Cora
Das wars jetzt also, sie schmiss mich einfach raus. Im Leben wäre ich darauf nie gekommen. Doch nur noch dieses eine Mal würde ich das tun, was sie von mir verlangt. Ich machte kehrt und rannte nach oben.
Die größten Sporttaschen, die ich finden konnte, waren in meinem Kleiderschrank. Ich stopfte sie mit allen Klamotten, die ich finden konnte, mit Büchern, Unisachen, Shampoo und Duschgelen und allem, was ich in meinem Zimmer finden konnte. Ich wollte nicht noch einmal hierherkommen, deshalb ließ ich mir auch Zeit, um alles so ordentlich wie möglich zu verstauen.
Währenddessen ließ ich meinen Tränen freien Lauf. Es tat weh, so verstoßen zu werden, aber meine Entscheidung war richtig gewesen. Ich hörte, wie jemand klopfte, mein Dad. „Du willst doch nicht ernsthaft gehen, oder?", fing er an. „Wo willst du denn hin?"
Wo ich hinwollte? Ich hatte selbst keine Ahnung. Tori war nicht da, also musste ich mir wahrscheinlich ein Motel suchen, wo ich die nächsten paar Nächte verbringen würde. „Irgendwo hin. Das kann euch doch egal sein. Ausreden brauchst du gar nicht erst zu versuchen. Ich gehe. Wenn du mir helfen willst, bring die Taschen in mein Auto.", stellte ich klar. Er nickte nur, nahm sich zwei Taschen und machte sich auf den Weg nach unten.
Ich öffnete, von meinem Zimmer aus, das Auto und er fing an die Taschen im Kofferraum zu verstauen. Ich ging energisch die Treppe runter um ein paar große Müllbeutel zu holen. Mum würdigte ich dabei keines Blickes. Ich nahm außerdem die Handtasche und meine Jacken, die an der Garderobe hingen mit um diese in Koffern zu verstauen. Nach einer knappen Stunde, war mein Zimmer nicht mehr wiederzuerkennen, alle Regale waren leergeräumt, mein Kleiderschrank war bis auf ein paar Schulsachen ebenfalls leer, von meinem Schreibtisch war alles weggeräumt und auch die Fensterecke war leer, ich hatte die Polster auch mitgenommen.
Nur noch mein Bett, Schreibtisch, Schrank und die Regale standen dort. Es sah trostlos aus. Ich wollte einfach nur weg. Alles war in meinem Auto, mein Dad sah mir besorgt dabei zu, wie ich die letzten vollen Müllsäcke mit Klamotten auf die Rückbank lud. Mum brüllte etwas zu mir, aber ich hörte nicht hin. Als die beiden endlich wieder im Haus waren und ich mich etwas beruhigen konnte, hörte ich eine bekannte Stimme „Hey" sagen. Ich erschrak und drehte mich um.
Es war James.
James
In diesem Monat hatte ich alles erreicht, was ich wollte, ich hatte eine Wohnung, einen Job und ich hatte meine Ausbildung angefangen. An jenem Abend war ich bei meiner Mutter gewesen, um die letzten Sachen abzuholen. „Du kannst ruhig öfter vorbeikommen. Er ist ja nicht mehr da. Du weißt, dass du immer zurück nach Hause kommen kannst.", ließ sie mich wissen.
Ich war froh gewesen, dass sie meinen Dad rausgeschmissen hatte. „Ich weiß, danke Mum."
Wir waren gerade auf dem Weg zu ihrem Auto, da meins zu dem Zeitpunkt in der Werkstatt war. Da sah ich sie wieder. Cora stand mit während Vater in der Auffahrt. Ihr Auto schien voll beladen zu sein. Was machte sie denn um diese Uhrzeit draußen? Ich meinte, ich konnte eine hitzige Diskussion hören zwischen ihr und ihrer Mutter ausmachen. „Du machst einen großen Fehler Cora. Das wirst du bitter bereuen.", schrie Mrs Harred.„Was ist denn da los?", erkundigte sich meine Mutter. Das wüsste ich auch gerne. Ich sah, wie Cora sich mit ihrer Mutter stritt, wie sie sich gegenseitig anschrien. Eigentlich wollte ich dazwischen gehen, ließ es jedoch und wartete, bis ihre Eltern weg waren. „Mum, du kannst wieder reingehen. Ich melde mich später bei dir."
Dann war ich mit einem Satz auf der anderen Straßenseite und somit auch bei ihr. Wahrscheinlich sah sie mich nicht da es schon so dunkel war, denn als ich die mit einem „Hey" begrüßte erschrak sie. Ich hörte wie sie schniefte und mich mürrisch fragte, was hier mache.
„Ich war bei meiner Mum und habe mitbekommen, dass-"
„Was kümmert es dich überhaupt?", unterbrach sie mich. „Erst ignorierst du mich einen Monat lang, lässt mich im dunkel darüber, was mit dir ist und jetzt kommst du einfach so hier her?" Sie hatte recht. Ich bin ihr aus dem Weg gegangen, aber nur um Abstand von ihr zu bekommen. „Ich bin nicht wegen dir hier. Was ist los?", fragte ich sanft.Ein paar zittrige Seufzer später antwortete sie mir. „Ich habe die Uni abgebrochen und meine Mum hat mich dafür rausgeschmissen. Jetzt habe ich keine Ahnung wo ich hin soll. Ich werde mir wohl ein Motel suchen und dortbleiben.", ließ sie mich wissen. „Und was ist mit Tori?", schlug ich vor.
„Die ist nicht da."
„Andere Familie?"
„Habe ich hier nicht. Ich habe niemanden mehr hier." Sie ließ die Schultern und den Kopf hängen. Ich fackelte nicht lange rum und machte ihr den Vorschlag, zu mir zu kommen.„Das ist doch ein Witz. Das kann ich nicht von dir verlangen.", gab sie zurück. „Du verlangst es auch nicht, es ist ein Angebot. Meinetwegen schlafe ich sogar auf dem Boden! Ich werde nachts kein Auge zukriegen, wenn ich nicht weiß, dass es dir gut geht." Letzteres hätte ich mir vielleicht verkneifen sollen. Sie jedoch schmunzelte etwas. „Nur so lange du weißt, wie es weitergeht.", versicherte ich ihr. Eine Weile sagte sie nichts, bis sie dann mehrmals nickte. Ich sah wie sie bibberte. „Also gut. Abgemacht."
Sie sagte mir noch, dass ich fahren solle, und ich gab ihr meine Jacke, da sie keine hatte. Sie zog sie an und sah ziemlich süß aus, da ihr die Jacke viel zu groß war. Ihr Auto hatte eine Sitzbank vorne.
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Nach einer kurzen Zeit merkte ich, wie ihren Kopf an meine Schulter lehnte. Ich bekam Herzklopfen und musste schmunzeln. Als wir nach einer halben Stunde an meiner Wohnung ankamen, merkte ich, dass Cora eingeschlafen war. Ich rutschte ein Stück näher, zog meinen Arm von ihr weg und legte ihn um sie.
Zum Glück war sie nicht aufgewacht.
Und so saßen wir da, bis sie aufwachte.
[ ~ 1002 Wörter]
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Haters or Lovers?
RomanceEine 20-jährige, unscheinbare Studentin aus Nebraska namens Cora Harred. Sie lebt ein durchgeplantes Leben, was ihr irgendwann so öde vorkam, dass sie sich dafür entschied, die Uni abzubrechen. Wäre sie sich aber über die Konsequenzen ihres Handelns...