Kapitel 11

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James

 Ich merkte, wie etwas Warmes direkt neben mir. Als ich die Augen aufschlug, um meinen Wecker auszumachen, fiel mir wieder ein, dass Cora neben mir geschlafen hatte und ich hoffte, sie nicht aufgeweckt zu haben. 

Doch Fehlanzeige, sie war wachgeworden.

„Morgen. Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe.", entschuldigte ich mich. Ich konnte sie nicht richtig erkennen, da es morgens im November schon recht dunkel war. „Schon gut, ich war eh wach.", log sie. Sie streckte und reckte sich und ich machte das Licht an.

Ihre dunklen Haare sahen strubbelig aber dennoch süß aus. „Guten Morgen. Wie viel Uhr haben wir es?", erkundigte sie sich verschlafen. Ich sagte ihr, dass es halb sieben war und sie verkroch sich wieder unter der Decke. „Es ist noch viel zu früh.", beschwerte sie sich.

„Ich weiß, aber ich muss zu Arbeit, mein Bus kommt gleich."
„Aber du hast doch ein Auto?"
„Das ist in der Reparatur.", gab ich zurück. „Dann fahr ich dich, nein James keine Widerrede. Ich muss sowieso noch in die Stadt um mich für eine Ausbildung zu informieren.", pflichtete sie mir bei, als ich versucht hatte sie zu unterbrechen.

„Eine Ausbildung? Als was denn, wenn ich fragen darf?", erkundigte ich mich. Sie schien kurz zu überlegen, ob sie es mir sagen sollte oder nicht, entschied sich aber dann anscheinend doch dafür. „Eventuell als Beamte beim Lösen von Verbrechen oder so. Halt amtliche Angelegenheiten begleiten, dokumentierten und vielleicht auch versuchen eine Lösung zu finden."

Und irgendwie passte dies auch zu ihr. Sie wollte immer helfen und versuchen, das Problem zu lösen. „Das passt wirklich gut zu dir. Und wenn es dich glücklich macht, umso mehr.", ermutigte ich sie.
„Ich werde mich auch nach einer Wohnung umsehen. Also keine Sorge, ich hänge nicht mehr lange hier rum.", meinte sie.

„Du kannst hier so lange rumhängen wie du willst.", gab ich ihr zu wissen. Sie sah mich eindringlich an.
„Danke. Ich hätte nie gedacht, dass James Villan so hilfsbereit sein kann. Und wenn du schon so nett bist, kannst du mir bestimmt einen Gefallen tun. In meinem Auto liegt auf der Rückbank eine Rote Spottasche und da sind ein paar Klamotten und sonst noch ein paar Sachen drin, wärst du so lieb und könntest die holen?", bat sie mich. Ich konnte natürlich nicht nein sagen und musste schmunzeln, als ich sah, dass sie etwas rot wurde. „Aber natürlich kann ich das."

Gesagt – getan, nach zwei Minuten war ich wieder oben und sah Cora am Fenster stehen. „Willst du nicht frühstücken?", erkundigte ich mich bei ihr und überreichte ihr die Tasche. „Danke. Nein ich kann morgens nichts essen, ich gehe etwas später einfach Brunchen. Wann müssen wir los?" Ich meinte, dass wir spätestens um zehn nach sieben losmüssten. „Dann sollten wir uns aber ranhalten, sonst kommst du zu spät.", neckte sie mich. „Aber auch nur deinetwegen.", konterte ich.

Sie streckte mir die Zunge raus und verschwand im Badezimmer. Keine zehn Minuten später kam sie top gestylt aus dem Bad. Ich war auch fertig und wir gingen zu ihrem Auto. „Wo arbeitest du denn?" „Soll ich fahren?", fragten wir im selben Moment und mussten beide lachen.

„Du musst wissen, dass ich auch Autofahren kann. Also wo hin?", fragte sie erneut. „Du weißt doch, wo das Rathaus ist, oder? Da in der Nähe ich sag dir schon noch wo.", gab ich ihr zu wissen.

Sie fragte mich noch nach meiner Handynummer, dass wenn was ist, wir uns erreichen können. Anschließend fuhren wir los und sie brachte mich zur Arbeit.

Cora

Nachdem ich James beim FBI abgesetzt habe, meinte dieser, ich könne ihn gegen 16 Uhr wieder abholen. Das Gebäude wirkte schlicht und nicht besonders einladend. Viele Fenster, sehr hoch und grau. Unauffällig eben.

Ich selbst machte mich auf den Weg zum Amt in Lincoln und hoffte dort ein Gespräch mit einem Beamten zu bekommen. Und tatsächlich hatte ich Glück und bekam eins. Jedoch musste ich erstmal fast zwei Stunden warten, vor dem alten Backsteingebäude warten, um dann ein zehnminütiges Gespräch zu führen. Es war draußen sehr kalt und nicht besonders hell. Es fiel schon der erste Schnee und ich freute mich auf den Winter. Aber dann fiel mir ein, dass ich Weihnachten vermutlich alleine verbringen müsste und mein Herz zog sich unangenehm zusammen.

Der Mann, der mich beriet, hieß Mr Klevson. War ein Mann Mitte fünfzig, hatte schon runzelige Haut und graue Haare. Er trug einen altmodischen Anzug und einen Hut, obwohl er in einem Gebäude saß. Ich schilderte ihm meine schulische Laufbahn und er schien nachzudenken.

„Also, wir haben da so einige Programme, die möglicherweise für Sie infrage kommen könnten. Ich kann Ihnen jedenfalls sagen, was wir hier in Nebraska anbieten, das unterscheidet sich natürlich je nach Bundesstaat.", informierte Mr Klevson mich. Ich fragte nochmal nach, ob mein abgebrochenes Studium kein allzu großes Problem wäre. „Nein, nein. Ihre Noten waren schon immer sehr gut wie ich hier sehen kann, Sie haben durchaus Potenzial."

Das beruhigte mich immerhin etwas und ich erkundigte mich nach seinen sogenannten Programmen.
„Es gibt drei Möglichkeiten, wenn sie Amtsassistentin werden wollen: erstens Sie fangen hier bei uns im Amt eine Ausbildung an, wobei sie einen festen Wohnsitz haben müssten.

Zweitens, Sie wollen eine Ausbildung in einem anderen Bundesstaat machen, dann gibt es die Möglichkeit, dass Ihnen eine Wohngemeinschaft gestellt wird und Sie in diesem Bundesstaat ihre Ausbildung machen. Oder Sie machen, drittens, ein weiteres Studium und können sich so weiter hocharbeiten. Natürlich spielen dabei auch noch andere Faktoren eine Rolle, aber das wird sich dann später klären. Bei allen drei Angeboten können Sie, wenn man Sie für leistungsstark genug hält, auch in anderen Bundesstaaten einsetzten.", erklärte er mir. Wenn ich schon daran dachte, wurde ich nervös vor Freude.

„Müsste ich die gestellte Wohnung denn selbst bezahlen?", fragte ich nach. Und das musste ich nicht, meinte Mr Klevson. Die Wohnung beziehungsweise die Wohngemeinschaft würde der Arbeitgeber übernehmen und die Mitbewohner würden natürlich auch Auszubildende vom Amt sein. Auch verdienen würde man nicht so schlecht wie man es bei einer Ausbildung erwarten würde. 



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Haters or Lovers?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt