Kapitel 54

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James

Wir hatten es geschafft. Endlich, endlich war das hin und her, die ständigen Gefahren vorbei.
Einige Agenten kamen Cora und mir entgegen. 

Cora wurde noch am selben Abend ins Krankenhaus gefahren, wo sie zwei Nächte verbrachte. Sie hatte ordentlich was abbekommen, von Schürfwunden bis zu Prellungen und Platzwunden war alles dabei. Sie wirkte die ganze Zeit über sehr benommen und verlor über den Abend hinweg mehrmals das Bewusstsein. Dies könnte jedoch auch an den starken Schmerzmitteln liegen, die sie verabreicht bekommen hatte. 

Erst als sie wieder zusammengeflickt in ihrem Zimmer lag und ich endlich zu ihr durfte, war sie richtig wach. Ich saß auf einem Stuhl dicht an ihrem Bett. Draußen war es schon dunkel, es war mitten in der Nacht. 

„Wie geht es dir?", war das erste was sie mich mit ihrer leisen, heiseren Stimme fragte. Sie setzte sich auf und zog scharf die Luft ein. 

„Besser als dir. Nur ein paar gebrochene Rippen und etwas angeschlagene Lungen. Du bleibst besser liegen.", entgegnete ich ihr. Sie seufzte. „Es geht schon. Habt ihr ihn?", fragte sie weiter. 

Ich nickte ihr zu. „Die Überreste jedenfalls.", setzte ich noch hinzu.
„Und Marylin?", fragte sie mit zittriger Stimme. Ich wusste, dass diese Frage kommen würde. 

Da musste ich leider den Kopf schütteln. „Es tut mir leid Cora, sie ist tot. Sie war schon tot, als ich dich befreite.", teilte ich ihr mit. 

Sie nickte nur stumm, doch ich sah, sie sich in ihren Augen tränen ansammelten und nahm ihre Hand in meine. Egal wie sehr wir beide Marylin gehasst hatte, sie war immer noch Coras Mutter gewesen. 

„Es tut mir so leid, dass ich sie nicht auch da rausholen konnte." Sie schüttelte nur den Kopf. „Das konntest du nicht, du bist ja selbst kaum dort rausgekommen. Das ist alles meine Schuld.", entgegnete sie mir mit gebrochener Stimme. Ich erhob mich und zog sie an mich und versuchte sie zu trösten. 

„Sag sowas nicht. Es ist nicht deine Schuld, Cora. Es war eine Sache zwischen Marylin und Bel Hoven, die zu sehr ausgeartet ist.", machte ich ihr klar. Cora's Blick senkte sich auf ihren Schoß. 

„Camille wartet auch draußen.", informierte ich sie beiläufig. „Ich will aber nicht, dass du gehst.", meinte Cora halblaut. „Ich kann auch hierbleiben. Ich sage ihr nur Bescheid, dass sie morgen kommen kann.", bot ich ihr an. Sie nickte. 

Als ich wieder reinkam, war Cora auf ihrem Bett ein Stück zur Seite gerückt und bot mir Platz an. Ich ging stumm zu ihr und legte mich neben sie. „Ich dachte, ich hätte dich verloren.", murmelte sie nach einer Weile zu mir. 

Ich sah zu ihr herüber. „Und ich habe weitergekämpft damit du das nicht wirklich durchmachen musstest.", gestand ich. Ein kleines, aber ehrliches Lächeln bildete sich auf ihren Lippen. 

„Schlaf jetzt." 

„Du auch." 

„Mach ich." 

Und so schliefen wir, Arm in Arm, ein.

Cora

Was alles um mich herum passierte, bekam ich nicht wirklich mit. Erst als James in meinem Zimmer war, konnte ich wieder klarer denken. Mein ganzer Körper schmerzte wie ein riesiger blauer Fleck. 

Es war zwar schon Nacht und ich hatte hin und wieder kleine Nickerchen gemacht, jedoch wollte ich nicht schlafen, ohne, dass James hier bei mir war. Ich bekam ihn überredet im Krankenhaus zu bleiben. 

Nach den zwei Nächten im Krankenhaus, brachte James mich wieder in seine Wohnung. Dort ruhten wir uns erstmal eine ganze Woche aus, bis wir wieder halbwegs lebendig waren. 

Anschließend mussten beim FBI noch einige Berichte ausgefüllt werden. Alle anderen vermissten Opfer konnten aufgrund eines illoyalen Komplizen Bel Hoven's wiedergefunden werden. Insgesamt wurden 17 Anhänger festgenommen. Alle Komplizen bekamen bei einem Gerichtsverfahren mindestens eine 10-jährige Freiheitsstrafe. 

Einige auch mehr. 

Eine Woche nach dem der Fall als abgeschlossen galt, machte sich mein Team wieder auf den Weg nach Chicago. Ich jedoch blieb noch etwas länger.
Nach langem Überlegen und Diskutieren entschied James sich mit mir eine Wohnung in Chicago zu suchen und zusammenzuziehen. 

Heißt, James und ich würden nachkommen. Ihn hielt hier nur sein Team und in Chicago würde er auch bessere Möglichkeiten haben. „Du willst das wirklich machen?", fragte ich ihn ungläubig. „Natürlich will ich das! Das wollte ich schon von dem Moment an, als du gesagt hast, dass du nach Chicago ziehen willst.", entgegnete er mir erfreut. 

Klar war es sehr früh jetzt schon zusammenzuziehen, jedoch hatten wir da keine Zweifel dran. Wir hatten schon lange genug voneinander getrennt gewohnt. Und das wichtigste war, dass uns keine 500 Meilen mehr trennen würden.

James

Zwei Monate später erinnerte nichts mehr an die schrecklichen Wochen, die wir aber vor allem Cora durchlebt hatte. 

Fast nichts. 

Was blieb waren die noch nicht verblassten Narben auf unserer Haut und die Erinnerungen, die sich wie heißes Eisen in unser Gehirn eingebrannt hatten. 

Cora, aber, wie ich zugeben muss auch ich, hatten hin und wieder noch Albträume von dieser dunklen Nacht, die durch die Explosion erhellt wurde. Es brauchte seine Zeit, bis auch das vergehen würde. 

Zudem brauchte Cora eine Weile, um über den Tod ihrer Mutter hinwegzukommen, ob sie das jetzt schon war, konnte ich nicht sagen. Auch wenn sie ihr viel Leid angetan hatte, war sie immer noch ihre Mutter gewesen. 



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Haters or Lovers?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt