Kapitel 1

31.1K 660 126
                                    


Als ich den riesigen Speisesaal betrat, saß mein Vater bereits an „seinem" Ende des langen aus Akazienholz bestehenden Esstisch und trank einen Schluck von seinem Whiskey. In dem Moment, als er sein Glas wieder senkte, trat ich näher und und steuerte auf meinen Platz am vorderen Ende des Tisches zu.

„Ciao Principessa, schön dich wiederzusehen." Begrüßte er mich mit einem kaum sichtbaren Lächeln auf den Lippen, einem Gesichtsausdruck den ich in seinem sonst so emotionslosen Gesicht nicht wirklich oft zu sehen bekam und bat mich mit einer winkenden Handbewegung Platz zu nehmen.

„Wie war es in Texas Papà? Hat alles so geklappt wie du es dir vorgestellt hast?" fragte ich gespielt interessiert um ein Gespräch mit ihm ins Rollen zu bringen, nachdem Mrs. Donna, unsere Haushälterin uns das Essen serviert hatte und mein Vater noch nicht von selbst angefangen hatte mit mir zu sprechen oder sich für das zu interessieren was ich in seiner Abwesenheit gemacht habe.
„Sí Alyssa. Es ist alles genau nach Plan gelaufen." war zwar seine Antwort, aber ich wusste genau dass er mich wie die meiste andere Zeit auch, anlog.

Nachdem ich meinen Teller leer gegessen hatte, schob ich ihn ein wenig weiter weg von mir, nahm das Tuch von meinem Schoß, faltete dieses ordentlich zusammen und legte es dann neben meinen Teller.

„Papà?" Sprach ich ihn vorsichtig an, um ihn auf mich aufmerksam zu machen. Er sah auf, heftete seine dunkelbraunen Augen nun auf mich und sah mich fragend an.
„Darf ich mein letztes Schuljahr bitte auf einer richtigen Highschool zu Ende bringen?" „Nein." Antwortete er knapp und exte den Rest der bräunlichen Flüssigkeit in seinem Glas herunter um das Glas kurz danach nur erneut aufzufüllen.

„Aber warum? Du hast mich mein ganzes Leben lang hier eingesperrt! Und wofür? Dass ich irgendwann..." setzte ich mit erhobener Stimme an, wurde aber von meinem Vater unterbrochen
„Dass du was Alyssa? Dass du wie deine Mutter viel zu früh stirbst? Vergiss es! Da draußen ist es viel zu gefährlich! Ende der Diskussion... und jetzt geh zurück auf dein Zimmer!" Fuhr er mich harsch an und deutete mit schnell auf und ab senkendem Brustkorb auf die Treppe nach oben zu den Schlafzimmern.

Mein Vater ist eine tickende Zeitbombe, die jeden Moment droht in die Luft zu gehen.
Ein falsches Wort oder eine falsche Bewegung die ihm nicht gefällt und er explodiert! Und dann richtig. Es ist nicht so, dass er mich schlägt oder mich mit irgendwelchen Dingen bestraft, nein, er ist schlimmer. Er tut so als würde ich garnicht existieren und ignoriert mich dann Tage oder sogar mehrere Wochen lang.

Ich habe mich zwar mittlerweile damit abgefunden, da er sowieso viel unterwegs ist, aber er hat sich nicht schon immer so gefühlskalt verhalten.

Es gab Zeiten da führten wir ein komplett normales Familienleben.
Mal ganz von all den außergewöhnlichen Dingen, die mein Vater mir statt Fahrradfahren und schwimmen beigebracht hatte abgesehen, pflegten wir bis zu meinem 6 Lebensjahr so weit ich mich noch erinnern kann, sogar eine ziemlich gute
Vater-Tochter-Beziehung. Diese machte er allerdings in dem Moment, indem er erfuhr, dass meine Mutter bei einer Geiselnahme einer verfeindeten Gang, aus der er sie fast befreit hatte ums Leben gekommen ist, zur Nichte.

Seit diesem Tag vor zwölf Jahren, war das Leben nicht mehr das selbe.

Im Hause Martinelli wird nicht mehr viel miteinander gesprochen, positive in Erinnerung bleibende Momente gibt es kaum mehr, und seither gibt es für meinen Vater nichts wichtigeres als mich zu beschützen.

Ich weiß dass er es nur gut meint und mich bestmöglich auf das spätere Leben als mächtige Anführerin der Mafia vorbereiten möchte, aber er hat seine Gefühle schon immer über meine gestellt und nie richtig darauf geachtet was ich eigentlich möchte.

Ich hatte nie eine richtige Kindheit.

Als ich fünf war, hat er damit angefangen, mir beizubringen, wie ich Angreifer in die Knie zwingen kann, die viel stärker und größer als ich selber sind. Mit sieben habe ich angefangen das Schießen zu lernen und mit 9 „als meine Psyche schon einiges mehr verkraften konnte" wie er es zu sagen pflegte, initiierte er mir einige Foltermethoden die mir die gegnerischen Gruppierungen antuen könnten, um Lösegeld von meinem Papà für mich zu verlangen wenn sie mich draußen auf der Straße schnappten.

Die ersten Jahre haben mich diese Geschichten zwar wirklich davon abgehalten ein richtiges Leben führen zu wollen, da ich Alpträume von all den grausamen Sachen hatte die er mir erzählte. Aber mittlerweile bin ich achtzehn Jahre alt und habe mir über all die Jahre Fähigkeiten antrainiert, mit denen ich außerhalb meines Gefängnis ziemlich gut klar kommen würde.

Und? Wie findet ihr Kapitel 1 meiner Story?

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Und? Wie findet ihr Kapitel 1 meiner Story?

Ich weiß, ich weiß, es ist sehr kurz, aber ich bin eigentlich wirklich zufrieden🤍

You are my destiny Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt