James
Im Meetingraum war zum Glück keiner, ich holte mir einen kleinen Verband aus dem Verbandkasten. Ich setzte mich mit einem quasi Barhocker an den Besprechungstisch.
Ich wollte gerade anfangen meine Hand zu verbinden, als dann wieder Cora reinkam und mich skeptisch ansah. „Soll ich dir helfen?", erkundigte sie sich in einem skeptischen Ton. „Nein, geht schon."Ich machte weiter, bis Cora zu mir rüberkam und mir den Verband aus der Hand nahm. „Das sieht schrecklich aus, James.", meinte sie. „Na vielen Dank."
Sie wickelte den Verband wieder ab und fing nochmal von vorne an. Ihr Verband sah viel besser aus und saß auch besser auf meiner Hand. Ihre Fingerspitzen kribbelten auf meiner Haut, ich sah sie an. Wenn ich saß, war sie ein kleines Stück größer als ich, und das auf High Heels.
Als sie fertig war, hielt sie meine Hand einen Moment länger als nötig und sah mich mit ihren dunklen Augen an. „Danke.", hauchte ich in die paar Zentimeter, die unsere Gesichter voneinander trennten. „Gerne.", wisperte sie atemlos.Ihre Wangen und Lippen glühten, die Augen leuchteten. Ich sah abwechselnd zwischen ihnen hin und her. Ich wollte sie nicht wie beim letzten Mal vor über einem Jahr überfallen. „Nicht hier.", hauchte sie, bevor sie meine Hand losließ und mit wankenden Schritten davon ging.
Cora
Ich hastete davon. Ich konnte ihn nicht küssen. Nicht hier und nicht jetzt. Camille hatte recht gehabt. Ich hatte auch Gefühle für ihn gehabt, beziehungsweise hatte sie immer noch. Und das machte mich wahnsinnig.
Mir war heiß, mein ganzer Körper brannte, ich schwitzte. Hätte ich es nicht einfach zulassen sollen?
Eben war ich noch krank vor Sorge, dass er auch schwer verletzt werden würde. Und jetzt war ich mehr als froh darüber, dass er es nicht wurde. Nur an seiner linken Hand hatte er einen mehr oder weniger tiefen Schnitt und ein paar Schürfwunden im Gesicht.
Ich eilte in mein Büro zurück und hoffte, dass Camille und Bash nicht da waren. Aber natürlich waren sie das. Nachdem wir im Meetingraum die Verbindung zu James beendet hatten, gingen alle wieder ihren Wegen. Für mich hieß da, auf James zu warten und mich nach ihm zu erkundigen. Für die meisten anderen hieß es, weiter an ihrem Schreibtisch zu arbeiten.
Als Camille mein vermutlich knallrotes Gesicht sah, „Was ist denn mit dir passiert? Ist dir schlecht oder so?", erkundigte sie etwas besorgt? „Nein nein, alles gut, ich hin eben... mit meinem Knöchel umgeknickt, diese verflixten Schuhe!", log ich energisch. Sie sah mich nur misstrauisch an.
„Mhm. Du hast aber mit jemandem geredet." Ich sah sie böse an. „Hör auf mich auszuquetschen.", mahnte ich sie. „Ich bin nur wegen dem gescheiterten Einsatz etwas durch den Wind. Das ist alles.", entgegnete ich ihr in einem abschließenden Ton. Sie zog nur alles oder nichtssagend die Augenbrauen hoch.
„Wir sollen uns in 20 Minuten im Meetingraum treffen.", meinte Bash, der seinen Kopf durch die Tür steckte. „Cora, alles gut bei dir? „
„Ja, alles bestens.", entgegnete ich ihm so sorgenlos wie möglich, obwohl mein Körper immer noch verrücktspielte.Beim Meeting besprachen wir den missglückten Einsatz. James sah ungewohnt in seinem Baumwolljogginganzug aus. Der Unterschied zu seinem täglichen Outfit, dass aus Anzughose, Hemd, Krawatte und Jackett bestand, war enorm.
„Also, alle Verletzten werden durchkommen.", informierte er uns und wir konnten alle aufatmen. „Wir werden weiter so vorgehen: morgen findet eine öffentliche Pressekonferenz statt, bei der auch Bel Hoven eine Rede halten will. Wenn sich jemand von uns als ein Reporter ausgeben würde, könnten wir vielleicht so ein paar mehr Informationen aus ihm herausbekommen.", erklärte James weiter. „Wäre denn einer von euch dazu bereit?", fragte er in die Runde. Wir sahen uns gegenseitig unsicher an. „Ich", sagten Bash und ich wie aus einem Mund.
Ich sah ihn an. „Bei einer Frau würde er eher anbeißen.", argumentierte ich. James sah mich streng an. „Bist du dir denn da sicher?", fragte er mich argwöhnisch. „Total.", entgegnete ich kühl. „Naja, wir werden ja sehen.", meinte er. „Jedenfalls werden wir heute alle etwas früher Schluss machen, sodass Sie jetzt gehen können.", setzte er noch hinzu.
Ich ging gemeinsam mit den Anderen meine Jacke und Tasche holen, wartete jedoch, bis sie wieder aus dem Meetingraum waren, um nochmal mit James zu reden.
„Ach du bist es.", sagte er, als ich mit klackernden Schritten über den glatten Bodden ging. „Hast du jemanden anderes erwartetet?", erkundigte ich mich. „Nein, ich wollte sowieso nochmal kurz zur dir."Ich wartete einen Moment, um mich zu sammeln und die passenden Worte zu finden. „Also, ich wollte mit dir reden, damit keine Unstimmigkeiten mehr zwischen uns herrschen...", setzte ich an.
„Ich habe nie gesagt, dass ich dich nicht geliebt habe. Aber auch nie gesagt, dass ich es getan habe. Ich weiß es nicht. Ich wollte es nicht wahrhaben, dass du mir eben nicht egal bist, aufgrund unserer Vergangenheit.", ratterte ich hastig. Anschließend seufzte ich verzweifelt.
Er nahm meine Hand. „Ich versteh das. Wirklich, mir ging es nicht anders. Wenn du Zeit brauchst, nimm sie dir, nur bitte mach mir keine falschen Hoffnungen, Cora. Das würde ich dir nie verzeihen.", mahnte er sanft. „Danke."
Ich drückte seine Hand und sah ihm mit einem kleinen Lächeln an. „Wir sehen uns dann Morgen, wo ich als Fake-Reporterin unterwegs bin?", fragte ich etwas nervös erfreut. Er verdrehte nur seufzend die Augen. „Du weißt, dass das gefährlich ist?"
Ich nickte. „Ja das ist mir klar. Aber es werden auch andere Reporter da sein, aber ich werde ihn für mich gewinnen und interviewen.", versicherte ich im. „Cora..."„Ich kriege das schon hin, du vertraust mir doch?"
Ich sah ihn fordernd an. „Nicht nachdem du mir fast die Nase gebrochen hast.", machte er sich über mich lustig„Ha ha. Wirst du mich jetzt immer damit aufziehen?"
„Aber natürlich.", entgegnete er mir grinsend. Es war wieder das alte Villan-Grinsen.
„Magst du heute mit zum Dinner kommen?", erkundigte ich mich bei ihm. „Hmm, ich wollte eigentlich noch ein bisschen Papierkram machen, aber vielleicht etwas später schon.", entgegnete er mit.„Du findest also einen Stapel Papier spannende als essen. Es gibt auch bestimmt gefüllte Paprika.", bestach ich ihn. „Willst du mich jetzt mit Essen bestechen? Gewagt Cora Harred. Aber nein, ich komme gerne zum Dinner. Passt dir 20 Uhr?", erforschte er.
„Klar, warte dann einfach in der Lobby auf mich.", entgegnete ich ihm. Ich antwortete mir mit seinen leuchtend grünen Augen. Ich schmunzelte noch kurz und machte mich auf den Weg in die Tiefgarage.
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Haters or Lovers?
RomanceEine 20-jährige, unscheinbare Studentin aus Nebraska namens Cora Harred. Sie lebt ein durchgeplantes Leben, was ihr irgendwann so öde vorkam, dass sie sich dafür entschied, die Uni abzubrechen. Wäre sie sich aber über die Konsequenzen ihres Handelns...