1 - Kaiden

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Emotionslos blicke ich die tote Gestalt an, die vor mir auf dem Boden liegt.

Verdammt, mein Lykaner hat wieder seine Kontrolle übernommen. Ich habe kein schlechtes Gewissen, schließlich hat er in meinen Augen seinen Tod verdient. Aber ich habe keine Lust auf einen Vortrag des Königs, meinen Vater. Ich hoffe nur darauf, dass er nichts bemerkt.

"Kaiden, verdammt noch mal! Was hast du schon wieder getan?", höre ich die Stimme meines besten Freundes, Adam. Er ist wie ich ebenfalls ein Lykaner.

"Er hatte mich provoziert. Selbst schuld."

Adam schüttelt mit seinen Kopf. Er scheint nervös zu werden und kratzt sich am Hinterkopf. Ich hob eine Augenbraue an und sehe ihn fragend an: "Was ist jetzt schon wieder?"

"König Dimitri, er verlangt nach dir."

Seufzend wische ich das Blut von meinen Händen an meiner Kleidung ab. Es bedeutet nie etwas gutes, wenn mein Vater mich ruft. Dieses Mal habe ich ein ungutes Gefühl.

"Weißt du, wieso?", frage ich Adam.

"Nun, es wäre besser dein Vater sagt es dir."

Ich gebe nach und nicke anschließend. Das letzte was ich brauche ist, dass ich meine Kontrolle hier verliere und Adam verletze. Also mache ich mich auf dem Weg nach Hause. Bevor ich jedoch zu meinem Vater gehe, springe ich für zwei Minuten unter die Dusche, damit keine Spuren von vorhin zu merken sind.

Als ich schließlich angekleidet bin, mache ich mich auf dem Weg zu meinem Vater. Ich runzle die Stirn, da ich nicht erwartet habe, ihn allein vorzufinden. Normalerweiße ist meine Mutter bei jedem Gespräch dabei und mischt sich ein. Das ungute Gefühl wächst.

"Du hast nach mir gerufen?", unterbreche ich die Stille.

"Ja, mein Sohn. Wo warst du?", fragt er mich.

"Draußen. Was wolltest du mit mir bereden?", wechsle ich das Thema.

"Ich werde nicht um den heißen Brei mit dir sprechen und komme gleich zum Punkt. Ich will...nein, ich verlange von dir, dass du dich bald paarst."

Bei seinem letzten Satz, zucke ich zusammen.

"Das meinst du nicht ernst!", sage ich aufgebracht.

"Paaren?"

"Der Rat setzt mich schon seit mehreren Jahren unter Druck. Der Kronprinz braucht eine Gefährtin. Ich habe lange nachgedacht und beschlossen, dass sie Recht haben."

Tief einatmen. Nur nicht die Kontrolle verlieren. Er macht bloß Witze.

"Du weißt, dass ich meine Erasthai immer noch nicht gefunden habe? Ich will keine andere Gefährtin und erst Recht werde ich keine andere markieren."

"Kaiden, du suchst schon seit sehr langer Zeit nach ihr. Gebe es endlich auf. Du wirst sie nicht mehr finden. Wer weiß, vielleicht hat sie schon gelebt und ist bereits tot. Klammere dich nicht umsonst an der Hoffnung, dass sie irgendwo da draußen ist und auf dich wartet."

Mein ganzer Körper spannt sich an. Ich spüre, wie sich meine Eckzähne langsam verlängern. Mein Körper zittert vor Wut und mein Lykaner versucht die Kontrolle zu übernehmen.

"Kaiden, wage es ja nicht dich hier zu verwandeln. Du weißt, dass ich dich wieder wochenlang einsperren werde."

Ich weiß nicht weshalb, aber im Gegensatz zu den anderen, verliere ich meine Kontrolle ziemlich leicht. Bei jeder kleinsten Aufregung, verwandle ich mich. Ich habe keine Selbstbeherrschung. Aber dieses Mal ist es was anderes. Er spricht über meine Erasthai. Über ihren Tod und obwohl ich nicht weiß, wo sie ist, werde ich wütend. So darf niemand sprechen.

"Kaiden, versuch mich bitte zu verstehen. Es ist zu deinem eigenen besten. Sehr wenige von uns hatten das Glück, seine Erasthai zu finden. Ich selbst, habe sie nie gefunden. Ich habe mich mit deiner Mutter gepaart, weil es das beste für das Königreich ist. Sie war eine gute Partie und ihre Familie hat uns nur noch mehr Macht gegeben."

"Bereust du es?", frage ich mit geballten Fäusten. "Bereust du, dass du aufgehört hast nach ihr zu suchen? Dass du sie aufgegeben hast ohne sie jemals kennenlernen zu können?"

Für den Bruchteil einer Sekunde sehe ich die Antwort in seinen Augen. Jedoch fasst er sich schnell wieder und antwortet: "Nein, ich bin froh über meine Entscheidung."

"Kaiden, ich will das beste für dich. Du warst schon so viele Jahre allein auf dieser Welt. Du brauchst eine Begleiterin und Kaya ist perfekt dafür."

"Kaya?", rufe ich empört. "Das ist nicht dein ernst! Von allen Lykanerinnen suchst du ausgerechnet die nervigste aus?"

"Ihre Familie ist mächtig. Diese Vereinbarung würde uns sehr weiterhelfen. Dann müssten wir uns auch keine Sorgen machen, dass ihr Vater uns eines Tages stürzen möchte um selbst König zu werden. Die Allianz ist perfekt."

"Vater, ich kann nicht. Versuche mich zu verstehen. Ich weiß, dass sie irgendwo da draußen ist."

"Die Wahrscheinlichkeit ist sehr gering, aber...ich werde dir noch eine letzte Zeit in Freiheit schenken. Bevor du deine Verpflichtungen erfüllen musst. Genieß deine Freiheit als ungepaarter Lykaner. Erkunde die Welt, sei einfach ein normaler Junge. Vielleicht findest du deine Erasthai. Aber wenn nicht, dann wirst du Kaya zu deiner Gefährtin machen. Es ist ein Befehl."

"Wie lange habe ich Zeit?"

"Fünf Jahre. Mehr kann ich dir nicht geben."

...

"Also wohin gehen wir?", fragt Adam mich.

"Ich weiß nicht...", antworte ich ihm verzweifelt.

"Außerdem musst du mich nicht begleiten. Wenn du lieber hier bleiben möchtest, verstehe ich das."

"Ach was? Glaubst du ich lasse meinen Bruder allein? Ich freue mich schon darauf. Lass uns dieses Mal mehrere Colleges besuchen. Vielleicht geht unsere Erasthai ja auf ein College und wir können ihr dort begegnen. Außerdem sind die Mädchen dort ziemlich heiß!", sagt er grinsend.

"College, hm?"

"Ja, wir wechseln jeden Monat. Dadurch sind unsere Chancen höher."

"Nun, dann auf gehts."

"Aber nicht ohne uns!", höre ich Stimme von Davis. Neben ihn läuft seine Erasthai Lyla. Er hat sie vor ungefähr fünzig Jahren gefunden.

Ich hoffe nur, dass ich meine inmerhalb von diesen fünf Jahren finden kann.

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Die ersten Kapitel kriege ich meiner Meinung nach nie so gut hin, da ich irgendwie immer erst richtig reinkommen muss. Ich hoffe, euch gefällt die Geschichte trotzdem. Viel Spaß beim Lesen! ❤️

Lykaner (Kaiden & Irina)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt