Kapitel 5 - Rückkehr

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"Irina?", hörte ich die Stimme meines Bruders Evan. Er war vor etwa einer Woche zusammen mit Anne zurückgekehrt.

"Ja?", fragte ich abwesend und starrte aus dem Fenster.

"Geht es dir gut? Du solltest etwas essen gehen."

"Ich...kann nichts essen."

"Schwesterchen, du darfst hier nicht nur an dich denken. Immerhin trägst du ein Lebewesen unter deinem Herzen."

Ich blickte meinen Bruder an und kämpfte mit den Tränen.

"Er hat sich nie gemeldet, Evan. Seit seiner Ankunft, hat er sich nie bei mir gemeldet. Ich habe zwei Wochen lang gar nichts von ihm gehört. Er beantwortet nicht einmal meine Anrufe. Seine Gedanken hat er komplett von mir abgeblockt. Soetwas würde er nie machen. Wenn ich keinen Kontakt zu seinen Begleitern hätte, würde ich denken, dass er in irgendeiner Gosse leblos da liegt."

"Vielleicht wollte er dich nicht einfach stressen."

"Da hat er aber wirklich eine großartige Methode ausgewählt."

"Ich habe mit Sam geredet. Sie sind in einer Stunde da. Willst du dich nicht frisch machen?"

"Wofür? Er hat mich zwei Wochen lang ignoriert, dann werde ich das auch."

Tief im Inneren wusste ich, dass ich das alles vergessen würde, wenn ich Kaiden erstmals wieder in meine Arme schließen konnte.

...

Ich sah, wie er aus dem Auto stieg. Er fuhr sich durch die Haare und schien ein wenig gestresst zu sein. Sein Blick suchte nach etwas und fiel plötzlich auf mich. Er schenkte mir ein kleines Lächeln und ich konnte nicht anders, als auf ihn zuzurennen und mich wie ein Baby in seine Arme zu werfen.

"Kaiden, du bist endlich wieder bei mir."

"Nicht so stürmisch, Irina."

Irina?

Ich entfernte mich von ihm und starrte ihn mit hochgezogener Augenbraue an. Er nannte mich nie, nie bei meinem Namen. Außer wir hatten Streit.

Kaiden fuhr sich durch die Haare und sah an mir vorbei.

"Ich brauche unbedingt eine Dusche."

Geschockt lies er mich zurück und verschwand. Die anderen sahen mich bemitleidend an.

"Ist etwas auf der Reise geschehen?", erkundigte ich mich besorgt.

"Nein, es lief alles super ab."

"Freut mich das zu hören, ruht euch aus."

Traurig stürmte ich in unser Schlafzimmer und konnte bereits hören, wie die Dusche an war. War er etwa böse auf mich, weil ich ihn nicht begleitet hatte?

Ich wartete wie ein Hündchen im Schlafzimmer und ging unruhig auf und ab. Erleichtert hörte ich, wie die Dusche ausging und Kaiden mit einem Handtuch herauskam.

"Hast du etwa auf mich gewartet?", fragte er monoton.

"Was ist los? Bist du sauer, dass ich nicht mit dir mitgekommen bin? Ich wollte es doch, aber...der Zeitpunkt war einfach ungünstig."

"Nein, du hattest Recht. Es war besser, dass du zurückgeblieben bist. Ich habe mich voll und ganz auf das Geschäft konzentrieren können, anstatt nur an dich."

"Oh. Okey. Es...es freut mich, dass du deine Angelegenheiten klären konntest. Aber wieso hast du dich kein einziges Mal bei mir gemeldet? Selbst deine Gedanken hast du vor mir verborgen."

Kaiden verdrehte die Augen, bevor er knapp antwortete: "Ich hatte keine Zeit für dich."

"Oh." Fiel mir nichts besseres ein? Nein.

"Ich bin müde von der Reise. Würdest du mich in Ruhe lassen? Du kannst das Gästezimmer nehmen, dann störst du mich nicht beim Schlafen."

"Ich...ich soll ohne dich schlafen gehen?"

"Ja, das wäre das beste für die nächsten Wochen. Außer natürlich, du willst kurz die Beine breit machen. Dazu sage ich nicht nein."

Meine Mundlade klappte sich auf. Das musste ich einfach falsch verstanden haben.

"Wir reden morgen, wenn du ausgeruht bist. Vielleicht hast du einen Jetlag!", sagte ich wütend und stürmte aus dem Zimmer.

Was hatte Kaiden für ein Problem?

Lykaner (Kaiden & Irina)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt