Kapitel 24

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Cora

 „Ernsthaft? Das war's? Ich kriege keine Details?", fragte sie empört. Ich sah sie ungläubig an. „Was willst du denn noch wissen?"
„Wie kam es dazu, dass ihr euch getrennt habt?" Ich sah sie verwirrt an. Sie schien nicht wirklich zu verstehen. „Camille, du denkst doch nicht etwa... O Gott nein! Nein, wir waren nicht zusammen!", entgegnete ich ihr schockiert.

Sie schien etwas überrascht zu sein. „Ihr wart nicht..."
„Nein.", versicherte ich ihr. „Er war derjenige, der mir mit der Ausbildung in Chicago geholfen hat. Und derjenige, der mich aufgenommen hat, als meine Eltern mich rausgeworfen hatten."

Sie kannte diese Geschichte schon, nur hatte ich James immer rausgelassen.
„Das ergibt Sinn."
„Weißt du noch, wo ich die Nummer eines Freundes bei dir im Rechner finden wollte?" „Das war auch James!"

„Ja, schrei bitte nicht so rum."
„Ist ja gut, ich bin schon still. Aber für mich wirkt das Ganze, als sei etwas zwischen euch gelaufen."

„Das denkst aber auch nur du."
„Ja klar." Eine kurze Pause entstand. „Worüber habt ihr eigentlich geredet als dieser Neil uns die Büros gezeigt hat?", fragte Camille dann weiter. „Er hat mir unterstellt, hierhergekommen zu sein, nur weil er hier ist. Ich wusste nicht mal, dass er hierher versetzt wurde.", entgegnete ich.
„Hmm. Habt ihr danach nochmal geredet?"

„Nein das ist ja das Problem, ich habe so viel, was ich ihm erklären muss. Aber heute bin ich viel zu müde dafür.", meinte ich. Sie stimmte mir zu.
„Ja", hauchte sie und lehnte ihren Kopf an meine Schulter. „Wir sollten Schlafengehen, aber bei deinem Drama kriege ich sowieso kein Auge zu."

Ich schüttelte nur lachend den Kopf. „Aber er sieht schon gut aus.", begann sie zu schwärmen. „In seinem weißen Hemd, die Ärmel hochgekrempelt...", fuhr sie fort. Ich stieß ihr meinen Ellbogen in die Seite und spürte, wie mein Gesicht rot wurde. „Ist ja gut ich hör auf, aber du kannst nicht verleugnen, dass er gut aussieht."

Das konnte ich wirklich nicht und ich hasste es. „Wäre er hässlich gewesen, wäre dein Liebeskummer vielleicht nur halb so schlimm.", brabbelte sie weiter.
„Wie bitte? Was für Liebeskummer? Ich habe keinen Liebeskummer, Camille! Wenn schon, dann er, was ich aber nicht glaube, so verblüfft zornig wie er war."

Letzteres rutschte mir raus und ich gab mir innerlich eine Backpfeife dafür. Camilles Kopf schoss in die Luft und sie sah mich mit großen Augen an. „Er hat die gesagt, dass er dich liebt?!", reif sie hysterisch. „Nein hat er nicht. Also nicht wirklich."

Ich zögerte. „Damals im Footballteam ging das Gerücht um, das James auf mich steht, was ich mir im Leben nicht vorstellen konnte, da wir uns so sehr gehasst haben! Aber dann hat er gefragt, ob ich mit ihm auf einen Spendengala-Ball gehen würde, und da er mich mit einem Geheimnis erpress hatte, musste ich zusagen. Später am selben Abend ist er durch mein offenes Fenster reingeklettert und hat versucht mich zu küssen, dann ..."

Ich wollte sagen, dass er mir dann offenbart hat, dass sein Vater ihn verletzt hatte, aber das ging Camille dann wirklich nichts mehr an. „Was dann? Habt ihr euch geküsst?", fragte die mit einem Leuchten in ihren Augen, dass ich sonst nur bei einem spannenden Fall gesehen habe.

„Nein, ich habe abgeblockt und wir haben beziehungsweise er hat mich danach einen ganzen Monat lang ignoriert."

Jetzt kannte sie unsere Vorgeschichte. Sie seufzte enttäuscht. „Man, ich habe mich schon so gefreut."
„Tja, zu früh gefreut. Das ist alles Vergangenheit, Camille. Und jetzt beweg deinen Hintern ins Bett, wir müssen schlafen. Aber bitte sprich James darauf unter keinen Umständen an."

„Natürlich nicht. Und als würde ich jetzt schlafen, mein Gehirn muss jetzt die neuen Informationen erstmal verarbeiten.", entgegnete sie lachend und stand auf.

Ich erhob mich auch, wobei mir wieder schwindelig wurde, aber nicht so sehr wie vorhin. „Alles in Ordnung Cora?" Camille hielt mich am Arm fest bis ich wieder geradestand. „Ja ich bin einfach müde und habe zu wenig gegessen heute." Es war nicht das erste Mal, dass so etwas passierte. Immer wenn mir etwas fehlte, reagierte mein Körper so.

„Dann solltest du dringend schlafen. Nein ich komme schon selber wieder zur Tür. Gute Nacht Cora." Ich wollte sie zur Tür begleiten, sie setzte mich aber am Bett ab und ging. „Danke. Fürs Zuhören meine ich. Ich habe noch nie mit jemandem darüber gesprochen. Dir auch eine gute Nacht Camille.", bedankte ich mich bei ihr. „Wow, dann danke fürs Erzählen. Wir sehen uns morgen früh." Mit einem warmen Lächeln zog sie die Tür zu.

Ich drehte mich zu der Nachttischlampe, um diese auszumachen. Die eine Decke ließ ich einfach auf dem Boden, eine Zweite hatte ich ja hier auf dem Bett. Ich verkroch mich unter ihr, James Pulli ließ ich an. Den Tag ließ ich nochmal Revue passieren. Ich fühlte mich gut, mich Camille anvertraut zu haben. Ich hatte es viel zu lange in mir herumgeschleppt.

Es dauerte nicht lange und ich träumte von einem jungen Mann, mit wunderschönen grünen Augen. 

Die Nacht war viel zu kurz und ich war am Morgen müder als abends. 



[ ~ 830 Wörter]

Haters or Lovers?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt