Lykaner (Kaiden & Irina)

51 - Entschluss

~K.

Verzweifelt schlage ich immer wieder auf den Boden ein, der nun ein rießiges Loch hat.

In meinem bisherigen Leben, bin ich noch nie so angeschlagen gewesen. Ich kann es immer noch nicht fassen, dass zwischen Irina und mir nun alles vorbei ist.

Ich habe ihr versprochen, dass sie mich nie wieder sieht. Was aber nicht bedeutet, dass ich mich von ihr fernhalten werde. Ich werde immer an ihrer Seite bleiben und sie aus der Ferne beschützen. Der Gedanke daran, dass sie sich in jemand anderen verliebt und ich still dabei zusehen muss, zerstört mich. Ich kenne mich und meinen Lykaner. Würde ich das aushalten und ertragen? Ich weiß es in diesem Moment nicht, aber ich will Irina nicht mehr verletzen.

Mein Entschluss steht fest. Ich werde dafür sorgen, dass sie das Leben bekommt, welches sie verdient. Sie wird glücklich werden und all ihre Wünsche werden in Erfüllung gehen. Bis zum Ende, werde ich bei ihr bleiben. Dann werde ich ihr folgen. Ich werde nämlich keinen weiteren Tag auf einer Welt verbringen, in der sie nicht mehr ist.

"Kaiden!", höre ich eine Stimme aus der Puste.

Ich richte mich auf und klopfe den Staub aus meinen Klamotten. Mein Blick fällt auf Evan, der mich schweratmend anblickt.

"Was ist los?"

"Es...ich...ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll. Versprich mir bitte, dass du nicht ausflippst."

"Evan, was ist los?"

Meine Alarmglocken schrillen. Mein Lykaner wird wachsam. Etwas stimmt nicht. Ich gehe auf Evan zu und packe ihn an den Schultern: "Wo steckt Irina?"

"Es geht nicht um Irina."

"Worum dann?", frage ich angepisst.

Bevor er mir antwortet, spüre ich schon die Anwesenheit eines anderen Lykaners.

"Was willst du hier?", frage ich.

"Darf ich meinen Freund nicht besuchen?"

Ich knurre ihn bedrohlich an, während er mich angrinst.

"Soll ich dir vielleicht auch die Kehle ausreißen, wie ich es bei deiner Schwester getan habe?", frage ich bissig.

In seinen Augen blitzt Wut auf, aber er bleibt ruhig.

"Du hattest Glück, dass mein Vater dich freigesprochen hat. Aber denkst du, dass es keine Hintergedanken hat, mein König?", fragt er lächelnd.

"Ich werde deine rechte Hand werden."

Jetzt muss ich lächeln.

"Ich habe bereits jemanden in dieser Position. Adam ist mein engster Vertrauter. Denkst du wirklich, dass ich dich in meiner Nähe haben möchte? Ich wurde schon freigesprochen. Dein Vater kann mich nicht erneut anklagen."

"Es gibt einen Grund, weshalb dein Vater - den du ja getötet hast - Kaya zur Schwiegertochter machen wollte. Weil wir mächtig sind. Wir können jederzeit einen Krieg anfangen und wir wissen beide genau, wie das ausgehen wird."

Ich werde wütend. Er hat Recht. Zurzeit sind sie mächtiger als wir, aber ich kann ihn unmöglich zu meiner rechten Hand ernennen. Er würde alle Strategien erfahren und dann hätten wir einen gewaltigen Nachteil, wenn sie uns am Ende doch angreifen wollen. Mir muss etwas einfallen, doch wegen der Trennung mit meiner Gefährtin, kann ich immer noch nicht klar denken.

"Ich werde es mir überlegen und kontaktiere dich dann!", sage ich um Zeit zu schinden.

"Ich hoffe du bereust es nicht. Wo ist eigentlich die Königin?"

Ich balle automatisch meine Hände zu Fäusten.

"Zu gerne würde ich sie sehen. Auch wenn sie nur ein Mensch ist, würde ich sie nicht von der Bettkante stoßen."

Ich knurre ihn wütend an und laufe auf ihn zu, aber Evan packt mich am Arm.

"Nicht. Genau das will er!"

Ich atme schnell und versuche mich zu beherrschen, aber es klappt nicht.

"Lass mich los, Evan oder ich verletze dich."

"Nein! Hör auf damit. Irina würde das nicht wollen."

Mein Körper entspannt sich direkt, als ich ihren Namen höre. Trauer ersetzt das Gefühl der Wut und bevor ich in Tränen ausbreche, verlasse ich den Ort und laufe weg.

...

Ich fühle mich wie ein liebeskranker Teenager. Mein Herz blutet und ich kann an nichts anderes denken, als an sie. Ist sie noch im Haus oder hat sie ihre Sachen gepackt und ist gegangen. Ich benutze meine Fähigkeit, um ihren Standort auszumachen. Doch dann erwischt es mich wie einen Fausthieb. Ich kann sie nicht spüren. Es fühlt sich an, als wäre sie wie vom Erdbeben verschwunden.

Die Kette.

Ich renne so schnell wie möglich ins Haus und steuere auf ihr Zimmer zu. Sie ist nirgendswo zu sehen. Ihre Sachen sind auch alle da. Ich öffne die Schublade der Kommode, aber dort ist die Kette ihres Vaters.

Weshalb kann ich sie dann nicht spüren?

"Kaiden!", ruft Evan nach mir. Keine Sekunde später, steht er im Zimmer und sieht mich blass an.

"Was ist passiert?"

Wortlos reicht er mir mit zitternden Händen sein Handy. Fragend blicke ich ihn an, aber er scheint geistesabwesend zu sein. Ich schnappe mir das Handy und sehe eine unbekannte Nummer. Ein ungutes Gefühl überkommt mich plötzlich.

"Wer ist da?", frage ich aggressiv.

"Oho, ich spreche nun endlich mit dem König."

Diese Stimme kenne ich. Knurrend spreche ich: "Was willst du verdammt?"

"Ich habe da jemanden, die zu dir gehört. Obwohl...eigentlich bin ich mir da nicht so sicher. Immerhin kann ich keinerlei Besitzanspruch erkennen. Es wundert mich, dass du sie noch nicht markiert hast."

Meine Nackenhaare stellen sich auf und ich habe das Gefühl, als ob man mir die Luft zum Atmen genommen hat.

Irina.

"Wenn du ihr irgendetwas tust, dann schwöre ich dir, dass du dir den Tod wünschen wirst."

Damon lacht am anderen Ende der Leitung, was mich nur aggressiver macht.

"Ich denke nicht, dass du in der Position bist, mir zu drohen. Findest du nicht auch, Kasimir? Ich habe dir das wertvollste in deinem Leben genommen und ich werde sie mit Sicherheit nicht mehr gehen lassen. Oh und bevor ich es vergesse. Mach dir keine Mühe, sie zu suchen. Denn du wirst sie nicht finden. Immerhin trägt sie einen antiken Ring, der sie sozusagen unsichtbar macht."

Ich halte die Luft an. Woher hat er einen Ring? Als ich damals die Wirkung an Irina gesehen habe, hatte ich mit Vater gesprochen. Er meinte, dass es genau drei Ringe dieser Art gibt. Einen davon habe ich und die anderen zwei, befinden sich im Schloss. Wie kommt er an einen Ring heran? Außer er hat Hilfe von jemanden im Schloss bekommen. Aber wer ist der Verräter? Viel wichtiger noch, wie finde ich Irina?

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Eine Ahnung, wer der Verräter sein könnte?