43 - Trauer

13.3K 501 50
                                    

~K.

Mein bester Freund fällt mir erleichtert in die Arme, als ich einen Schritt nach draußen mache.

"Ich bin froh, dass sie dich nicht bestrafen werden."

Ich lächle ihn an und sage fest: "Ich muss jetzt gehen."

"Nein, keine Sorge. Sie ist schon fast da."

Mein Gesicht erhellt sich, als ich dies höre. Wie sehr ich sie vermisst habe. Ihr bezauberndes Lächeln, ihr betörender Duft, ihre wunderschönen haselnussbraunen Augen. Ich will sie einfach nur in meine Arme schließen und nie wieder gehen lassen."

"Kaiden?", höre ich die Stimme meiner Mutter.

Sie sieht mich immer noch emotionslos an, aber ich verstehe sie. Immerhin habe ich ihren Gefährten getötet. Dies zu verarbeiten, wird schwer sein.

"Ich bin froh, dass du draußen bist."

"Danke Mom."

Sie seufzt und schließt mich in die Arme.

"Es tut mir leid, wenn ich jetzt nicht für dich da sein kann. Aber ich halte es kaum hier aus. Ich möchte wieder nach Hause."

Sie entfernt sich von mir und sieht mich schuldbewusst an.

"Ich verstehe dich. Mom, es tut mir wahnsinnig leid. Du hast das alles nicht verdient."

"Aber er. Er hat es verdient und deshalb darfst du dich nie schlecht fühlen. Lebe dein Leben. Du hast das Glück deine wunderbare Erasthai gefunden zu haben. Sie wird eine bezaubernde Königin sein."

Meine Königin.

Ich lächle und verabschiede mich schließlich von meiner Mutter.

"Ich versuche so oft wie möglich, dich besuchen zu kommen. Außerdem bist du hier immer herzlich Willkommen!", sage ich zum Abschied.

Sie schenkt mir ein letztes Lächeln, ehe sie ins Auto steigt und wegfährt.

Nur wenige Minuten später, höre ich von weitem ein Auto.

"Das müssen sie sein!", sage ich aufgeregt, als ich spüre wie die Bindung zu Irina wieder stärker wird. Dadurch, dass sie fast ums Leben gekommen ist, wurde sie geschwächt.

Gott, wenn ich bloß daran denke, dass sie blutend in meine Armen lag und um ihr Leben kämpfe, stellen sich meine Nackenhaare auf. Ich bereue es kein bisschen, meinen Vater getötet zu haben. Schließlich hat er mir fast das wichtigste in meinem Leben genommen. Mich außerdem dazu gezwungen, mich mit einer anderen zu paaren. Vor den Augen meiner wahren Gefährtin.

Als das Auto wenige Meter quietschend vor uns stehen bleibt, laufe ich direkt hin, reiße die Tür auf und ziehe meine Erasthai, behutsam aus dem Auto.

Ich schließe sie direkt in die Arme und vergrabe meinen Kopf an ihrer Halsbeuge.

"Ich habe dich so unglaublich vermisst. Ich will dich nie wieder loslassen, moya luna."

Ich entferne mich von ihr und vergewissere mich, dass es ihr gut geht.

"Hast du Schmerzen? Willst du dich hinlegen? Wir können von mir aus, die nächsten Wochen gemeinsam im Bett verbringen."

"Wir müssen reden."

Erst jetzt fällt mir auf, dass sie den Tränen nahe ist. Sie scheint mit sich zu kämpfen und ich weiß jetzt schon, dass dieses Gespräch kein gutes Ende nehmen wird.

~I.

Als Kaiden und ich schließlich allein sind, atme ich laut auf. Wie soll ich das Gespräch bloß beginnen? Im Auto habe ich intensiv darüber nachgedacht, aber jetzt wo ich direkt vor ihm stehe, und seinen schmerzhaften Blick sehe, vernebelt sich alles in meinem Kopf.

"Kleines, ist alles in Ordnung?"

Ich schüttle meinen Kopf und versuche die Tränen zurückzuhalten. Er will auf mich zukommen, aber ich hebe abwehrend meine Hände.

"Nein, wenn du mir näher kommst, werde ich nicht mehr das sagen, was ich sagen möchte."

Sein Blick ist leer, aber ich spüre seine Angst.

"Ich habe die letzten Tage darüber nachgedacht. Jede freie Sekunde."

Er runzelt seine Stirn und scheint langsam zu ahnen, was kommt.

"Kleines, tu es nicht. Ich würde es nicht ertragen."

"Wir kannten uns überhaupt nicht und trotzdem, blieb ich bei dir. Du hast immer Scheiße gebaut und doch, habe ich dir verziehen. Weil ich dich wirklich liebe, Kaiden!", sage ich gequält.

"Aber ich kann das einfach nicht mehr. Wenn ich jetzt keinen Schlussstrich ziehe, dann wird es für immer so weiter gehen."

"Ich lasse nicht zu, dass du gehst!", knurrt Kaiden.

"Ich liebe dich und ich kann keine Sekunde ohne dich sein."

"Nein, Kaiden!", werfe ich ein. "Du liebst mich nicht. Wenn du mich nämlich wirklich liebst, dann hättest du Kaya nicht markiert."

"Ich habe sie nie markiert!", sagt Kaiden wütend.

"Verrate mir eins. Wenn Adam nur eine Sekunde später gekommen wäre, hättest du sie dann markiert?"

Sein Schweigen ist Antwort genug. Er massiert sich seine Schläfen und seufzt: "Lass uns bitte nicht mehr darüber nachdenken. Du bist immer noch verletzt."

"Nein, ich will das klären."

Er sieht mich nun wieder an und in seinem Blick, liegt so viel Schmerz drin.

"Der Gedanke, dass du denkst ich würde dich nicht lieben, bringt mich um, Kleines. Ich konnte dich nicht sterben sehen."

"Der Tod wäre gnädiger, als zuzusehen, wie du vor meinen Augen eine andere markierst und sie zu deiner Gefährtin machst! Lieber wäre ich gestorben."

"Sag soetwas nicht!", knurrt Kaiden.

"Ich kann das nicht mehr, Kaiden. Ich bin ein Mensch und ich halte es keine Sekunde länger mehr aus. Wir werden beide in Gefahr sein, wenn wir zusammen bleiben. Ich werde für dich immer nur ein Druckmittel sein. Man wird mich immer bedrohen, um an dir ranzukommen. Und du wirst mit allen Mitteln versuchen, mich zu beschützen. Selbst wenn es dein Leben kosten würde. Das lasse ich nicht länger zu."

Obwohl mir mein Leben gleichgültig ist, muss ich diese Worte sagen. Denn das wäre das einzige, was Kaiden davon abhalten würde, weiter mit mir zusammen zu sein.

"Wenn du mich liebst, lässt du mich gehen. Bei dir, ist mein Leben nur in Gefahr. Als ich dich nicht kannte, war mein Leben perfekt. Seitdem ich dich kenne, bin ich nur in Gefahr, weine jede Nacht und es fühlt sich an, als würde meine Seele brennen. Ich kann das nicht mehr, Kaiden."

Kaiden blickt stumm den Boden an. Er schluckt und seine Hände sind zu Fäusten geballt. Er kämpft mit sich, aber ich weiß, dass ich ihm gerade das Herz gebrochen habe.

"Es tut mir leid, Irina."

"Leb Wohl, Kaiden."

Lykaner (Kaiden & Irina)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt