6 - Anziehung

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~K.

In meiner Bewegung halte ich jedoch inne. Ich höre, wie sie sich von der Tür entfernt und ein Fenster aufmacht. Sie will hinausklettern.

Mein Lykaner liebt die Verfolgungsjagd, weshalb sich ein leichtes Lächeln auf meinen Gesicht bildet. Mit schneller Geschwindigkeit laufe ich nach draußen und sehe gerade, wie sie mit ihren Füßen den Boden berührt.

"Wieso läufst du von mir weg?", frage ich.

Erschrocken fasst sie sich an Herz und dreht sich zu mir um. Ich schnappe nach Luft, als ich sie zum ersten Mal erblicke. Ihre haselnussbraunen Augen sehen mich ängstlich an. Ich gehe einen Schritt auf sie zu, während sie einen nach hinten macht.

"Bitte! Hab keine Angst vor mir!", sage ich.

Ich weiß, dass sie mein Erasthai ist. Allein ihre Anwesenheit bringt mein Herz zum Schlagen. Mein Lykaner versucht die Kontrolle zu übernehmen um sie hier und jetzt zu markieren. Jedoch ist sie ein Mensch, weshalb das Ganze ein wenig komplizierter wird.

"Irina,..."

"Woher kennst du meinen Namen?", fragt sie mich ängstlich mit einem Hauch Wut.

Gott, allein ihre Stimme hat eine große Auswirkung auf mich. Die einzige, offene Frage ist, weshalb kann ich ihren Duft nicht wahrnehmen? Jedes Wesen hat einen Geruch, egal ob Mensch, Tiere oder übernatürliche Wesen. Bei ihr rieche ich absolut nichts.

"Schickt dich Damon?", fragt sie bissig.

Damon?

Mein Blut gerät in Wallung. Wer ist Damon? Wie nahe steht meine Erasthai diesem Kerl? Ich atme tief ein um nicht die Kontrolle über meinen Lykaner zu verlieren.

"Wer ist Damon?", erkundige ich mich und versuche dabei nicht eifersüchtig zu klingen.

Sie wirft mir einen undeutbaren Blick zu und spricht: "Wieso verfolgst du mich? Woher kennst du meinen Namen?"

Ich trete immer einen Schritt auf sie zu, bis sie ihr Rücken an eine Wand gelehnt ist. Ich unschließe mit meinen beiden Armen ihre Taille und vergrabe meinen Kopf in ihrem Nacken. Ich versuche ihren Duft aufzunehmen, jedoch scheitere ich.

"Wieso kann ich deinen Duft nicht wahrnehmen?", flüstere ich leise.

Sie hat ihren Atem angehalten und versucht mich wegzudrücken.

"Geh weg von mir und lass mich in Ruhe!", sagt sie, jedoch zittert ihre Stimme dabei.

"Ich habe dich endlich gefunden und ich werde dich nie wieder gehen lassen."

Ich küsse ihren Nacken und ziehe sie noch enger an mich.

"Lass mich los, du Idiot!", haucht sie leise.

Ich muss leicht kichern und entferne mich von ihr. Natürlich nicht zu weit entfernt.

"Ich bin Kaiden."

Ihre haselnussbraunen Augen schimmern durch die vielen Lichter. Eine Strähne hat sich gelöst und ich streife diese sanft mit meiner Hand weg.

"Ich habe noch nie etwas so wunderschönes wie dich gesehen."

Erschrocken blickt sie mich an und ihr schnell werdener Herzschlag bringt mich zum Schmunzeln.

"So wunderschön!", hauche ich leise, wobei ich mir nicht sicher bin, ob sie dies gehört hat.

"Bitte, ich muss wieder arbeiten."

Meine Stirn runzelt sich, als meine Augen über ihren Körper wanderten. Sie trägt einen viel zu kurzen Rock, der ihre wunderschönen Beine perfekt zur Geltung bringen. Dazu eine weiße Bluse, wobei ihr mir Ausschnitt entgegen springt. Eine Kette mit einem Ring war um ihren Hals gelegt. Der Ring sieht aus, als wäre er ein Familienerbstück.

"Ich möchte nicht, dass dich andere so sehen. Du gehörst mir!", spricht der Lykaner knurrend.

Erschrocken blickt sie mich an. Meine blauen Augen müssen dunkel geworden sein. Eines der Anzeichen, wenn mein Lykaner zum Vorschein kommt.

"Deine Augen...!", ruft sie panisch.

Ich schließe meine Augen und atme tief ein. Als ich sie wieder öffne, blicke ich Irina an.

"Wie hast du das gemacht?", fragt sie ängstlich.

"Tut mir leid, Kleines. Ich wollte dir keine Angst machen."

Sie windet sich in meinen Armen, jedoch halte ich sie fester.

"Bitte, lauf nicht von mir weg."

"Ich habe keine Zeit für das Ganze hier!"

Diesmal lasse ich sie los und sie rennt schnurrstracks ins Gebäude zurück. Ich fahre mir durch meine Haare. Verdammt, ich habe es übertrieben. Sie ist ein Mensch. Ich hätte sie nicht gleich überfordern sollen.

...

Wenige Minuten später verlässt meine Kleine den Club und ich folge ihr mit einem Sicherheitsabstand. Ich will, dass sie in Sicherheit ist. Immerhin ist es spät nachts und ich möchte nicht, dass ihr etwas zustößt. Außerdem habe ich Angst sie zu verlieren. Ich kann ihren Duft immer noch nicht wahrnehmen. Wenn ich sie einmal aus den Augen verliere, dann besteht die Möglichkeit, dass ich sie nicht mehr finden kann.

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Wie findet ihr den Sichtwechsel?
Zu häufig? Nicht gut? Wollt ihr nur eine Sicht?

Lykaner (Kaiden & Irina)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt