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Haters or Lovers?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt