Kapitel 34

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Cora

„Hey Lisa, na, lange nicht mehr gehört. Steht unsere Verabredung am Grazzo's noch? – Ja? Perfekt, dann warte ich dort in 10 min auf dich." Ich packte mein Handy weg und machte mich so ungezwungen wie möglich auf den Weg zum Nordausgang. „Ziemlich clever so zu tun, als würdest du telefonieren.", meinte Camille.

Innerlich klopfte ich mir dafür auf die Schulter. In Wirklichkeit schaute ich den Kindern auf der Wiese beim Vorbeigehen beim Fußballspielen zu.

Bis um Grazzo's brauchte man nur knapp zehn Minuten zu Fuß und ich achtete unauffällig darauf, ob mir der Mann im Anzug folgen würde. Anfangs tat er dies auf, dann jedoch als er wahrscheinlich sah, dass ich in das Restaurant ging, ließ er von mir ab, da es dann ab diesem Punkt mehr als auffällig gewesen wäre.

Drinnen wartete ich, dass irgendjemand kommen und mich abholen würde. Ich tat wieder so als würde ich telefonieren, um mit den Anderen unauffällig reden zu können. „Wer denn?", fragte ich, nachdem mir James gesagt hatte, dass jemand losgefahren ist. „Camille. Wir konnten sie nicht davon abhalten. Sie ist sofort los.", meinte James. Aber ich war froh darüber. Wenigstens jemand den ich kannte.

Keine zehn Minuten später war sie da und kam in schnellen Schritten auf mich zu. „Cora. Schön dich zu sehen.", spielte sie mit. „Lisa, na wie geht's?"

Wir führten noch weiteren unnötigen Smalltalk. „Komm, lass uns in ein anderes Restaurant gehen. Meine Eltern haben mir letztens ein richtig gutes empfohlen.", meinte sie schließlich. Endlich konnten wir gehen. Ich stimmte ihr zu und wir machten uns auf den Weg zu ihrem Auto, das gar nicht ihr Auto war. Ich fragte einfach nicht, sondern stieg nur fröhlich spielend ein und wartete bis Camille weit genug weg war.

„Wessen Auto ist das?", platzte es schließlich aus mir heraus. „Es ist ein anderes Agentenauto. Keine Ahnung wessen, James hat mir einfach irgendeinen Autoschlüssel gegeben und ich habe geguckt, welches es war.", antwortete sie mir. „Aber wie geht es dir, was hat dieser Typ gemacht?"

„Nichts. Nur einer dieser Wachmänner hat mich am Arm gepackt und weggezogen, mehr nicht.", meinte ich.

„Das hätte aber auch gewaltig in die Hose gehen können Cora!", fauchte sie. Ich spürte, dass mein Arm immer noch schmerzte. „Denkst du, dass das Spaß gemacht hat?! Und dessen war ich mir von Anfang an bewusst!", fauchte ich genauso mürrisch zurück.

Schweigen.

James

„Habt ihr's jetzt?", kam es von Jack. Eine ertappte Stille kam uns entgegen. Camille seufzte und meinte „Ja."

„Gut. Also Cora, wie sah der Typ aus?", setzte Jack an. Wieso fängt er denn jetzt mit der Befragung an? „Bitte, kann ich euch das alles gleich erzählen?", bat Cora. Sie klang aufgebracht und mürrisch. „Klar."

Wieder auf Station wurde Cora von Fragen nur so bombardiert, von allen Seiten. „Einer nach dem Anderen.", versuchte ich den Tumult zu beruhigen.
„Alles klar bei dir?", fragte ich Cora, als ich nach genug an sie rankam. Sie blockte nur ab und ging zum Meetingraum um allen ihren, zwar nicht besonders vielen, neuen Informationen vorzustellen.

„Erstmal hat Bel Hoven ein ziemlich großes Drama aus den Feuern gestern gemacht, da wir eher vermutet haben, er würde sich zurückziehen.", begann sie, nachdem sich alle beruhigt hatten. Und sie selber auch. „Ihr habt das Interview ja alle mitgehört. An einer Stelle meinte er irgendwas von Sonst würden die sie finden. Ich denke mal mit sie meint er die entführten Opfer.

Sonst hätte er euch ja ohne Bedenken gestern reingelassen."
Cora sah zu mir. „Und wie sahen seine Wachleute aus?", fragte nun Hailey. Sie überlegte kurz

„Eigentlich sahen die alle gleich aus: groß, in Smokings, kräftig gebaut und mit Walkie-Talkies. Ah, und noch Sonnenbrillen, man konnte nicht viel vom Gesicht erkennen. Aber der Typ, der mich beschattet hat, hatte einen Bart, so wie Sam.", beschrieb sie was es zu beschreiben gab.

„Wir werden trotzdem versuchen sie zu finden.", erläuterte nun Wynter. Bitte misch du dich da nicht auch noch ein, dachte ich mir. „Definitiv.", stimmte ich ihm zu und sah ihn mit funkelnden Augen an. „Okay, das reicht, wenn ihr mich entschuldigen würdet.", meinte Cora und verließ den Meetingraum. Irgendwie drohte die Situation gleich zu kippen. Ich hastete ihr hinterher „Cora, bitte rede mit mir.", forderte ich. Sie rieb sich den Arm

„Haben sie dir wehgetan?"
„Nicht wirklich nein.", sagte ich mit gesenktem Blick.
„Du solltest deine Verkabelung ablegen. Du kannst danach für heute Schluss machen.", meinte ich zu ihr.

Sie sah mich verdutzt an. „Ich habe kein Auto, schon vergessen?", konterte sie und machte ich auf den Weg zu den Damenumkleiden. Dort war das gleiche Prozedere wie vorhin. Ausziehen, Geräte entfernen, anziehen.

Keine fünf Minuten später war sie draußen wo ich wieder auf sie wartete.
„Verfolgst du mich jetzt?", erforschte sie meinen düsteren Blick. „Nein Cora, ich will nur wissen, was mit dir los ist.", entgegnete ich.

Dabei schaute ich auf ihren Arm, genau dorthin, wo sie dieser Typ gepackt und einen großen blauen Fleck hinterlassen hat. Sie ging einfach an mir vorbei.
„War er das?", fragte ich nun wütend.

Sie fuhr herum. „Ja James, aber ist halb so schlimm.", fauchte sie mir entgegen. Ich sah sie nur wütend an und kam zwei große Schritte nähe und hielt vor ihrem Gesicht inne. „Er wird es nicht noch einmal wagen dich anzurühren, das schwör ich dir.", wisperte ich mit heiser zorniger Stimme.

Anschließend entfernte ich mich wieder einen Schritt. „Ich kann dich ins Hotel fahren, wenn du möchtest.", schlug ich vor.
„Du musst doch arbeiten.", erläuterte sie.

„Das kann warten." Ich sah sie sanft an. Sie holte tief Luft. „Ich habe eine bessere Idee, lass uns mein Auto holen.", schlug sie vor. Ich stimmte widerwillig ein.



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Haters or Lovers?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt