Kapitel 26

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James

„Wir haben unsere Aufgaben aufgeteilt. Ich habe gemeinsam mit Camille alle Lagerhallen, die in den letzten vier Wochen aufgekauft oder neu vermietet wurden herausgesucht."
Cora unterbrach ihn kurz. „Wenn ich kurz dazwischengehen darf - danke. Bei einem Abgleich der Konten der Vermissten, ist mir eine Sache besonders ins Auge gefallen.

Die Personen haben seit über einem halben Jahr jeden Monat eine Summe in Höhe von jeweils 10.000 US-Dollar auf ein anonymes Konto überwiesen. Alle Personen immer am selben Tag. Daraufhin habe ich versucht den Besitzer dieses Kontos ausfindig zu machen."

„Ein gewisser Chris Bel Hoven ist Besitzer dieses Kontos. Er ist ein erfolgreicher und bedeutender Geschäftsmann. Und auch dieser Bel Hoven hat vor 25 Tagen vier Lagerhäuser, die zum Abriss bereitstanden, gekauft.", übernahm Miss Breton.

Ich zog überrascht die Augenbrauen hoch. „Ich bin begeistert von Ihren Ideen, Miss Harred, Miss Breton, Mr Wynter. Heißt, wir haben vier mögliche Aufenthaltsorte, die wir prüfen müssen?" Ich sah uns alle nacheinander an. „Ja, haben Sie.", entgegnete Cora mir. Ich versuchte sie nur ausdruckslos anzusehen. Sie war ein kluges Köpfchen, wie geschaffen für diesen Job. So einen Gedankengang zu haben war nicht selbstverständlich.

„Also gut, Sie haben heute gute Arbeit geleistet, besser als ich gedacht hätte. Ich hoffe nun, dass es immer solche Fortschritte gibt. Dann war's das für heute, haben Sie einen schönen Feierabend." Alle nickten mir einmal kurz zu und gingen ihrer Wege.

Ich musste nochmal runter ins Untergeschoss ins Waffenlager, heute war ich dran mit Waffencheck. Also den Fahrstuhl als letzter runter und ins -2 Geschoss.

Während des Checkens hörte ich eine Frau fluchen. „Das darf doch nicht wahr sein!", rief die Stimme frustriert. „Hallo?", fragte ich erstmal ins nichts. „Ja, ist da jemand. Gott sei Dank ist hier jema-" Abrupt hielt sie inne.

„Natürlich bist du es.", meinte ich zu Cora, die mich mit großen Augen ansah. „Äh ja, ich habe mich verlaufen beziehungsweise wie ich sehe im falschen Stockwerk ausgestiegen.", entgegnete sie mir. Ich beschäftigte mich weiter mit den Waffen.

„Ich weiß, dass du weißt, dass ich hier stehe." Ich seufzte innerlich.
„Was gibt's Harred?" Ich sah aus dem Augenwinkel, dass sie einen Schritt näherkam. „Ich muss mit dir reden. Aber nicht hier, kannst du mir bitte zeigen, wie man wieder nach oben kommt?" , fragte sie. Ich seufzte tief. „Warte kurz, dann komm ich mit dir.", entgegnete ich ihr. Sie sah sich um.

Erst schien sie zu zögern, aber dann fragte sie: „Hast du schon mal eine von denen benutzt?"
„Ich dachte du willst hier nicht reden?", konterte ich und sah über meine Schulter, wie sie unwohl von dem einen auf das andere Bein wippte. „Ja habe ich, aber ich habe niemanden damit umgebracht."

Sie wurde kreidebleich. „Es kommt manchmal vor, dass man im Außendienst schießen muss und damit jemanden unabsichtlich umbringt. Ich wollte dir keinen Schrecken einjagen:"

„Hat ja gut funktioniert.", gab sie gedämmt zurück.
Ich war fertig mit dem Checken und wir gingen zusammen zum Fahrstuhl, um noch ein Stockwerk tiefer zu fahren.

„Du wusstest doch, dass ich hier unten bin.", begann ich sie zu konfrontieren. „Ja klar, als würde ich da je freiwillig runtergehen, vor allem jetzt, nachdem ich gesehen habe, was ihr da unten lagert. Ich habe nur gedacht, dass der Fahrstuhl schon auf der -3 steht.", konterte sie.

„Hör auf mir ständig zu unterstellen, dir zu folgen. Das war nicht der Sinn der Sache, dass ich weggezogen bin."

Mit einem Ping öffnete sich die Tür und Cora ging zu ihrem Wagen.
„Magst du nicht mit den Anderen gemeinsam Dinner zu essen?", fragte sie, nachdem sie sich noch einmal umgedreht hatte. „Nein danke, passt schon.", antwortete ich ihr. Ich konnte mich nicht noch länger in ihrer Nähe aufhalten.

Jedoch fuhr ich dennoch ein paar Stunden später zu ihrem Hotel. Sie wollte ja reden. Nur wie da enden würde, hätte ich mir nicht mal im Albtraum vorstellen können.

Cora

Das Angebot auf Dinner hatte er abgelehnt und wann wir reden könnte, hat er mir auch nicht gesagt. Ich war frustriert. Würden wir denn je reinen Tisch machen?

In der Tiefgarage sah ich die anderen sechs Autos, alle anderen waren schon da. Ich machte mich schwerfällig auf den Weg nach oben. Aber ich musste noch essen. Mein Handy in der Hand vibrierte, es war Camille.

Kandel Light Dinner – wir beide? ;)       , erschien es auf meinem Display. 

Camille und ihre Scherze.

Ich schrieb ihr, dass sie mir eine viertel Stunde geben sollte, dann würden wir uns unten im Restaurant treffen. Ich machte mich im Bad schnell frisch und wechselte von dem Kleid, dass ich schon den ganzen Tag trug, auf einen schwarzen Jumpsuit mit schwarzen Sneakers. Damit war es sehr viel gemütlicher.

Camille wartete unten schon auf mich.

„Da sieht aber jemand wieder mal hinreißend aus.", begrüßte sie mich.
„Das kann ich nur zurückgeben.", gab ich zurück.

Wir setzten uns an einen Zweiertisch in der Ecke des Restaurants und bestellten uns etwas zu essen. Ich gönnte mir ein Stück Lasagne, sie sich einen Burger. Da wir anscheinend beide so hungrig waren, schwiegen wir die meiste Zeit und aßen stattdessen.

Nachdem wir fertig gewesen sind, fragte sie, wieso ich erst später nachgekommen bin. Natürlich.

„Ich habe mich im Stockwerk vertan und bin nicht bis nach ganz unten gefahren und dann im Waffenlager gelandet."

Dass ich dort James traf, ließ ich erstmal außen vor. „Ugh, gruselig.", meinte sie nur. Ich stimmte ihr mit einem deutlichen Kopfnicken zu. „Wir haben heute richtig Lob bekommen von Mr Villan eh ich meine James.", berichtigte sie sich. Ich lachte kurz auf. „Ja, das kann man wohl sagen." Ganz schön grimmiges Lob.

Wir quatschten anschließend noch fast eine Stunde über Gott und die Welt und darüber, dass wir morgen wieder zur Arbeit mussten.
„Der Fall hat mich jetzt schon voll reingezogen.", schilderte sie erfreut. „Mich auch, obwohl es schon eine sehr extreme Angelegenheit ist."

„Da kann ich dir natürlich nur recht geben.", entgegnete sie. Wir gingen noch gemeinsam nach oben. „Keine Sorge, ich überfalle dich heute Abend nicht wieder, wir sehen uns morgen früh beim Frühstück."

Sie drückte mich kurz. „Alles klar, bis morgen dann. Und keine Sorge, du kannst mich gerne Überfallen.", sagte ich augenzwinkernd. 



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Haters or Lovers?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt