Cora
„Tut mir leid Cora, ich wollte dich wirklich nicht erschrecken. Aber du siehst hübsch aus, der Pulli steht dir."
Mein Herz schlug mir bis zum Hals. „Danke aber ich dachte du bist wieder weggegangen.", erläuterte ich schwer atmend. „Damit du dich wieder verläufst?", zog er mich auf. Ich sah ihn nur unglaubwürdig an und er verstummte wieder. „Sorry. Aber lass uns jetzt wieder gehen."
Im Meetingraum war keiner, also schnappte ich mir einen Hocker und setzte mich an den Stehtisch. „Also, erklär mir jetzt die Elektronik, die ich an mir trage.", forderte ich ihn auf. Er setzte sich zu mir und sah mich an. „Also sehen kann man es schon mal nicht. Diese kleine Box hat einen GPS-Sender, damit man, wenn was ist, dich finden kann. Das Mikrofon ist", räusperte sich „an deinem BH befestigt. Dein In-Ear-Headset ermöglicht dir uns von hieraus zu hören. Du darfst das alles unter keinen Umständen nass werden lassen, sonst bricht die Verbindung ab.", informierte er mich.
„Zudem darfst du nur unauffällige Fragen stellen, wie wieso er diese Lagerhallen gekauft hat etc. Dann brauchen wir noch Codewörter." Er schien kurz zu überlegen. „Wenn du Hilfe brauchst, baue ‚Magnolienbaum' in einem Satz ein.
Und solange alles gut läuft, brauchst du nichts. Aber sobald er irgendwie anfängt dich zu bedrängen oder zu bedrohen, sagst du, dass du noch einen anderen Termin bei der Bank hast. Hier hast du einen Reporterausweis. Du „arbeitest" für die World-Herald. Du schaffst das schon. Hier die Adresse."
Er schob mir ein paar Blätter hin. Ich sah sie mir an. Die Adresse, den Ausweis. „Bist du dir da wirklich sicher?", fragte er nun schon bestimmt zum zehnten Mal. Ich sah ihn nur etwas genervt an. „Ich muss das fragen.", wehrte er sich. „Ja ich bin mir 100%ig sicher."
„Dann ist ja gut."
Er sah mich eindringlich an. „Ist was?" Er grinste nur und schaute weg. „Ich sag's dir nachher, nichts Schlimmes. Du solltest bald los.", stammelte er. Ich schaute auf die Uhr, es war gerade erst neun. „Ich habe noch eine Stunde.", konterte ich.Ich ging den Weg, den ich fahren musste auf Google Maps durch; um mich nachher nicht zu verfahren und checkte mein Headset.
Ich besorgte mir außerdem einen Schreibblock, einen Stift und ein Diktiergerät, um falls er es erlaubt das Gespräch aufzunehmen. Meine Handtasche gemeinsam mit meinem Handy nahm ich auch mit. Mit diesem hin und her verging eine weitere halbe Stunde. James war mit den Anderen im Meetingraum und ich machte mich auf den Weg zu den Aufzügen.
Bis zum Columbus Park waren es nur zweieinhalb Meilen und ich war in zehn Minuten dort. Auch einige weitere Reporter und Zuschauer waren schon anwesend. Es waren noch ein paar Minuten, bis Bel Hoven mit seiner Rede beginnen würde. Auf einer kleinen Fläche wurde eine nicht besonders große Bühne aufgebaut. Etwas protzig meiner Meinung nach.
In dieser erzählte er jedoch nichts Weiteres, was wir nicht schon längst wussten. Das vor einem seiner Lagerhäuser ein Feuer entfachte usw. Als er seine Rede beendet hatte, ging er rechts die „Bühne" hinunter und ich hastete sofort zu ihm herüber, wurde jedoch von einem seiner Wachleute aufgehalten.
„Mr Bel Hoven, ich arbeite für die World-Herald und würde Sie gerne interviewen.", rief ich zu ihm. Er sah mich kurz mit Glas-blauen Augen an. „Wozu interviewen?", fragte er schroff. „Äh zu ihren neuesten Projekten." „Ganz ruhig bleiben, Cora.", versucht James mich zu beruhigen. Ich atmete tief durch.
Er sah mich einmal von oben nach unten herab und deutete seinen Männern an, mich durchzulassen. Ich ging in schnellen Schritten zu ihm. „Wer sind Sie?", fragte er noch schroffer als vorhin. „Natürlich, ich hätte mich vorstellen sollen, Cora Harred vom World-Herald. Freut mich Sie kennenzulernen."
Ich streckte ihm meine Hand aus. Er packte sie und drückte sie fast schmerzhaft zusammen. „Freut mich auch.", sagte er schmierig. Ich hatte das Bedürfnis, meine Hand an meinem Rock abzuwischen. „Bitte, stellen sie Ihre Fragen, aber halten Sie sich kurz.", sagte er etwas dringlich.
„Ist es in Ordnung, wenn ich unser Gespräch aufnehme?"
„Nein und jetzt machen Sie schon."Ich sammelte mich und begann unseren Hauptverdächtigen zu interviewen. „Mr Bel Hoven, Sie haben vor kurzem vier Lagerhallen gekauft, darf ich fragen wofür?", haute ich raus. „Die hallen sollen Raum für weitere Projekte halten. Ich will meine eigene Firma endlich in einen Betrieb einführen."
„Darf ich fragen, was momentan in diesen Hallen gelagert wird? Es ist uns erkannt, dass um eine Halle ein aufhalte Verbot besteht."
„Das aufhalte Verbot besteht nur, da ich unerwünschte Gäste wie das FBI gestern mir vom Hals halten möchte, damit die sie nicht entdecken."„Was meinen Sie mit „sie"?"
„Hm? Sie haben sich bestimmt verhört. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden."Plötzlich packte ein Wachmann mich am Arm. Er packte so fest zu, dass ich vor Schmerz aufschrie.
„Hey, lassen Sie mich los!", hielt ich dagegen. „Ich gehe ja schon. Na vielen Dank auch Mr. Bel Hoven.", setzte ich wütend hinzu.
Das war aber gar nicht so gelaufen, wie ich es wollte. Besonders viel hatte ich jetzt nicht erfahren. Aber er hatte ganz klar „sie" gesagt. Die entführten Menschen? Schon möglich.
„Cora, alles klar?"Das war James. Ich ging ein paar Schritte weg vom Ort des Geschehens. „Ja, er ist weg. Man sind die gemein.", entgegnete ich in einem Flüsterton, damit mich die Leute nicht seltsam ansahen. Ich schüttelte meinen Arm aus.
Plötzlich merkte ich, wie einer der Wachmänner mich beobachtet. Ichdrehte mich um. „Ich werde beobachtet.", sagte ich knapp um nicht weiter aufzufallen und machte mir ein paar Notizen, obwohl sowieso alles beim FBI aufgezeichnet wurde.
„Okay, verfalle nicht in Panik. Geh nicht zu deinem Auto und versuch auch erstmal sonst nicht wieder zur Station zu kommen. Nimm dein Nordausgang des Parks und mach dich auf den Weg Richtung E Missouri Avenue bis zu dem Grazzo's Downtown, geh rein, bestell dir was und warte dort."
Ich holte mein Handy raus und tat so als würde ich jemanden anrufen.
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Haters or Lovers?
RomanceEine 20-jährige, unscheinbare Studentin aus Nebraska namens Cora Harred. Sie lebt ein durchgeplantes Leben, was ihr irgendwann so öde vorkam, dass sie sich dafür entschied, die Uni abzubrechen. Wäre sie sich aber über die Konsequenzen ihres Handelns...