Kapitel 2 - wahre Erasthai

4.1K 150 12
                                    

"Kaiden? Stimmt das?", erkundige ich mich mit gebrochener Stimme.

Er scheint abwesend zu sein, doch als er meine Gefühle spürt, kommt er direkt zu mir. Er legt seine Hände um mein Gesicht und sagt: "Ich werde dir alles später erklären. Nur denk nichts falsches. Ich liebe dich, moya koroleva. Nur dich."

"Was soll das Kaiden?", schreit eine hysterische Stimme. Ich versuche die Tatsache zu verdrängen, dass sie ihm beim Vornamen anspricht.

"Du hast mir versprochen, dass du diesen Zauber damals wieder brechen wirst. Vor zwei Jahrzehnten wurde sie geboren und ich hatte ein ungutes Gefühl. Ich wusste, dass jemand anderes geboren war. Jemand, der nun dein Erasthai ist. Doch sie ist die falsche und das weißt du."

Kaiden knurrte die Schönheit vor mir an und sagt: "Sie ist die Frau, die ich liebe. Wir werden das später klären."

"Du weißt, dass es stimmt!", sagte sie und blickt mich an.

"Wenn man keinen Zauber angewendet hätte, dann wären wir zusammen und du wärst ein erbärmlicher Mensch geblieben."

In Sekundenschnelle ist Kaiden an ihrer Seite und packt sie an ihrem Hals.

"Wage es nicht über meine Frau zu sprechen!", knurrt er bedrohlich.

Sie scheint keine Angst zu haben. Im Gegenteil. Sie lächelt.

"Oh, ich habe es vermisst, wenn du so grob zu mir bist."

Ok, das reicht mir. So schnell wie möglich renne ich nach draußen. An der frischen Luft angekommen, fange ich an mich zu übergeben. Großartig.

"Moya luna, ich bringe dich zu einem Arzt!", höre ich die panische Stimme meines Gefährten. Nun, ist er wirklich mein Gefährte?

Ich schubse seine Hand von mir weg, als er mich tragen will und fauche ihn an.

"Fass mich nicht an."

Kaidens Augen werden groß und seit 5 Jahren habe ich ihn noch nie so verletzt gesehen wie heute. Direkt bekomme ich ein schlechtes Gewissen, doch trotzdem bleibe ich standhaft.

"Ich brauche Zeit für mich."

"Lass es mir dir wenigstens erklären."

"Dafür hattest du jahrelang Zeit."

Ich stürme an ihn vorbei und vervollständige den Satz in meinen Gedanken.

Wenn du mir folgst, bringe ich dich höchstpersönlich um.

...

"Ahhhh!", schreie ich in mein Kissen hinein.

Wieso muss es so weit kommen? Diese Frau, es schien nicht so, als ob sie lügen würde. Immerhin hätte Kaiden sie direkt der Lüge bezichtigt und ihr womöglich den Hals umgedreht. Es verletzt mich zutiefst. Ich bin nicht seine wahre Erasthai. Ich bin nur der Ersatz. Ein jämmerlicher Ersatz.

Können wir reden?

Ich bleibe stumm. Kaiden sitzt schon seit Stunden vor der geschlossenen Tür. Er will meinen Wunsch respektieren, aber er will mich nicht komplett allein lassen.

Nein.

Mi princesa, bitte. Ich will dir alles erklären.

Ich will aber nichts davon hören. Geh endlich weg.

Ich werde dich niemals allein lassen. Erst Recht, wenn du wütend auf mich bist. Bitte, gib mir fünf Minuten um es dir zu erklären.

Ich gebe dir zwei.

Sobald ich zu Ende spreche, öffnet sich die Tür und Kaiden betretet unser Zimmer, während ich mich im Bett aufsetze. Seine Augen sind rot und er sieht verletzt aus.

Vorsichtig setzt er sich an die Bettkante und überlegt, ob er meine Hand nehmen kann. Schließlich zögert er nicht mehr, sondern hält sie nun fest. Ich will ihm meine Hand aus seinem Griff entziehen, doch er ist stärker.

"Deine Zeit läuft!", sage ich.

"Ich habe Anne das erste Mal vor etwa 200 Jahren getroffen. Ich habe die Erasthai-Bindung gespürt. Wir haben sie beide gespürt und konnten es nicht fassen. Kurz bevor wir uns...verpaart haben, wurden wir überfallen."

"Und dann?", frage ich und versuche nicht in Tränen auszubrechen.

"Ein Zauber wurde gesprochen. Die Bindung war weg. Ich hatte Anne versprochen, dass ich alles dafür tun werde, um dies rückgängig zu machen und den Zauber brechen werde. Erst dann werde ich sie markieren."

Ich entziehe Kaiden meine Hand und sage leise: "Ich habe genug gehört."

"Nein!", sagt Kaiden streng und zieht mich auf seinem Schoß.

"Zwei Jahre später habe ich erfahren, dass diese Erasthai-Bindung nicht echt war. Dies war ein Zauber um mich zu täuschen. Anne wusste nichts davon, auch sie war Teil eines Marionettentheaters. Wir sind im guten auseinander gegangen und seitdem habe ich sie nie wieder gesehen. Mein Wunsch meine Erasthai zu finden, war in diesem Moment noch größer. Dann fand ich dich und ich habe noch nie soetwas für jemanden gefühlt, wie für dich. Nichts war stark genug. Selbst dieser Täuschungszauber nicht. Ich habe nur dich geliebt, denn sonst hätte ich Anne auch damals ohne Zauber markiert. Du bist alles für mich, moya koroleva. Alles."

Lykaner (Kaiden & Irina)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt