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Als ich die Anstalt machte, die Türklingel zu drücken, wurde die Tür schon aufgerissen. Eine ältere breit lächelnde Frau zog mich in eine feste, aber herzliche, Umarmung. „Taehyung Schätzchen", rief sie und drückte mich von sich, um mich näher betrachten zu können. „Du bist schon wieder gewachsen mein Lieber!"

„Soviel ich weiß nicht, nein", antwortet ich mit einem Augenzwinkern. „Du holst Jin doch noch ein! Wie geht's dir denn?" Frau Kim zog mich in das Innere des alten Hauses. Ganz Früher hatten hier Fischer gelebt, jetzt beobachtete man die Wellen mehr vom Sofa als vom Boot.

„Gut, das Studium gefällt mir auch." Sie drückte mich auf einen Stuhl, obwohl ich dafür eigentlich keine Zeit hatte. Aber wehren wollte ich mich nicht. „Traurig, dass du Zeit findest deine Eltern zu besuchen, aber mein Sohn, dieser Bengel, nicht." Ich musste grinsen, wenn ich daran dachte, was Seokjin vermutlich gerade machte.

„Ich soll dir übrigens einen schönen Gruß von ihm ausrichten." Sie seufzte und ließ sich neben mir nieder.

„Mein Mann ist leider schon zum Arbeiten gefahren, er hätte dich sicherlich auch noch gern gesehen." Wenn die Kinder einmal ausziehen, sieht man sie so selten."

„Ich will auf jeden Fall zurückkommen, dafür liebe ich diese Insel zu sehr", vertröstete ich sie. Mit einem Blick auf die Uhr stellte ich fest, dass ich viel zu spät dran war. „Ich muss jetzt aber auch wieder los, wenn ich meine Fähre nicht verpassen will", merkte ich an und stand auf. „Warte, ich gebe dir noch was für die Brotzeit mit." Damit holte sei mehrere Lunchboxen aus dem Kühlschrank, steckte sie zusammen mit Stäbchen in einem Beutel und überreichte ihn mir.

„Nehme doch Jins Fahrrad." Ich verabschiedete mich und holte aus dem Schuppen ein altes Fahrrad. Den Schirm hing ich an den Lenker, den Rest provisorisch auf dem Gepäckträger verstaut fuhr ich los. Ich genoss die Fahrt, obwohl der Wind mir Tränen in die Augen trieb. Überraschend begegnete ich einem jungen, der auf dem Gehsteig rannte. Der Rucksack auf seinem Rücken hüpfte schwer auf und ab und nur beim Zusehen tat mir mein Kreuz weh.

„Woho Jungkook", rief ich nach ihm und kurbelte mein Tempo ein wenig runter. „Willst du mitfahren", bot ich ihm an und wir beide hielten an. Er sah skeptisch auf das zerbrechliche Gefährt. „Und wo?" Ich klopfte auf meine Oberschenkel. Seine Wangen nahmen einen roten Tont an, was in Kombination mit den unsicheren Augen ziemlich niedlich aussah. „Ich will nicht runterfallen, okay", stellte er klar. Ich reckte meinen Daumen in Höhe und er faltete sich auf meinen Schoss, die Arme fest um meine Oberkörper geschlungen und seinen Kopf an meine Brust gedrückt. Der Anfang war noch holprig, aber dann kamen wir ins Gleichgewicht und nach mir kamen wir viel zu schnell am Hafen an.

SoulmateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt