Lykaner (Kaiden & Irina)

49 - Streit

Ich sehe Kaiden stumm an. Er fährt sich wütend durch die Haare und fährt dann mit seinem Wutanfall fort.

"Du machst die gleichen Fehler wie ich. Wie oft habe ich dir gesagt, dass ich nur dich will? Dass du mehr wert bist, als alles andere auf der Welt? Dass ich keine außer dich möchte! Aber du verstehst es einfach nicht!"

Ich zucke bei seinem Geschrei zusammen und beiße mir auf die Lippen, um nicht loszuheulen. Ich habe Kaiden noch nie so wütend erlebt. Immer ist er verständnisvoll und liebevoll in meiner Nähe gewesen.

"Ich kann einfach nicht anders, als das zu denken. Seit ich dich kenne, meint jeder, dass du mich nicht verdienst. Verdammt, glaubst es macht mir nichts aus, das zu hören?"

"Was die anderen sagen, interessiert mich nicht. Wieso interessiert es dich? Vertraust du meinen Worten nicht?"

"Wie soll ich darauf vertrauen, wenn du jedes Mal um den heißen Brei redest und nie Klartext? Du verschweigst mir die wichtigsten Dinge!"

"Weil ich dich nicht dadurch verlieren will!"

"Du machst es aber so doch nur schlimmer, Kaiden! Merkst du es nicht?"

Ich atme laut auf. Das Geschreie bringt doch nichts mehr. Je mehr wir uns streiten, desto schlimmer wird es.

"Ich will jetzt allein sein. Von mir aus, bleibe ich hier, wenn du das willst. Aber ich möchte dir in den nächsten Tagen nicht über den Weg laufen. Bitte, lass mich für eine Zeit in Ruhe."

Kaiden blickt mich verzweifelt an, stürmt dann plötzlich ohne ein weiteres Wort aus dem Raum.

Als er weg ist, fließen mir die Tränen über meine Wange. Warum ist alles bloß so kompliziert?

~K.

Ich renne hinaus, werde aber von Evan angehalten.

"Was ist?", frage ich unhöflich.

"Tut mir leid. Meinetwegen habt ihr euch gestritten."

"Nein, es ist nicht deinetwegen. Es wäre so oder so passiert. Pass bitte auf sie, ich muss hier jetzt raus."

Das schlechte Gewissen plagt mich. Ich hätte Irina nie so anschreien dürfen. Aber allein, dass sie denkt ich würde eine andere wollen, bringt mein Blut zum Kochen.

Ich bin einfach so wütend auf die ganze Situation. Mein Plan war es, sie zurückzugewinnen und nicht davonzuscheuchen.

Ich muss meinen Lykaner freilassen. Ansonsten kann ich mich nicht mehr beruhigen. Er schreit förmlich nach Freiheit.

~I.

Zwei Tage lang. Zwei verdammte Tage habe ich ihn weder gesehen, noch etwas von ihm gehört. Ich vermisse ihn. Ich habe ihn die letzten Monate vermisst. Aber dieses Mal bleibe ich stur. Jedes Mal bin ich ihm wieder um den Hals gefallen und was hat mir das am Ende gebracht? Er wollte jemand anderen markieren.

Ich glaube, dass ich nie wieder darüber hinweg sehen kann. Ich werde diesen Moment, nie vergessen können. Zu sehr schmerzt dieser Gedanke daran. Sobald ich Kaiden sehe, erinnere ich mich zurück. Egal, wie sehr ich ihn liebe oder ohne ihn nicht kann, das wird immer einen Keil zwischen uns treiben. Da bin ich mir sicher. Aber anderseits, liebe ich ihn einfach. Und ich weiß, dass er mich liebt. Wenn wir zusammenhalten, kann uns niemand trennen.

Ein Klopfen an meiner Tür unterbricht meine Gedanken. Es ist Evan, mein Bruder.

"Störe ich?"

"Nein, komm ruhig rein."

Er lächelt mich an und setzt sich auf einen Stuhl.

"Es tut mir leid, Irina. Meinetwegen habt ihr Streit. Ich hätte nie damit rausplatzen dürfen."

"Evan, es ist nicht deine Schuld. Ich hätte es so oder so erfahren."

"Es von ihm zu hören, wäre vielleicht doch besser gewesen."

"Daran hätte Kaiden selbst denken können. Wenn er mir soetwas verschweigt, dann ist das seine Schuld und nicht deine. Also hör auf dir ein schlechtes Gewissen zu machen."

"Willst du nicht mit ihm reden?"

Ich senke meinen Kopf.

"Doch. Ich muss sogar mit ihm reden. Ich habe darüber nachgedacht, wie es mit uns beiden weitergeht."

"Soll ich ihn hierher rufen?"

"Nein, ich brauche noch eine Weile um mich zu sammeln. Würdest du ihm nur Bescheid geben, dass ich ihn in einer Stunde sehen möchte? Draußen?"

"Natürlich."

Er steht vom Stuhl auf und kommt zu mir rüber. Dann gibt er mir einen Kuss auf die Stirn und verlässt somit das Zimmer.

Ich atme laut aus, ehe ich aufstehe und ins Bad nebenan gehe. Ich brauche eine kalte Dusche, bevor ich mich meiner Zukunft stelle.

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Wie entscheidet sich Irina?